30. Oktober 2017

Die Nacht an Bord unseres Nilschiffes war echt komfortabel, nicht nur weil erst um 7:15 Uhr Wecken war. Unser Programm begann um halb neun und wir sind zuerst zum unvollendeten Obelisken gefahren. Die Gegend um Assuan ist berühmt für ihren Rosengranit, den schon die alten Ägypter für ihre Zwecke – Sarkophage, Statuen, Obelisken etc. - zu schätzen wussten. In einem der zahlreichen Steinbrüche hier in der Gegend liegt ein riesisger Obelisk, der leider bei der Arbeit zerbrochen ist. Wenn er fertiggestellt worden wäre, dann wäre er der größte Obelisk überhaut gewesen. Man vermutet, dass er im Auftrag von Ramses II. geschlagen werden sollte. Wenn man so davor steht, dann kann man sich gut vorstellen, wie frustiert und traurig die Arbeiter gewesen sein müssen, als alle Mühe und aller Schweiß – drei Seiten waren schon fertig und es ging jetzt darum, den Obelisken vom Boden zu lösen – naja, als alle Anstrengungen von einer Sekunde auf die andere vergebens waren.
Zweites Ziel heute waren die beiden Staudämme, die hier in Assuan den Nil aufstauen. Der ältere Assuan-Staudamm aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ist schon ein  beeindruckendes Bauwerk, aber der Hochdamm von Assuan, der im Jahr 1971 fertig geworden ist, ist wirklich imposant. Vieles ist über die guten und schlechten Folgen dieses Jahrhundertprojekts diskutiert und geschrieben worden, und ich erinnere mich noch gut an die Erdkundestunden, die sich damit beschäftigt haben. Wenn man aber oben auf der Dammkrone steht, dann ist mit diesem Bauwerk für mich zu allererst Ingenieurskunst und technisches Können verbunden. Deshalb bekommt der Hochdamm von Assuan auch das erste Bild des heutigen Tages.
Nach der Besichtigung der Hochdamms sind wir zum Tempel von Philae gefahren. Dieser schöne Tempel aus der ptolemäischen Zeit liegt auf einer Insel im See hinter dem alten Assuan-Staudamm. Ursprünglich befand sich der Tempel auf der Insel Philae und war nach dem Bau des alten Damms teilweise überflutet worden. Ende der 1970er Jahre hat man den Tempel ab- und an seinem neuen Standort wieder aufgebaut. Philae war ein Heiligtum der Göttin Isis. Leider wurden viele der Reliefs in frühchristlicher Zeit zerstört, aber vieles ist auch noch erhalten und sehr eindrucksvoll. Zum Bild des Tages hat der Tempel es allerdings nicht geschafft. Da kommen in den nächsten Tagen noch einige andere.
Da der Tempel auf einer Insel liegt muss man mit dem Boot dort hin fahren und dabei wird die zur Zeit prekäre Lage des Tourismus in Ägypten deutlich. Auf dem See liegen dutzende und dutzende Boote vertäut, die keiner betreibt, geschweige denn benutzt. Nur eine Handvoll Boote sind in Betrieb, ein paar Touristengruppen fahren nach Philae, und die Krimskrams-Händler bieten schon fast verzweifelt ihre Waren an.
Auf dem Rückweg zum Schiff haben wir dann noch an ner Bank angehalten, und nach zwei erfolglosen Spielen an verschiedenen Geldautomaten in Luxor gestern morgen hatte ich heute beim ersten Anlauf Glück und habe jetzt wieder Ägyptische Pfund. Ich habe dann direkt mal so viel abgehoben, dass es bis Kairo langen sollte, und sollte wasübrig bleiben, dann kriegt Mostafa den Rest einfach am Ende der Reise in den Umschlag.
Die Mittagspause hatten wir auf dem Schiff, mal wieder mit sehr leckerem Essen und dann hatten wir unsere Feluken-Fahrt. Das ist in Assuan ein (fast) obligatorischer Programmpunkt für Touristen. Ich hatte nicht soooo dolle Erinnerungen daran von vor 25 Jahren, aber heute hat es mir echt Spaß gemacht. Es ging zur sogenannten Kitchener-Insel, benannt nach Lord Herbert Kitchener, der hier während seiner Zeit als britischer Vizekönig von Ägypten und Sudan seinem Hobby frönte und einen Botanischen Garten anlegen ließ. Mostafa gab uns eine Stunde zur Erkundung der Insel und ich habe diese Zeit für mich recht erfolgreich zur Vogelsafari genutzt. Ich kann mir vorstellen, dass ich am Ende der Tour genug Material habe, um Frantis Safari um eine Rubrik "Nordafrika" zu erweitern.
Um 16 Uhr sind wir mit der Feluke weiter gefahren, in einem zweiten Bogen über den Nil nach Süden und dann zurück zu unserem Hotelschiff. Dabei sind wir natürlich auch an einem weiteren Wahrzeichen von Assuan vorbeigekommen, dem Old Cataract Hotel, das man auf dem zweiten Bild des Tages sieht. Einer der zahlreichen prominenten Gäste hier war Agatha Christie und einige Szenen aus Tod auf dem Nil spielen hier und wurden auch hier gedreht (Stichwort: Poirots Frühstück auf dem Balkon).
Vor dem Abendessen hat Mostafa uns dann noch eine Einführung in den morgigen Tag gegeben. Wir fahren nach Abu Simbel. Um 4:30 Uhr geht's los. Und deshalb mach ich hier jetzt auch Feierabend und geh ins Bett.

P.S. Leider ist die Internetverbindung hier auf dem Schiff ziemlich gedrosselt, was Uploads angeht. Ich habe deshalb für die Bilder des Tages auf der Webseite die JPEG-Kompression erhöht. Wenn ich wieder flotteres Internet habe, dann werde ich die Bilder in der gewohnten Qualität hochladen.

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