22. Juli 2024
Ich sitze beim Inder, direkt um die Ecke von meinem sehr schönen Quartier hier in Mascot, im Süden von Sydney. Meine Füße haben gesagt, dass heute nicht mehr geht, nach meinem achtstündigen Großangriff auf die Stadt.
Ich war sehr gespannt, wie das hier sein würde. Ich war vor 36 Jahren hier, und damals mit ner Reisegruppe, wo man sich um nichts kümmern musste. Heute war ich auf eigene Faust unterwegs und ich habe den Tag so begonnen, wie die meisten ersten Tage bei ner Städtereise: ich habe mir ne Pendlerkarte gekauft. Hier in Sydney heißt die Pendlerkarte Opal Card und man kann damit Zug, Bus, Straßenbahn und Fähre fahren. Okay, man kann auch genauso gut einfach seine Kreditkarte auf das Lesegerät halten, aber mit der Opal Card finde ich es schon cooler.
Ein U-Bahnnetz befindet sich hier in Sydney noch in der Planung und im Aufbau. Stattdessen fährt man Zug. Der Bahnhof hier in Mascot liegt nur wenige Schritte von meinem Quartier entfernt und die Zuglinien hier laufen über weite Strecken unterirdisch, so dass man am Ende doch irgendwie ne U-Bahn hat, allerdings mit Doppelstocktriebwagen, wie beim RRX.
Gerade mal ne Viertelstunde braucht man mit dem Zug von Mascot nach Circular Quay. Das ist die Station, die am nächsten am Opernhaus liegt. Außerdem ist der Circular Quay der Hauptfährhafen für die zahlreichen Schiffe, die einen im Stadtgebiet von Sydney befördern.
Ich bin als erstes zum Mrs Macquarie’s Point gegangen, für die klassische Postkartenansicht vom Sydney Opera House und der Harbour Bridge. Das musste auf jeden Fall vor Mittag passieren, denn die Landzuge, auf der das Opernhaus liegt und auch die Harbour Bridge verlaufen in Nord-Süd-Richtung. Nach Mittag hätte ich da gegen die Sonne kucken und fotografieren müssen. Der Spaziergang zum Mrs Macquarie’s Point entlang der Hafenbucht und durch den Botanischen Garten ist sehr schön. Ich hatte heute morgen das kleine Objektiv auf die dicke Kamera geschraubt, weil ich nicht von vielen Safarimöglichkeiten ausgegangen war so mitten in der Stadt. Da ich keinen Rucksack schleppen wollte – ich hasse es, mit Rucksack auf Stadtspaziergang oder Besichtigungen unterwegs zu sein – habe ich halt auf das große Objektiv verzichtet. Aber wie das dann halt so ist… es gab reichlich Vogelleben in Sydney, vor allem im Bereich des Hafens und des Botanischen Gartens. Neun Vogelarten sind neu auf meine Liste für diese Reise gekommen (allerdings keine komplett neuen). Zum Glück sind die Tiere hier in der Stadt Menschen gewöhnt und überhaupt nicht scheu, so dass das kleine Objektiv vollkommen ausreichte.
Zuerst war ich am Mrs Macquarie’s Point nicht allein, aber immerhin konnte keiner im Weg stehen beim ersten Bild des Tages. Die klassische Ansicht von Sydney halt. Ich hatte aber Zeit und plötzlich waren die meisten Touristen verschwunden, während ich einfach noch auf einem der Stühle saß, die der Botanische Garten zur Verfügung stellt, und das Panorama genoss. Einfach nur Klasse. Ich denke mal, der Hafen von Sydney mit der Oper gehört mit zu den bekanntesten Ansichten der Welt, ähnlich wie die Pyramiden, der Petersdom, Big Ben, die Golden Gate Bridge, das Taj Mahal oder der Cristo Redentor. Es war echt gut, dass ich Sydney ins Programm aufgenommen habe.
Ewig sitzen bleiben konnte und wollte ich am Mrs Macquarie’s Point aber nicht, und so habe ich mich weiter auf den Weg gemacht, durch den Royal Botanic Garden zurück zum Opernhaus. Unterwegs gab es noch etliche Gelegenheiten für Tierfotografie. Die Auswahl für das zweite Bild des Tages ist mir nicht leicht gefallen, aber ich habe mich am Ende für den Australibis entschieden, der vor der Skyline des Zentrums von Sydney die Flügel reckt.
Wieder am Circular Quay angekommen, habe ich mir als Mittagsimbiss ein Shawarma gekauft und in Erinnerungen an meine Besuche im Libanon geschwelgt. Überhaupt finde ich es spannend, die verschiedenen Küchen der Einwandererländer hier zu nutzen, wie heute abend auch das indische Restaurant. „Typisch“ australische Küche, das sind Steaks mit Pommes.
Nach der Mittagspause habe ich den Spaziergang bis unter die Harbour Bridge fortgesetzt. Mittlerweile hatte es sich ein bisschen zugezogen und so habe ich für heute auf ne Böötchenstour verzichtet. Stattdessen bin ich mit der Straßenbahn vom Ciruclar Quay zum Queen Victoria Building gefahren. Die Mall, die sich darin befindet, habe ich mir aber gespart und bin stattdessen zur St. Mary’s Cathedral spaziert. Das ist die katholische Kathedrale von Sydney. Bei meinem ersten Besuch 1988 hatten die Türme noch keine Helme. Die hat man erst 2000 da drauf gesetzt. Innen drin ist es eine schöne, beeindruckend große, neugotische Kirche. Sydney ist traditionell eine ziemlich katholische Stadt. Da wundert es nicht, dass es hier auch ne stattliche Kathedrale gibt.
Nach der Besichtigung der St. Mary’s Cathedral bin ich vom Bahnhof St. James aus wieder in Richtung Mascot gefahren, in den Anfängen der Sydneyer Rushhour, und mit Anklängen an Bahnfahren in Deutschland. „The following trains will be delayed because of persons on the tracks…“ Kennt man.
Hier ist tiefer Winter. An den Temperaturen merkt man das nicht unbedingt. Heute war es in der Sonne um die 20 Grad. Aber es wird früh dunkel. Sydney liegt auf der gleichen Breite der Südhalbkugel wie Beirut auf der Nordhalbkugel. Im Winter wird es halt recht früh dunkel, wenn auch nicht ganz so früh wie bei uns.
Morgen früh hol ich meinen Mietwagen ab. Dann geht es direkt zum Plane Spotting, sofern das Wetter mitspielt.
P.S. Nach den ersten anderthalb Absätzen wurde das Essen serviert. Den Rest des Logbuchs habe ich also im Hotel geschrieben. Das ist mir echt aufgefallen: hier in Australien muss man im Restaurant nie lange auf’s Essen warten.
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