Reiselogbuch - 2025 Latium


21. April 2024

Und da ist es: das erste Reiselogbuch der Saison 2025… Dieses Jahr bin ich spät dran. Ostern ist halt spät. Ähnlich wie letztes Jahr bin ich nur in der zweiten Woche der Osterferien richtig „op Jöck“, wenn man von dem Kurztrip nach Heidelberg mit meinen Eltern Anfang letzter Woche absieht. Und ähnlich wie letztes Jahr musste ich auch dieses Jahr die eigentlich komplett verplante Woche verkürzen. Dieses Jahr allerdings aus einem freudigen Anlass. Mein Neffe Paul geht am Samstag zu Kommunion. Das wollte ich natürlich nicht verpassen und habe im Herbst, als dieser Termin dann feststand, den Rückflug von Sonntag auf Freitag umgebucht.
Um heute morgen keine Hektik zu haben, habe ich schon die vergangene Nacht im Flughafenhotel in Köln verbracht. Da kenne ich mich schon aus. Auch meine Australientour im vergangenen Sommer hat mit einer Übernachtung dort angefangen. Die letzte Nacht war allerdings eher mäßig. Ich hab mir irgendwo in den vergangenen beiden Tagen nen Schnupfen eingefangen. Mist. Entsprechend war ich nicht urlaubsbereit, als mich der Handywecker um kurz nach sieben aus dem Schlaf riss… Half aber nix.
Für den Flug von Köln nach Rom habe ich Eurowings noch mal ne Chance gegeben, um dann allerdings festzustellen, dass Eurowings wenig mit dem Flug zu tun hat. Die haben mein Gepäck in Empfang genommen und mein Geld kassiert. Um den Rest musste sich Smartwings kümmern. Smartwings ist die größte Fluggesellschaft Tschechiens und verdient nicht schlecht Geld damit, dass sie Flugzeuge samt Besatzung an andere Fluggesellschaften verleast, die gerade Kapazitätsengpässe haben.
Obwohl Köln-Rom ja jetzt eigentlich ne 08/15-Strecke sein sollte, hatte ich heute also gleich zwei neue Erlebnisse. Ne neue Airline und ne neue Strecke. Die Strecke von Köln zum Flughafen Rom-Fiumicino hatte ich nämlich bis heute noch nie beflogen. Alle meine bisherigen Rom-Reisen waren entweder von anderen Flughäfen in Deutschland oder in einem Fall auch von Köln nach Rom-Ciampino, dem zweiten Flughafen der italienischen Hauptstadt. Oder es war eben ne Auto- bzw. Busanreise in die ewige Stadt.
Das Interieur unserer Boeing 737-800 war schon ziemlich müde und die Stühle standen ziemlich eng aber für die zwei Stunden bis Rom war’s okay. Die vier tschechischen Flugbegleiter haben professionell gearbeitet, auch wenn es nur Bezahlservice gab. Der Flug endete zwar in einer Rumpellandung, aber war ansonsten ereignislos.
Ereignisreich wurden dagegen die Minuten, nachdem der Flieger von der Landebahn gerollt war, wir alle unsere mobilen Endgeräte wieder einschalten durften und ich, ebenso wie viele meiner Mitpassagiere, die Nachricht vom Tod des Papstes auf’s Handy bekam. Da ging dann schon ein Raunen durch den Flieger.
Den Mietwagen übernehmen war flott erledigt, nachdem ich einen längeren Fußmarsch bis zur Mietwagenstation hinter mir hatte. Ich habe einen schönen grauen, spritzig motorisierten Fiat Panda (Im ersten Video der Reise habe ich ‚Punto’ gesagt. Das wurde schon innerhalb von Minuten angemerkt.)
Das Wetter war herrlich heute Mittag und so startete mein Urlaub mit ner Runde Planespotting. Das geht hier in Rom ziemlich gut. Es gibt sehr viel unterschiedlichen Verkehr. Die Ryanairflieger habe ich allerdings weitgehend ausgelassen… die sind mir mittlerweile echt zu langweilig. Was ich zu meinem Leidwesen allerdings feststellen musste, war, dass ich den Sonnenschutz zu Hause vergessen hab. Zum Glück gab’s aber an der Stelle, wo ich stand, Schatten, so dass das Spotten nicht hautschädlich wurde. Morgen früh fahre ich mal in den Supermarkt um die Ecke… Heute ging in der Hinsicht gar nichts. Feiertag. Alles zu. Sogar viele Restaurants haben hier an Ostermontag geschlossen.
