Reiselogbuch - 2017 Irland


18. Juli 2017

Heute war unser Inseltag... es hat sich nämlich in den letzten drei Jahren, wenn ich mit meinen Eltern op jöck war, so ergeben, dass wir eine Nacht auf einer eher abgelegenen oder zumindest nicht so leicht erreichbaren Insel waren. Vor zwei Jahren war das The Holy Island of Lindisfarne, letztes Jahr war's Iona und dieses Jahr ist es Inishmore, die größte der Aran Islands, die am Eingang der Bucht von Galway liegen.
Nach dem Frühstück sind wir von Galway an der Küste entlang nach Rossaveal gefahren, von wo die Fähren zu den Aran Islands ablegen. Hier war echt die Hölle los, denn die Aran Islands sind ein beliebtes Ausflugsziel vor den Toren von Galway, erst recht, da die Überfahrt nur 45 Minuten dauert.
Ich habe meine Eltern am Fährterminal abgesetzt, den Passat auf den Parkplatz gebracht, und dann sind wir, nur mit Übernachtungsgepäck zu Fuß auf's Schiff. Zu den Aran Islands gibt es nämlich keine Autofähren, und wenn man dort erst mal ist, dann weiß man auch wieso. Die Straßen hier sind nämlich eng und verwinkelt und von Steinmauern gesäumt. Auf Inishmore, das grade mal 31km² groß ist, gibt es 7000 Meilen an Steinmauern. Wenn alle Touris mit Autos hierher kämen, dann wäre die Insel ein einziger Stau. Deshalb muss man eben mit der Personenfähre übersetzen. Das heißt aber nicht, dass Inishmore und die anderen Aran Islands autofrei wären. Es gibt hier Shuttlebusse, mit denen man sich über die Insel chauffieren lassen kann. Als weitere Fortbewegungsmittel stehen außerdem Mietfahrräder zur Verfügung und man kann sich ne Kutsche mieten. Ein Fahrad mieten wäre für mich nicht mal eine Option gewesen, wenn ich alleine hier gewesen wäre. Dafür geht’s hier zu sehr bergauf und bergab, ist zu windig und letztlich auch zu weitläufig. Mit der Kutsche braucht man viel Zeit, und wir hatten ja nur einen halben Tag für die Erkundung der Insel.
Gegen elf war unsere Fähre in Kilronan, dem Hauptort von Inishmore. Wir haben zuerst unser Gepäck zum Quartier gebracht, das nur 200m vom Fähranleger entfernt ist. Leider konnten wir noch nicht auf die Zimmer und so sind wir erst ein bisschen in den Ort spaziert und haben uns bei Spar ein Mittagspicknick zuammengestellt.
Nach der Mittagspause haben wir uns mit einem der zahlreichen Shuttlebusse nach Dun Aengus bringen lassen. Dun Aengus ist ein prähistorisches Hügelfort, das in 100m Höhe auf den Klippen thront, die die Südwestküste von Inishmore bilden. Die ältesten Teile der Anlage, der innere Kreis, stammen aus der Bronzezeit und sind damit ca. 3000 Jahre alt. Wahrscheinlich war die Anlage ursprünglich mal kreisförmig, bevor Teile mit abbrechenden Klippen in den hundert Meter tiefer wogenden Atlantik gestürzt sind. Die äußeren Ringe stammen aus der Eisenzeit und sind immerhin noch zwischen 1500 und 2000 Jahre alt. Die Bezeichnung Hügelfort ist zwar naheliegend, aber die Lage von Dun Aengus lässt eher auf eine religiös-zeremonielle Funktion als auf eine militärische schließen.
