14. Juli 2008
Wow - ich bin am Amazonas. Grade im Moment sitze ich im Mondlicht auf dem Oberdeck unseres Expeditionsbootes. Der Mond ist so hell, dass er Schatten wirft. Um mich rum die Geräusche der Nacht, Frösche, Insekten, Wasser, dass gegen den Rumpf des Bootes schlägt. Ab und zu tuckert ein anderes Boot vorbei, denn im menschenleeren Teil des Amazonasdschungels sind wir noch nicht.
Heute war schon ein echt spannender Tag. Morgens um viertel vor sechs Wecken, um viertel nach neun ging unser Flieger ab Salvador. Zuerst knapp zwei Stunden nach Brasilia und dann noch mal zweieinhalb Stunden nach Manaus. Und da ging’s auf’s Boot. Echt urig. Ich teile die Kabine mit Dr. Helfried Höhne aus Kehlheim, promovierter Chemiker im Ruhestand. Ich glaube wir werden Spaß kriegen :-) Das Boot ist vielleicht 12 Meter lang und dreieinhalb Meter breit, hat drei Decks und die Kabinen sind ungefähr so groß, wie ein Schuhkarton. Aber da müssen wir uns ja nicht viel drin aufhalten. Außerdem haben wir heute zwei neue Mitreisende gekriegt, ein österreichisches Ehepaar. Irgendwie schon ein bisschen komisch – für die und für uns, denn unter der Stammtruppe ist schon eine gewisse Vertrautheit eingekehrt und durch die Neuzugänge wird das frisch entstandene soziale Gefüge wieder neu aufgemischt. Auf jeden Fall ist es interessant zu beobachten.
Aber zurück zum Fluss. Ich habe ja ein Faible für große Flüsse. Im Frühjahr war’s noch der Mekong. Nil, Sambesi und Mississippi habe ich schon auf der Liste und mit dem Amazonas bin ich jetzt sozusagen in die erste Liga aufgestiegen. Um es kurz zu machen: der Bach ist GROSS. Kilometerbreit liegt er vor einem und ist in Manaus, wo wir eingeschifft haben auch recht belebt. Manaus ist übrigens weit entfernt von dem kleinen Nest am Rande der Wildnis, als das es in meinem Erdkunde-Buch im fünften Schuljahr angepriesen wurde. Die Stadt hat über eine Million Einwohner und liegt recht schön hoch oben am Ufer über dem Fluss. Okay, es gibt Wolkenkratzer und Fabriken, aber was will man erwarten, es ist eine Millionenstadt.
Nach der Einschiffung sind wir zuerst den Rio Negro abwärts an Manaus vorbeigeschippert und dann durch einen der zahlreichen Kanäle, die den Rio Negro mit dem Rio Solimoes verbinden gefahren. Offiziell heißt der Fluss nämlich erst nach dem Zusammenschluss von Negro und Solimoes unterhalb von Manaus Amazonas. Inoffiziell ist allerdings der Solimoes der eil dieses riesigen Flusssystems, der aus den peruanischen Anden den Weg zum Atlantik sucht. Und auf diesem Weg hat der Amazonas von Manaus an grade noch einmal 80 Meter Gefälle. Also eigentlich ist das hier schon ein stehendes Gewässer.
Zum Auftakt der Expedition sind wir heute also in den Sonnenuntergang gefahren und es gab auch schon reichlich Vögel zu sehen. Es ist nicht so brutal warm wie alle immer taten. Wer Mississippi im Sommer kennt und überlebt hat, der kommt auch mit dem Juli in Manaus klar.
Für’s Bild des Tages habe ich nicht lange überlegen müssen – das ist der Fluss in der Abenddämmerung. So – und jetzt geh ich ins Bett. Morgen ist um 5:15h Wecken und dann Aufbruch zur ersten „Safari“ im Beiboot.
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