Gegen halb vier habe ich mich auf den Weg zu meinem Quartier gemacht. Seht Ihr auf der Karte. Dazu gehörte auch eine fast halbe Runde um den Grande Raccordo Anulare, den Autobahnring rund um Rom. Ich wohne in Tivoli Terme/Guidonia… das liegt schon quasi am Fuß der Berge. (Zu den Bergen werde ich in den nächsten Tagen noch mehr erzählen.)
Nach dem ich den Fiat vom GRA runtergesteuert hatte, ging es über die Via Tiburtina weiter in Richtung Osten. Die Via Tiburtina ist eine der großen Ausfallstraßen von Rom, und ich meine, ich hätte heute schon ein kleines Dejàvu-Erlebnis gehabt, denn bei den Rombesuchen in den 1980er-Jahren sind wir auf dieser Straße in die Stadt reingefahren. Jedenfalls kam es mir irgendwie vertraut vor.
Das Hotel ist echt schön, und vor allem ruhig gelegen, ein paar mal von der Via Tiburtina weg abbiegen in nem Wohngebiet. Wobei der richtige Test ja erst morgen kommt, wenn das normale Leben hier in Italien wieder beginnt. Bin gespannt, ob’s dann auch noch ruhig ist. Nach den heutigen Ereignissen wird es hier nicht so wirklich normal sein. Rom ist in der Osterzeit sowieso voll mit Touris und mit Pilgern und jetzt kommt auch noch ein Papstbegräbnis und ein Konklave dazu. Da bin ich schon sehr froh, dass ich die Stadt selber dieses Mal aus meinen Reiseplänen ganz raus gelassen habe und mich auf den östlichen Teil der Region Latium konzentrieren möchte.
Morgen wird erstmal was länger geschlafen, auch wenn’s nur ein Kurzurlaub ist. Zum Glück gibt es hier Frühstück bis zehn. Wie ich dann den Tag gestalte, das muss ich mal sehen. Wird auch etwas vom Wetter abhängen.
Als Bild des Tages gibt es heute nen Blick auf Rom von oben. Da wusste ich noch nicht, was gerade rund um den Petersdom alles passierte.


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22. April 2024

Besser als heute kann ein Reisetag kaum sein. Ich durchgehend auf meinen eigenen Spuren unterwegs.  Als ich heute morgen die Fensterläden aufmachte, lachte ein blauer Himmel über Latium. Damit war klar, dass ich heute in die Berge fahren würde um einige wichtige Stätten meiner Jugend noch einmal zu besuchen.
Nach dem schönen italienischen Hotelfrühstück habe ich mich ins Auto gesetzt und bin die Via Tiburtina nach Osten in Richtung Tivoli gefahren. Auch heute hatte ich auf dieser Straße ein vertrautes Gefühl, besonders, als ich an den großen Travertin-Steinbrüchen vorbeigekommen bin.  
Hinter Villanuova schwingt sich die Via Tiburtina die Berghänge rauf. Tivoli liegt schon auf fast 300m Höhe am Hang. Die Berge gehören zum Zentralen Appenin. Ich habe gestern ein bisschen zu den Bergen recherchiert. So richtig schlau geworden bin ich dabei aber nicht. Es ist kompliziert. Ich bleibe jetzt einfach bei der Bezeichnung Sabiner Berge für die Gegend hier, obwohl das alles nicht so wirklich eindeutig ist.
Mein erstes Ziel heute war San Gregorio da Sassola und das in der Nähe gelegene Augustiner-Kloster Santa Maria Nuova. Hier haben wir Anfang der 1980er Jahre einen Familiensommerurlaub verbracht und waren dann auch mit den Kreuzweingartener Messdiener mal in den Osterferien da.
Es gibt zwar bequemere Anfahrten, aber ich bin ganz bewusst die alte Strecke von Tivoli aus nach San Gregorio gefahren. Die Straße schlängelt sich aus der Stadt raus am Hang entlang durch Weinberge, Olivenplantagen, Wiesen und Wäldchen und das Panorama über das Tiefland von Latium und der Blick auf die vorgelagerten Albaner Berge ist einfach umwerfend. An die Strecke und auch an die Ausblicke konnte ich mich noch sehr gut erinnern und habe mich ernsthaft gefragt, wie wir da mit nem Bus hingekommen sind. Mit dem Panda war es jedenfalls kein Problem… Der nimmt das hier sehr sportlich.