Der Aufstieg nach Dun Aengus vom Visitor Center dauert rund 20 Minuten. Da es dabei ziemlich bergauf und auch über steinige und felsige Wege ging, hat meine Mutter auf den Weg verzichtet und ich war mit meinem Vater alleine dort oben... wobei... „alleine“ passt nicht so wirklich, denn als Haupttouristenattraktion von Inishmore war Dun Aengus sehr gut besucht und wir waren dort alles andere als alleine.
Um halb drei waren wir wieder unten, wo uns wenig später der nächste Driver-Guide in seinen Kleinbus lud und die Inselrundfahrt weiterging. Apropos „Driver-Guide“... Da muss ich noch mal kurz zurück an den Anfang des Tages kurz nach unserer Ankunft auf Inishmore. Die Art, wie die Fahrer der Shuttlebusse hier um Kunden werben, hatte etwas stark orientalisches. Man hat sich kaum getraut, nein zu sagen. Dabei ist der Preis eigentlich einheitlich: 15 Euronen pro Person für die standardisierte Inselrundfahrt. Ich war jedenfalls alles andere als erbaut. Unser zweiter Fahrer stellte sich darüber hinaus auch als einer jener aufdringlichen Driver-Guides heraus, die wir morgens noch mit viel Willenskraft stehen gelassen hatten. Heute nachmittag entpuppte er sich dann aber doch als freundlich und mit viel Wissen über die Insel.
Gegen viertel nach vier waren wir wieder in Kilronan und meine Mutter hat dann noch ein bisschen Aran Islands-Stricksachen geshoppt. Anschließend gab's ne kleine Pause und um halb sieben kam uns der Shuttlebus abholen, der uns zum Restaurant gefahren hat. Unser Guesthouse hat zwar theoretisch auch ein Restaurant und ne Bar, aber die sind heute beide geschlossen, denn der Koch hat am Wochenende geheiratet. War zwar jetzt ein bisschen umständlicher für uns als ich es mir vorgestellt habe, aber das Essen in dem anderen Restaurant war topp.
Wir haben auch heute den Abend mit Herzblättchenspielen auf der Terrasse unseres  Quartiers ausklingen lassen. Jetzt ist es viertel nach zehn und ich bin reif für die Heia. Weiß auch nicht warum, aber ich bin schon den zweiten Abend hier so richtig müde. Mag an der Seeluft liegen.
Das Bild des Tages ist heute eine Detailaufnahme der innersten Mauer von Dun Aengus, die wie die gesamte Anlage als Trockenmauer konstruiert wurde. Morgen fahren wir schon um viertel nach acht mit dem Schiff zurück auf's irische Festland und dann geht’s durch Connemara...