Kurz vor San Gregorio gibt’s nen kleinen Picknickplatz und da hat man schon den ersten dramatischen Blick auf den Ort. Seht Ihr im ersten Bild des Tages. Von San Gregorio ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Kloster, das oberhalb des Ortes auf einem Berg liegt. Ich habe draußen vor dem Tor geparkt und bin dann die Zypressenallee zur Kirche spaziert. Sieht man im zweiten Bild des Tages.
Ich habe echt gedacht, die Zeit wäre stehen geblieben oder der Panda wäre ein verkappter Delorean. Es gibt sogar noch eine Reinkarnation der italienischen Hirtenhunde, die schon in den 1980ern auf dem Gelände des Klosters lebten. Die Kirche hatte sich ebenfalls nicht verändert. Sehr italienischer Barock. Ich habe ein paar Fotos in die Familiengruppe geschickt und dann, als ich sah, dass die Family bei Whatsapp online war, gab’s die erste Videoschalte. Schon lustig. Heutzutage kann man die Leute zu Hause live auf die Erkundung mitnehmen.
Mein Italienisch reicht ja gerade um ne Speisekarte zu lesen und nach der Rechnung zu fragen, aber mit Hilfe von Google Übersetzer habe ich es geschafft einem älteren Herrn, der aus dem Gebäude kam, zu erzählen, dass ich vor 40 Jahren schon mal hier war und zu fragen, ob ich mich auf dem Gelände etwas umsehen dürfte. Kein Problem. Das Tor wäre offen. Und so bin ich dann durch die Anlage spaziert, habe in Erinnerungen geschwelgt, und auch noch meine Family per Videochat mit auf den Rundgang genommen. Nicht alles ist noch wie damals, aber sehr vieles war vertraut wie vor 40 Jahren. Der Blick auf die Sabiner Berge, das Tiefland von Latium und die Kuppel des Peterdoms am Horizont ist immer noch der gleiche. Als ich schon wieder langsam auf dem Weg Richtung Tor war kamen zwei Männer aus dem Olivenhain. Der eine sprach mich an und als ich nach meinem Standardspruch „No parlo italiano“ schon das Handy zücken wollte um den Übersetzer anzuwerfen, sagte er zu mir „Do you speak English?“ Das machte einiges einfacher. Er war halt geschätzt schon was jünger als ich und mit den Arbeitsklamotten und den Airpods in den Ohren hatte ich ihn für einen Angestellten des Klosters gehalten. Stellte sich aber heraus, dass er einer der vier Patres war, die aktuell in dem Kloster leben und sein afrikanischstämmiger, ebenfalls mit Bluetooth-Kopfhörern ausgestatteter Begleiter war auch kein angeheuerter Arbeiter sondern einer der beiden Fratres… *lach…
Wir haben ein bisschen erzählt und ich habe ihm von meinen Besuchen in der Vergangenheit berichtet. Dann musste er aber weiter an die Arbeit und ich habe nach einer weiteren Videokonferenz mit der Family auch langsam den Rückweg zu meiner Zeitmaschine, pardon, zu meinem Fiat Panda angetreten.
Als nächstes bin ich runter nach San Gregorio gefahren und durch den Ort spaziert. Ich hatte zwar keine Erinnerungen mehr daran, ob wir dort auch unterwegs gewesen waren (Meine Schwestern sagten nachher „Na klar!“), aber der Ort ist echt wie verwunschen. Ich glaube das Leben hat sich hier in den letzten dreihundert Jahren auch nicht wirklich verändert. Viele der Gassen sind so schmal und darüber hinaus mit Stufen, dass kein Auto durchkommt. Okay, Strom gibt’s mittlerweile… und Handys… Ich bin durch das Labyrinth der Sträßchen und Gassen spaziert und ich hätte hier schon das dritte und vierte Bild des Tages haben können. Einfach super schön und spannend. Und ich glaube ich war der einzige Tourist. Nach dem ausgiebigen Rundgang habe ich noch ein bisschen am Ortseingang gesessen und die Atmosphäre genossen… Alte Männer kaffeetrinkend auf der Piazza… die Carabinieri-Jüngelchen, die in ihrem Fiat vorbei kamen… Der Linienbus aus Tivoli… die Mini-Tankstelle am Straßenrand… alles sehr entschleunigt…
Ewig sitzen bleiben konnte ich da allerdings nicht. Es sollte heute ja noch mehr Programm geben. Ich habe mich also mit dem Panda auf den Weg zurück nach Tivoli gemacht.