 

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19. Juli 2017

Die Nacht war recht früh zu Ende heute. Da wir schon um 8:15h mit der Fähre von Inishmore zurück nach Rossaveal wollten und vorher auch noch gefrühstückt haben sollten, mussten wir entsprechend früh raus.
Schon während der Nacht hatte ich gehört, wie der Regen auf das Dach unseres Quartiers in Kilronan geprasselt war (mein Zimmer war im Dachgeschoss), und beim Aufstehen heute morgen regnete es immer noch. Regen hat dann auch die ersten zwei Drittel des heutigen Tages bestimmt. Die 45 Minuten Fährüberfahrt waren ruhig und im Laufe der Reise hörte der Regen für ein Weilchen auf, so dass ich mich an Deck aufhalten und ein bisschen Vögel beobachten konnte. Allerdings ist es schon etwas spät im Jahr, so dass sich das See-Vogelleben hier in Landnähe eher in Grenzen hält. Ein paar Trottellummen, etliche Atlantiksturmtaucher, einige Möwen und Krähenscharben und das war's... aber immerhin.
Kaum waren wir wieder an Land setzte der Regen erneut ein und er hat uns auf dem ersten Teil unserer Connemara-Rundfahrt fast durchgehend begleitet. Wir haben uns ziemlich an unsere Regentage auf Mull im vergangenen Jahr erinnert gefühlt und auch für Connemara kann man sagen, dass es bei jedem Wetter eindrucksvoll ist, inklusive bei Regen.
Wir sind heute über weite Strecken dem „Wild Atlantic Way“ gefolgt, einer insgesamt 2500km langen Route, die von der Nordspitze der Insel Irland bis nach Kinsale ganz im Süden die Atlantikküste entlang zu den landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten dieser Region führt. Da haben wir heute schon einiges an grandioser Landschaft gesehen, wenn auch mehrheitlich durch die verregneten Scheiben des Passats.
In Clifden gab es eine schöne Mittagspause in einem gemütlichen Café und danach ging es wieder auf die Straße. Die sogenannte Sky Road, die sich westlich von Clifden über die Hügel und an der Küste entlang windet, ist einer der spektakulärsten Teile des Wild Atlantic Way, die wir bisher gesehen haben. Leider hat das Wetter den Blick vom Aussichtspunkt hoch über der Küste etwas vermaselt, so dass ein anderes Panorama das heutige Bild des Tages gewonnen hat. Das ist nämlich der Blick durch das Doolough Valley, inklusive der R335, auf der wir grade gefahren waren. Wie Ihr seht: auch wenn die Wolken noch in den Bergen hängen ist es hier im Westen Irlands echt wild und schön.
Vor der Fahrt durch das Doolough Valley hatten wir noch einen kurzen Stopp am Visitor Center des Connemara National Parks eingelegt. Das Informationszentrum ist zwar nicht besonders groß, aber es erklärt schön die Bedeutung des Nationalparks und die Entstehung der für Irland so typischen Torfmoore.
Von Louisburgh am Ende des Doolough Valley ging die Fahrt vorbei am heute wolkenverhangenen Croagh Patrick, einem der heiligen Berge Irlands, in dessen Flanken man sehr deutlich die Spur des Pilgerwegs sieht, der hinauf zum Gipfel führt. Über Westport sind wir dann gegen halb sechs in Castlebar angekommen, dem heutigen Etappenziel. Unser freundlicher Landlord hatte uns ein irisches Restaurant, nur ein paar MInuten zu Fuß von unserem Quartier, empfohlen. Leider waren alle Tische belegt, als wir dort auf der Matte standen und so sind wir in einem italienischen Restaurant hier gelandet,wo das Essen auch sehr gut und sehr reichhaltig war.
Irgendwie bin ich auch heute abend wieder richtig platt, dabei haben wir außer im Auto zu sitzen nicht wirklich viel getan. Vielleicht liegt's an der Seeluft... oder daran, dass ich dieses Jahr besonders dringend Ferien brauchte.
Morgen wird’s etwas gemütlicher als heute. Frühstück ist erst um halb neun und danach geht es wieder 'on the road', um die nächsten landschaftlichen, und morgen auch archäologischen, Höhepunkte im Grenzgebiet der Counties Sligo und Donegal zu besuchen.

 