Technischer Fortschritt hat ja auch was Gutes. Ich konnte problemlos mit meiner Park-App das Parken direkt am zentralen Platz von Tivoli bezahlen. Von da ging es zu Fuß zum Eingang der Villa d’Este. Das war auch bei den Besuchen in den 1980er Jahren ein beliebtes Ausflugsziel. Die Villa d’Este war der repräsentative Stadtpalast der Kardinals Ippolito d’Este, der im 16. Jahrhundert auch Statthalter von Tivoli war. Als einer der reichsten Geistlichen seiner Zeit brauchte er ein entsprechendes Quartier und so hat er ein Benediktinerkloster in Tivoli, natürlich mit schönem Blick über die Landschaft, zum Palast umbauen lassen, komplett mit Innenräumen, die mit tollen Fresken geschmückt sind und mit einem Renaissancegarten, der berühmt ist für seine Wasserspiele. Auch hier war ich über 40 Jahre nicht gewesen, aber die Erinnerungen waren noch sehr lebendig, inklusive des intensiven Geruchs der Buchsbaumhecken… Ich bin gemütlich durch die Anlagen spaziert, habe mich auch mal hier und da hingesetzt und habe auch schön fotografiert. Allein mit der Ausbeute aus der Villa d’Este hätte ich die Bilder das Tages bestreiten können. Aber die waren bei dem hochkarätigen Programm heute halt schon vergeben.
Der einzige Nachteil des Gartens der Villa d’Este – und den hatte ich nicht mehr in Erinnerung – ist, dass er am Hang und deutlich tiefer als die Villa und damit auch das Straßenniveau von Tivoli liegt. Ich hatte also einiges an Rampen und Treppen zu erklimmen, bis ich wieder am Ausgang war.
Wieder im Zentrum von Tivoli habe ich mir erstmal meinen üblichen Nachmittags-Pick-me-up genehmigt und in einer Bar am Tresen nen Espresso getrunken. Das, und das erste Eis des Jahres (zumindest für mich), hat mich dann aus dem Nachmittagstief gehoben. Es war jetzt schon gegen vier und ich hatte mir die Füße ziemlich platt gelaufen. Noch dazu bin ich dabei Opfer meiner Eitelkeit geworden. Ich wollte hier in Italien nicht so ganz touristisch rumlaufen und habe heute meine weißen Sambas getragen. Das passte eher zum Schuhwerk der Italiener, aber meine Füße waren entsprechend auch deutlich müder, als wenn ich mit den Hikingschuhen unterwegs gewesen wäre.
Der Panda und ich haben uns also wieder über die Serpentinen der Via Tiburtina in Richtung Tiefland gestürzt. In Tivoli Terme bin ich zuerst zum Conad gefahren. Das ist eine Supermarkt-Kette und hier in der Gegend, soweit ich das überblicken kann, die am meisten verbreitete. Hier habe ich die Zutaten für mein Picknick-Abendessen gekauft. Brot, Schinken, Käse, Oliven, Wasser und Vino Rosso aus Lazio. Mehr brauche ich nicht für nen perfekten Abendimbiss. Was ich zusätzlich allerdings brauchte waren Tempos. Auf meinen Schnops hat sich heute auch noch der Heuschnupfen draufgesetzt. Kein Spaß. Aber was hilft es? Für den Rest des Tages habe ich den lieben Gott nen guten Mann sein lassen. Das soll ja hier kein Stress werden und ich fand ich war fleißig genug.
Es war auf jeden Fall ein echter Hammer-Tag, nach so langer Zeit noch mal in die eigenen Fußstapfen zurückzukehren. Und noch dazu ist das hier ne wirklich superschöne Gegend in den Bergen.


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24. April 2024

Der letzte Abend meiner diesjährigen Osterferientour… dabei hatte ich gerade erst das Gefühl, hier so richtig angekommen zu sein. Eines ist jetzt schon sicher: Latium ist ein unterschätztes Juwel in Italien. Aber ich greife voraus… das offizielle Fazit der Tour gibt es erst mit dem letzten Logbucheintrag.
Heute morgen musste ich mich von meinem schönen Hotel in… ja… wo genau liegt es denn jetzt? So richtig schlau bin ich aus den Ortsbezeichnungen und vor allem aus den Ortsgrenzen hier nicht geworden. Also, ich habe die letzten drei Nächte wahlweise in Albuccione, Guidonia Montecelio, Bivio de Guidonia oder Tivoli Terme verbracht… man weiß es nicht so genau. Ist aber auch egal, das Hotel war sehr gut und vor allem für die Erkundung der Gegend, die ich erkunden wollte, sehr praktisch gelegen.
Nichtsdestotrotz, heute war Auschecken angesagt. Ich hatte mir einiges vorgenommen für den heutigen Tag, deshalb habe ich die Karte mal was größer gemacht, damit Ihr besser sehen könnt, wo ich war. Heute habe ich Latium nämlich richtig unter die Räder genommen.
Meine erste Station heute sollte Tusculum sein. Der vormals etruskische Ort Tusculum liegt auf der Nordseite der Albaner Berge, oberhalb des heutigen Ortes Frascati. In der Zeit der frühen römischen Republik wurde Tusculum nach einigen Wirren Teil des römischen Gebietes mit vollem Bürgerrecht. In der späten römischen Republik, d.h. im ersten Jahrhundert v. Chr., befanden sich in Tusculum die Sommersitze vieler vornehmer römischer Bürger, darunter Caesar, Gaius Marius, der jüngere Cato und Cicero. Da kann man ja mal kucken fahren. Leider kamen die ersten Zweifel an dem Unterfangen schon vor meiner Abfahrt auf, denn bei Google Maps stand bei Tusculum „geschlossen“. Naja, ich hatte erstmal nix anderes vor und bin trotzdem dorthin aufgebrochen. Kurz vor der Autobahnausfahrt von San Cesareo fing es dann auch noch an zu regnen. Supi.
Relativ bald nachdem ich von der Autostrada runter gefahren war, schwang sich die Straße die Hänge der Albaner Berge hinauf. Im Gegensatz zu den Apeninnen (zu denen auch die Sabiner Berge gehören), sind die Albaner Berge vulkanischen Ursprungs. Die vulkanische Aktivität in diesem Gebiet dauerte von 600.000 bis 20.000 v. Chr..
Tusculum liegt auf einer Höhe von über 600m. Der Eingang zum archäologischen Park war verwaist und ich bin einfach mal der Straße – eher ein asphaltierter Feldweg -  nach gefahren, durch den Regen und vorbei an offenen Schranken, bis ich oben auf dem Hochplateau ankam, wo der Großteil des antiken Orts gelegen hat. Nicht nur, dass hier geschlossen war. Die Ausgrabungsstätte war auch ne Baustelle. Man ist zur Zeit dabei, die Wege für die Besucher neu zu betonieren und zu pflastern. Mit Besichtigung war also nix. Ich bin aber trotzdem ausgestiegen und trotz Regentropfen ein bisschen spazieren gegangen. Die Aussicht auf die Albaner Berge und das Tiefland von Latium war echt eindrucksvoll. Für’s Bild des Tages hat es aber am Ende doch nicht gereicht.
Da die ausführliche Erkundung von Tusculum heute also ausfallen musste, habe ich kurz überlegt, was ich ersatzweise tun könnte. Da ich schon im Südosten von Rom war, hatte ich die Idee, zur Via Appia Antica zu fahren. Also rein in den Panda, runter vom Berg und über die Via Tuscolana durch Frascati durch zum Raccordo und dann weiter auf der Via Appia Nuova stadteinwärts. So weit so gut. Regensprenkel hatten mich bis hier schon durchgehend begleitet und mangels sorgfältiger Planung bin ich zwar an einigen Stellen der Via Appia Antica, einer der berühmtesten Straßen des Alten Rom, nahe gekommen, aber für ne Erkundung hat es am Ende nicht gereicht. Das Wetter tat sein übriges, mich vom Weiterfahren zu überzeugen und die Via Appia Antica auf einen späteren Besuch in der Gegend hier zu vertagen.
Ich habe mir also mit dem Panda den Weg zurück zum Raccordo gebahnt und bin nach Fiumicino gefahren, wo mein letztes Quartier für diese Tour liegt. Ich hab’s relativ problemlos gefunden, obwohl ich sagen muss, dass Google Maps ein paar Schwächen hier in der Gegend hat. Nicht nur, dass es sich schwer tut mit der korrekten Ansage der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr. Auch rechts und links sind nicht seine Stärken. Als jemand, der selber ne Rechts-Links-Schwäche hat, habe ich dafür ja ein gewisses Verständnis. Die Navigation wurde dadurch heute den ganzen Tag über aber nicht einfacher.