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21. Juli 2017

Wir sind in Belfast, und eine der spannendsten Fragen der Tour wurde heute geklärt: Wie sieht die Grenzkontrolle zwischen der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland aus? Kurze Antwort: es gibt keine Grenzkontrolle. Wir sind in der Nähe von Derry (die Engländer und die protestantischen Nordiren nennen die Stadt Londonderry) über die Grenze gefahren, und das einzige, was uns drauf aufmerksam gemacht hat, war ein Schild „Welcome to Northern Ireland“, auf dem auch noch jemand schwarze Farbe über das Wort 'Northern' gesprüht hatte. Man merkt allerdings doch deutlich, dass man nicht mehr in der Republik Irland, sondern im Vereinigten Königreich ist. Nicht nur, dass die Straßenbeschilderung anders ist, und das plötzlich Entfernungen in Meilen gemessen und die Spritpreise in Pfund angeschlagen werden. Nordirland ist auch sauberer und aufgeräumter und besser organisiert.
Wichtigstes Besichtigungsziel war heute der Giant's Causeway. Das ist eine Ansammlung von circa 40.000 sechseckigen Basaltsäulen, die dicht nebeneinander stehend eine Landzunge bilden, die in den Atlantik hineinragt. Vulkanisch gebildete Basaltsäulen sind jetzt zwar nichts so Ungewöhnliches und es gibt auch in der Eifel mehrere Fundorte, aber in der Art, wie sie hier am Giant's Causeway zu sehen sind, sind sie schon sehr eindrucksvoll und nicht zu unrecht ein UNESCO Weltkulturerbe, das einzige in Nordirland.
Bevor wir zum Giant's Causeway kamen, hatten wir aber vorher noch in Colraine ein bisschen eingekauft und in Portrush zu Mittag gegessen. Das war nicht ganz so einfach gewesen, denn obwohl Portrush in ziemlicher Touri-Ort ist, machten die meisten Restaurants dort erst am späten Nachmittag auf. Wir haben dann aber doch eine Lokalität gefunden, die uns zugesagt hat und wo wir schöne Fish and Chips bekommen haben.
Von Portrush sind es nur ein paar Meilen bis zum Giant's Causeway. Dort waren wir nicht alleine. Es gibt ein richtig großes Visitor Center, mehrere Parkplätze und Park&Ride-Parkplätze und Buspendelverkehr und das alles steht unter der Aufsicht des National Trust.Auch bei den Eintrittspreisen ist man – wie meist im Vereinigten Königreich – nicht zimperlich. Pro Erwachsenem kostet der Besuch des Giant's Causeway 10,50 ₤.
Der Himmel war grau und ein paar Tropfen fielen, als wir auf den Parkplatz fuhren, und dann hat die Truppe geschwächelt... meine Eltern wollten nicht aussteigen. Naja, was soll ich sagen? Zwingen kann man ja niemanden zu seinem Glück und so bin ich alleine losgezogen. Man läuft ne Viertelstunde vom Visitor Center zum Causeway (und wer will, der kann sich die Strecke auch mit einem Shuttlebus fahren lassen). Es war zwar einiges los, aber am Causeway selber verläuft sich die Menge schon ziemlich, auch wenn der Causeway nicht so weitläufig war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Und auch das Riesenbrimborium, das am Visitor Center gemacht wird, ist ein bisschen übertrieben. Der Causeway liegt landschaftlich sehr malerisch, und auch die Ansammlung von Basaltsäulen, die ins Meer hinausragt und über die man auch drüber klettern kann, ist echt sehenswert. Aber ich hatte es mir schon noch ein bisschen spektakulärer vorgestellt. Trotzdem tut es mir nicht leid, die 10,50 ₤ investiert zu haben, denn der Reiz des Giant's Causeway erschloss sich mir vor allem, als ich dann auf und zwischen den Basaltsäulen stand. Die bieten nämlich viele, viele Fotomotive, die weniger in der Totalen als vielmehr im Detail liegen. Und damit wären wir beim Bild des Tages. Man sieht ein Doppelsechseck, das von zwei etwas tieferliegenden Säulen gebildet wird und in dem sich Regen und Brandungswasser gesammelt haben. Die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor und spiegelt sich in dem kleinen Becken, während die hineinfallenden Regentropfen schöne Kreise ziehen. Und dabei ist der Ausschnitt des Bildes vielleicht grade mal anderthalb Meter breit.
Als ich wieder am Auto war, hatten meine Eltern grade ihr Mittagsschläfchen beendet.Ich glaube, das hat ihnen auch in den letzten Tagen etwas gefehlt.
Die Weiterfahrt entlang der Küste der Grafschaft Antrim bot dann noch etliche fantastische Blicke auf Land und Meer, aber ich habe jetzt schon so viel Landschaft hier in diesem Reiselogbuch gezeigt, dass es heute mal was anderes sein sollte.
Auf schmalen Küstenstraßen - und die letzten 25 Meilen dann auf Schnellstraße und Autobahn - haben wir heute abend Belfast erreicht, wo wir die nächsten zwei Nächte sein werden. Morgen haben wir hier einen ganzen Tag zur Stadterkundung.