An der Villa Rosita, wo ich die letzte Nacht dieser Reise verbringe, musste ich noch ein bisschen warten, denn mein Gastgeber Federico war zum nahe gelegenen Flughafen gefahren um noch andere Gäste abzuholen. Um kurz nach zwei war er aber vor Ort, ich habe eingecheckt und mich dann auf den Weg nach Ostia Antica gemacht.
Ostia war der alte Hafen von Rom und ist heutzutage eine sehr gut erhaltene römische Stadt am Südufer des Tibers. Man findet hier fast alles, was eine römische Stadt braucht. Gepflasterte Straßen, Tempel, Kanalisation, Thermen, Tavernen, Geschäftshäuser, Theater… Ähnlich eindrucksvoll wie in Pompeji, allerdings ohne das dazugehörige Weltuntergangsszenario.
An einem der Eingänge zu den Ausgrabungen von Ostia Antica habe ich den Panda auf den Parkplatz gestellt und bin losmarschiert, den Decumanus maximus entlang. Als Decumanus bezeichnet man eine der beiden Hauptstraßen, die die Längsachse einer römischen Stadt bildet. Die Querachse war der sogenannte Cardo und am Schnittpunkt der beiden Straßen befand sich in einer geplanten römischen Stadt das Forum.
Ich überlege gerade, ob wir bei der Rom-Chorwallfahrt im Oktober 2001 in Ostia waren. Wenn nicht, dann ist mein letzter Besuch hier schon 40 Jahre her. Aber egal, wann ich zuletzt hier war, es ist echt schön hier. Das Gelände ist riesig und so verlaufen sich die ohnehin nicht sehr zahlreichen Touristen problemlos.
Rund zwei Stunden bin ich gemütlich durch das antike Ostia spaziert und habe in die eine oder andere Ecke gekuckt. Einen recht guten Eindruck von der Stadt bekommt Ihr im Bild des Tages. Vor allen Dingen die großen Pinien tragen zum Gesamtbild bei. Der Decumanus maximus verläuft im unteren Bilddrittel von links nach rechts, hinter dem bunt blühenden Busch.
Planespotting sollte es heute aber auch noch geben und so bin ich gegen halb fünf aufgebrochen zu meinem ersten Spotterplatz. Hat ein bisschen gedauert, denn der Flughafen Rom-Fiumicino, benannt nach dem Universalgelehrten Leonardo da Vinci, ist ziemlich weitläufig. Zum Glück gibt es mittlerweile Webseiten und Apps, die das Spotterleben leichter machen. Aber auch mit diesen Hilfsmitteln kann man nicht verhindern, dass man an einem Spotterplatz ankommt, nur um festzustellen, dass die Flugsicherung die Betriebsrichtung geändert hat. So ging’s mir auch heute. Also wieder rein in den Panda und weiter zum nächsten Spotterplatz, dahin wo ich auch am Montag schon tätig gewesen war. Schön war’s und ein paar interessante und auch wichtige Flieger habe ich vor die Linse bekommen.
Um halb acht habe ich mich dann aber auf den Heimweg gemacht. Das Licht war fast weg und ich hatte Hunger. Als Abendessen gab es was typisch Römisches: Spaghetti Cacio e Pepe in der Trattoria al Monte, zwei Straßen von meinem Quartier entfernt. Geschmeckt hat es sehr gut und ich habe mir schon mal online das Rezept organisiert. Am Service muss man in der Trattoria allerdings noch was arbeiten.
Morgen geht um kurz vor 14 Uhr mein Flieger zurück ins Rheinland. Bis dahin werde ich aber, gutes Wetter vorausgesetzt, noch ein bisschen Zeit mit Planespotting hier verbringen.


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23. April 2024

Nachdem ich ja gestern nen pickepacke vollen Tag hatte, hab ich es heute deutlich ruhiger angehen lassen… Ist ja schließlich Urlaub und soll nicht in Stress ausarten. Deshalb gab es heute auch nur einen einzigen Programmpunkt, aber der hatte es in sich – und er war wieder ein Auffrischen von Erlebnissen von vor über 40 Jahren.
Nach einem gemütlichen Frühstück und einem faulen Vormittag bin ich gegen Mittag zur Villa Adriana aufgebrochen. Auch hier waren wir in den 1980ern schon mal gewesen.
Die Villa Adriana, zu deutsch Hadriansvilla, war eine riesige Palastanlage, die sich der römische Kaiser Hadrian als Sommerresidenz bauen ließ. Hadrian wurde 76 n. Chr. in Italica im heutigen Spanien geboren und regierte von 117 bis 138 n. Chr.. Hadrian war der zweite der sogenannten Adoptivkaiser, da er per Adoption durch seinen Vorgänger Trajan zum Herrscher bestimmt worden war.