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20. Juli 2017

Heute ist Halbzeit... die Zeit fliegt nur so dahin...
Nachdem gestern der Tag im Zeichen des Regens stand, hatten wir heute ziemliches Glück mit dem Wetter. Es hat immer dann geregnet, wenn wir sowieso im Auto saßen, oder wenn wir problemlos ein paar Minuten warten konnten, bevor es mit dem Programm weiterging.
Gestern waren wir ja recht früh gestartet und deshalb hab ich heute morgen das Frühstück erst für halb neun angesetzt. Danach haben wir den Passat beladen und sind von Castlebar in Richtung Norden aufgebrochen. Vor dem ersten Programmpunkt musste etwas Strecke gemacht werden, aber gegen elf waren wir dann in Carrowmore, in der Nähe von Sligo. Hier wurde ab 3700 v. Chr. eine Anlage, eigentlich könnte man sagen „Friedhof“, aus sogenannten 'Passage Tombs' errichtet. Der deutsche Ausdruck Ganggräber ist nicht ganz akkurat, weil man mit 'Ganggräbern' eigentlich eine andere Bauform von Megalithgräbern bezeichnet.
Irland ist ein Zentrum jungsteinzeitlicher Megalithkultur und Carrowmore ist einer von vier größeren Gräberkomplexen auf der Insel. Die Dolmengräber sind über Wiesen und Weiden verstreut und es gibt ein kleines Museum, das die Bauweise und die Örtlichkeiten erklärt. Die Regenschauer, die kurz nach unserer Ankunft über das Gelände hinwegzog, konnten wir im Museum locker aussitzen und dann sind wir zwischen den Dolmengräbern spazieren gegangen und haben uns alles angekuckt. Es gibt zum Beispiel auch einen teilweise rekonstruierten Grabhügel, an dem man schön erkennen kann, wie die Konstruktionen vor 5000 Jahren ausgesehen haben müssen. Leider wurden seit dem die Grabhügel als Steinbrüche missbraucht, so dass in der Regel nur noch der äußere Ring aus Findlingen und die innere Grabkammer als freistehende Dolmenkonstruktion übrig geblieben sind. Es war auf jeden Fall sehr spannend und wie diejenigen von Euch, die schon ein paar meiner Reiselogbücher verfolgt haben, wissen, kann man mir mit jungsteinzeitlichen Sehenswürdigkeiten immer ein Freude machen. Das Foto des Tages wäre zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall schon gesichert gewesen, aber es sollten noch ein paar Höhepunkte kommen.
Von Carrowmore sind wir nach Sligo in die Stadt gefahren, was nur ein paar Minuten Weg sind. Dort haben wir dann ziemlich gesucht und unfreiwillige Stadtrundfahrt gemacht, bis wir die Sligo Abbey gefunden hatten... und dann ob des einsetzenden Regens doch nicht besichtigt haben. Sligo ist jetzt auch nicht so der Bringer als Stadt. Was wir auch nicht gefunden haben, das war Supermarkt. Trotz intensiver Suche sind wir nachher bei nem Spar, der zu einer Tankstelle gehörte, gelandet und haben die Vorräte für das Mittagspicknick aufgefüllt. Und dann ging es weiter nach Norden. Unser Mittagspicknick wurde zwar durch einen weiteren Regenschauer abgekürzt, aber für den Rest des Tages hatten wir Glück mit dem Wetter.
Unser heutiges Etappenziel war Donegal, aber das haben wir erst mal links liegen lassen und sind noch ein bisschen weiter gefahren. Dabei sind wir unter anderem über den Glengesh Pass gekommen, der südwestlich von Ardara auf eine Hochebene führt. Die Landschaft hier ist nicht das, was ich bisher als typisch irisch empfunden hätte. Alles ist karg, weitgehend baumlos und einsam, mit nur ein paar vereinzelten Häusern und kleinen Weilern. Es wirkt eher skandinavisch oder schottisch.
Am späten Nachmittag stand dann noch ein letzter Höhepunkt an. Wir sind zu den Klippen von Slieve League gefahren, die mit rund 600m Höhe zu den höchsten Meeresklippen Europas zählen. Tja, Ihr seht es ja selbst im Bild des Tages: Das Panorama da oben ist der Hammer. Und wir hatten auch noch richtiges Glück mit dem Wetter. Wir haben uns dann auch schön viel Zeit an dem Aussichtspunkt gelassen, fotografiert und die Aussicht genossen.
Eine knappe Stunde fährt man dann noch von den Slieve League Sea Cliffs zurück nach Donegal... natürlich auf dem Wild Atlantic Way. Heute abend gab es zum Abschluss eines tollen Tages noch ein gemütliches Abendessen in der Bar unseres Hotels, inklusive Guiness und Smithwick's.
Auch morgen starten wir gemächlich in den Tag. Frühstück ist wieder um halb neun. Morgen wird es aber auch spannend, denn es geht nach Nordirland hinein. Auf dem Programm steht zwar wieder hauptsächlich Landschaft, aber morgen abend sind wir dann in Belfast.

 

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22. Juli 2017

Belfast... ich war sehr neugierig auf diese Stadt und hatte irgendwie Bilder von Industrie, heruntergekommenen Stadtteilen und die Adjektive „schäbbig-schmuddelig“ im Kopf... weit gefehlt. Belfast ist echt schön... und sauber... und spannend...
Ich habe heute etwas getan, was ich eigentlich vorhatte, nie zu tun. Wir sind mit einem City Sightseeing Hop on-Hop off-Bus gefahren. Was soll ich sagen? Es war besser als erwartet. Als Ersatz oder Alternative zum öffentlichen Nahverkehr ist sowas zwar untauglich, aber als Stadtrundfahrt mit Erklärungen war's echt ziemlich gut. Zumindest hier in Belfast und mit den Guides, die wir hatten. Aber ich erzähl jetzt mal von vorne.
Gestern abend hatten wir uns, gegen meine ausdrücklichen Bedenken, für die Hop on-Hopp off-Tour entschieden, schon alleine aus dem Grund, weil wir so einen Eindruck von allem Sehenswerten in Belfast bekommen könnten, ohne selbst fahren zu müssen. Die Tickets konnte man hier in unserem (echt sehr schönen) Guesthouse kaufen, und die haben uns sogar noch den City Sightseeing Shuttle organisiert, der uns am Quartier abholte und uns pünktlich zum Startpunkt der Rundfahrt brachte. Um 10 Uhr ging's los. Wir sind durch die guten und weniger guten Gegenden von Belfast gefahren worden, und der Guide hat uns sehr viel über die Geschichte der Stadt, die Probleme zwischen den Loyalists (denjenigen Nordiren, die zu Großbritannien gehören wollen und die weitestgehend protestantisch sind) und den Nationalists (denjenigen Nordiren, die lieber zur Republik Irland gehören wollen und die weitestgehend katholisch sind) erzählt. Wenn man durch Belfast fährt, dann kann man die jeweiligen Wohngegenden gut erkennen. Vor allem in den Wohnvierteln der Loyalists hängen mehr britische Fahnen, als in London zum Geburtstag der Queen. Die Nationalists sind etwas zurückhaltender, aber auch hier sieht man die grün-weiß-orangen Farben der Republik Irland an Häusern und Straßenlaternen.
Interessanterweise beschränken sich diese Zurschaustellungen der jeweiligen Anhängerschaft auf die Arbeiterviertel. In den guten Gegenden von Belfast wohnen die besser gestellten Bürger der nordirischen Hauptstadt einträchtig nebeneinander, ohne Fahnen, ohne Zäune, ohne Mauern und ohne Zoff.
Die Geschichte des Nordirlandkonflikts ist hier in Belfast immer noch allgegenwärtig. Wandgemälde glorifizieren die eigenen Leute und dämonisieren die Gegner. Riesige, kilometerlange und mit Grafitti verzierte Mauern trennen in West Belfast die Wohngebiete der Loyalists rund um die Shankill Road von den Wohngebieten der Nationalists rund um die Falls Road. Aber auch in anderen Gegenden sieht man deutlich, wer dort wohnt und kann an Hand der Flaggen und Wandgemälde sehen, zu wem die Einwohnerschaft hält. So wie auf dem Foto des Tages. Hier sieht man das Logo der Ulster Freedom Fighters, einer Gruppierung loyalistischer Paramilitärs/Terroristen (je nachdem auf welcher Seite man steht), die schon 1973 von der britischen Regierung verboten wurde und auf deren Konto über 400 Tote gehen, in der großen Mehrzahl katholische Zivilisten.