Zwischen 118 und 134 n. Chr. wurde auf Hadrians Anordnung die Villa als sein Landsitz am Fuß der Sabiner Berge errichtet. Ein Motto dabei war auf jeden Fall „Nicht kleckern, klotzen.“ Das Gelände ist riesig und die Bauwerke sind monumental. Die Größe der Anlage könnt Ihr auf der heutigen Karte sehen. Die Fläche betrug rund 125ha. Es gab hier alles, was einem Kaiser das Leben angenehm machte: Paläste, Tempel, Wandelgänge, Bankettsääle,  Theater, Thermen, Säulenhallen, ne Bibliothek, Gärten… sogar ne Feuerwache und ne Kaserne für die kaiserlichen Bodyguards. Hadrian war in seinem Leben weit rumgekommen und hat einiges, was er auf seinen Reisen gesehen hatte und was ihn beeindruckt hat, auch hier in seine Residenzanlage einbauen lassen. So findet man Anklänge an die griechische Kultur, aber auch ägyptisch-hellenistischen Einfluss in Form eines Serapeums. Das ist ein Heiligtum für Serapis, die aus Osiris und Apis kombinierte Gottheit, die ab dem vierten Jahrhundert vor Christus von den Ptolemäern am Nil populär gemacht worden war.
Das Gelände der Villa Adriana ist, wie gesagt, sehr weitläufig und so habe ich nicht den gleichen Fehler wie gestern gemacht und hatte stattdessen heute die geländegängigen Schuhe an. Wettermäßig hatte ich auch alles richtig gemacht. Nach dem Kaiserwetter gestern war es heute eher bewölkt mit einzelnen sonnigen Abschnitten. In den Sabiner Bergen hingen auch heute mittag schon graue Wolken und immer wieder grollte Donner aus der Ferne. Das hatte allerdings den Vorteil, dass es heute nicht so heiß war. Auf das riesige, zum großen Teil offene Gelände der Hadriansvilla kann die Sonne schon ganz schön drauf knallen und man will ja auch nicht ständig von Olivenbaumschatten zu Olivenbaumschatten hecheln. Da sich dieses Wetter heute morgen schon abzeichnete, hatte ich sicherheitshalber den Schirm mit dabei, aber gebraucht habe ich in nicht. (Im Moment regnet es aber hier in Tivoli Terme.)
Ich bin aller Ruhe über das riesige Gelände spaziert, habe mir die Bauwerke angekuckt und ausgiebig Fotos gemacht, sowohl mit dem Handy als auch mit der dicken Kamera. Dabei entstand das heutige Bild des Tages, eine der klassischen Ansichten aus der Hadriansvilla. Die Figuren sind allerdings Repliken. Die Originale stehen in verschiedenen Museen.
In der Villa Adriana war es heute wohltuend leer. Das kann wohl auch mit meiner Besuchszeit zusammengehangen haben. Allerdings wurde es auch im Laufe des Nachmittags nicht viel voller, wenn man von den französischen Schulgruppen absieht, die in Pulks durch das Gelände stromerten und mir dabei ein bisschen verloren vorkamen. Hat mich jetzt allerdings wenig gestört und ich habe meinen Rundgang in aller Ruhe fortgesetzt.
Die Villa Adriana ist ein echtes Highlight hier in Latium. Ich kann die Anlage nur empfehlen. Einziger kleiner Wermutstropfen war das „griechische“ Theater, das leider mit Gras bewachsen ist und keine Sitzbänke mehr hat. Das hatte ich mir bis zum Schluss aufgehoben und wollte dort das Video des Tages machen. Hab ich dann zwar auch, aber es war nicht so ganz, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der eine oder die andere von Euch hat es ja vielleicht in meinen Sozialen-Medien-Posts gesehen… *lach…   
Auf dem Weg nach Hause habe ich mir nen Espresso und ein Stück Kuchen gegönnt und außerdem habe ich noch ein bisschen was eingekauft. Auch heute gab es nämlich nen Imbiss im Hotel, weil ich von gestern noch Reste hatte und natürlich nix wegwerfen wollte. Was soll ich sagen? Das Leben könnte schlimmer sein. Was mich allerdings nervt, das ist der Heuschnupfen, und ratet mal, wer das Ceterizin zu Hause gelassen hat… *seufz… Ich hoffe mal, dass der Regen die Luft für morgen ein bisschen reinigt.