Was man bei all dem kaum glauben kann ist, wie freundlich und fröhlich und absolut normal die Leute hier wirken. Oder wie unser Hop on-Hop off-Bus-Tourguide es ausdrückte: „They are all very friendly people. They just don't like each other.“ Womit wir wieder bei unserer Stadtrundfahrt wären. Es war sehr kurzweilig. Außer den Wandgemälden und Mauern und Zäunen und Wohnvierteln von Loyalisten und Nationalisten gab's noch viel mehr zu sehen. Wir sind durch's ehemalige Werftviertel (dazu gleich mehr) gefahren und haben das nordirische Parlament und den Stadtflughafen (wo man bestimmt gut spotten kann... bei meinem nächsten Besuch) gesehen und sind durch die guten Gegenden und das Zentrum der nordirischen Hauptstadt gefahren worden. Der Guide war echt gut. Hier zwei Highlights: „There are only two seasons in Belfast: Winter and June“. Wobei wir heute mit dem Wetter mal wieder Glück hatten und es nur ein paar kleine kurze Schauern gab. In diesem Zusammenhang: „This is the way a Belfast weather forecast works: If you can see the mountains, it's going to rain. If you can't see the mountains, it's already raining.“
Nach der Stadtrundfahrt sind wir ein bisschen im Zentrum von Belfast spazieren gegangen, haben einen Blick ins alte Rathaus geworfen und den St. George's Market, einen Wochenendmarkt für alles von frischem Fisch bis zu Kunstgewerbe, erkundet. Danach gab's für die Mittagspause nen Modekaffee bei Caffe Nero.
Anschließend sind wir durch die Fußgängerzone zurück zum Startpunkt von City Sightseeing gegangen und wieder in den Bus gestiegen. Ich wollte nämlich noch zur touristischen Hauptattraktion von Belfast und meine Eltern wollten noch ein bisschen sightseen. Die touristische Hauptattraktion von Belfast ist „Titanic Belfast“, ein interaktives Museum zur Titanic, denn das berühmte Schiff wurde hier vor Ort von der Firma Harland&Wolf gebaut. Belfast war nämlich mal eines der wichtigsten Zentren des Schiffbaus weltweit, so wie der dazugehörigen Industrien wie Woll- und Leinenverarbeitung.
Was mit der Titanic passiert ist, weiß jeder. Unsere Hop on-Hop off-Führerin wollte allerdings eine Sache klarstellen, als wir auf unserer zweiten Tour wieder an dem Museum vorbeikamen: „That ship was alright when it left here.“ So viel dazu.
Ich hatte viel Spaß in den nächsten anderthalb Stunden, denn das Museum hat viel zu bieten, inklusive Originalartefakten, Computeranimationen, Multimediapräsentationen, und und und... es war allerdings auch ziemlich voll, und so haben mir die anderthalb Stunden auch gereicht.
Als ich wieder draußen war, war es schon zu spät, um wieder mit dem Hop on-Hop off-Bus weiter zu fahren (was sehr praktisch gewesen wäre, denn der hat eine Haltestelle nur wenige Schritte von unserem Quartier entfernt). Ich bin also zurück ins Stadtzentrum spaziert und mit dem Linienbus gefahren. Der öffentliche Nahverkehr ist hier in Belfast sehr gut organisiert... und die Busse, inklusive der unvermeidlichen britischen Doppeldecker, sind lustigerweise pink. Ein schönes Abendessen in einem echt guten Restaurant in der Nähe unseres Quartier rundete den Tag in Belfast ab.
Fazit: Belfast ist echt eine coole Stadt und hat mir sehr gut gefallen. Hier will ich auf jeden Fall noch mal für ein langes Wochenende hin.

P.S. Was man übrigens in Belfast nicht (MEHR) sieht, das sind schwerbewaffnete Polizei oder gar Militär. Seit dem Karfreitagsabkommen vom 10. April 1998 ist es hier in Nordirland ruhig geworden.

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