Tja, heute ist meine letzte Nacht hier in Tivoli Terme. Morgen geht es schon nach Ostia und eben habe ich auch schon den Online-Checkin für übermorgen gemacht. Kurzurlaub halt. Aber ich glaube ich werde relativ bald wieder hier in diese Gegend kommen. Das ist wirklich ne richtig schöne Ecke von Italien..


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25. April 2024

Ich sitze im Flieger. Durch kleine Lücken in den Wolken unter uns sieht man die Alpen. Unsere Smartwings 737-800 liegt ruhig in der Luft. Auch für meinen Rückflug hat Eurowings outgesourct.
Viel habe ich heute nicht mehr gemacht. Federico hatte mich gestern gefragt, wann ich auschecken wollte. "Kommt aufs Wetter an", hab ich gesagt, "...bei schönem Wetter um 9, bei Regen um 11." Seine Wetter-App versprach für heute morgen Sonnenschein und so war's dann auch. Das Frühstück in der Villa Rosita konnte zwar mit dem Frühstück in Tivoli Terme nicht mithalten, aber es war absolut okay.
Um Punkt 9 bin ich mit dem Panda in den letzten Tag gestartet. Die Gegend rund um den Flughafen kenne ich ja mittlerweile und so wusste ich, wo ich hin wollte.
Der Flughafen Rom-Fiumicino bietet sehr schönen Verkehr. Das weitläufige Gelände mit den beiden parallelen Nord-Süd-Pisten (sowie einer Bahn in Ost-West-Richtung, die aber nur für Starts in Richtung Westen raus auf das Tyrrhenische Meer genutzt wird) macht das Spotten anspruchsvoll, und frustrationsanfällig, wenn man den Funkverkehr nicht mithört. Man weiß halt nie sicher, welcher Flieger welche Piste ansteuert, und wenn man es auf der Flight-Tracker-App erkennen kann, ist es auf Grund der weiten Wege hier zu spät um den Ort zu wechseln. Mir sind daher ein paar schicke Flieger durch die Lappen gegangen.
Trotzdem hatte ich zwei schöne Stunden am Rand eines Haferfeldes... *schnief... Gegen Mittag wurde es langsam voll, am Schluss waren bestimmt sieben, acht italienische Spotter vor Ort ,die sich alle zu kennen schienen, und wie Italiener so sind, es wurde laut und alle redeten durcheinander. Ein weiterer Spotter kam etwas später dazu, der offensichtlich nicht zu den Locals gehörte. Er sprach mich an und stellte sich als Stuttgarter heraus... Wir haben uns ein bisschen unterhalten, aber leider lief meine Zeit ab. Ich musste ja noch den Panda tanken und zurückgeben, mein Gepäck auf die Reise schicken und selber durch die Security.
Tja, was soll ich sagen? Der Anlass ist zwar traurig, aber die nächsten Tage ist Rom ein Planespotter-Paradies. Regierungsflieger aus aller Welt werden sich ein Stelldichein geben. Ohne mich allerdings, denn wie gesagt, ich sitze im Flieger. Mittlerweile befinden wir uns im Sinkflug auf Kölle. Ich schreibe gleich im Zug weiter.

So, ich sitze in Deutz im RE22. Das Logbuch geht weiter: der Flug war gnädig kurz, aber das Landen müssen die Tschechen noch was üben. Die 737-800 ist nicht der einfachste Flieger, wenn es um das Aufsetzen geht, aber zwei "Paaf"-Landungen bei zwei Versuchen ist keine gute Quote.

Fazit der Tour: es hat sich absolut gelohnt. Von der Stippvisite in Tusculum abgesehen habe ich auf dieser Tour zwar nur Erinnerungen aufgefrischt, aber das hat ja schon einen Wert an sich. Ich finde Latium eine sehr spannende Gegend. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier mal zwei Wochen unterwegs zu sein, und dann gut vorbereitet und geplant den vielen braunen Schildern, die an den Straßenrändern auf Sehenswürdigkeiten hinweisen, zu folgen. Für dieses Jahr war es ein absolut passender Osterkurzurlaub voller Highlights, zu allererst natürlich der Besuch in San Gregorio.
Als Bild des Tages gibt es heute einen letzten Blick auf die Küste Latiums, kurz nach dem Start in Rom. Außer Fliegern habe ich heute sonst nämlich nichts fotografiert.


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