7. Juli 2022

Heute ist kein Fahr- sondern ein Flugtag. Ich sitze gerade im Abflugbereich des Flughafens von Tromsø und warte auf meinen Weiterflug, über Hasvik nach Hammerfest. Der startet allerdings erst in gut zwei Stunden und so fange ich schon mal mit dem heutigen Logbuch an.
Als heute morgen mein Wecker um 8:15h ging, regnete es in Bodø, und nicht zu knapp. Ich habe mir also erstmal gemütlich das Frühstücksbuffet gegönnt, und mir dann noch ein bisschen Ruhe angetan. Checkout war nämlich erst um zwölf und ich hatte heute Vormittag keinen Stress.
Um viertel nach elf habe ich ein letztes Mal den Mazda beladen. Zuerst wurde der Tank gefüllt und dann ging's zum Flughafen. Der liegt nur fünf Minuten vom Zentrum von Bodø entfernt.
Ich hatte mit großem Chaos gerechnet, denn hier streikt zur Zeit die SAS, die größte Fluggesellschaft Skandinaviens. Deshalb hatte ich zweieinhalb Stunden eingeplant. Was soll ich sagen? Es war nix los und ich habe die Zeit damit verbracht, durch die verregneten Scheiben des Warteraums dem Flugverkehr zuzusehen.
Ein paar erklärende Worte zu meinem diesjährigen Flugabenteuer. Vor ein paar Jahren habe ich in der „Airliner World“ einen Reisebericht gelesen über einen Trip zum Nordkap und darüber hinaus, mit Widerøe, der zweitgrößten Fluggesellschaft Norwegens. Widerøe betreibt die Strecken zu den vielen kleinen, abgelegenen Orten in Norwegen. Aufgrund der großen Entfernungen und schlechten Straßenverbindungen, die noch dazu von den Fährstrecken unterbrochen werden, ist Fliegen hier oft die einzige sinnvolle Alternative, und wird auch von der norwegischen Regierung subventioniert. Nur zum Beispiel: die Entfernung von Bodø nach Hammerfest beträgt laut Google Maps 1013km und wird im Moment mit einer Fahrzeit von 16 Stunden und 31 Minuten angegeben. (Ob da schon eventuelle Wartezeiten an den Fähren mit einkalkuliert sind, das weiß ich nicht, ich kann es mir aber kaum vorstellen.) Die kürzeste Flugverbindung gibt es in unter dreieinhalb Stunden. Okay, die habe ich jetzt heute nicht gewählt, ich wollte ja ein paar Flüge mit Propellermaschinen von Widerøe machen.
Meine Reise von Bodø nach Hammerfest sollte heute unter insgesamt zwei Flugnummern (WF874 und WF978) stattfinden. Mit Widerøe Flug 874 ging es zuerst über Evenes (Harstad/Narvik) und Andenes nach Tromsø. Der Flieger war eine Bombardier DHC-8-300 und für mich eine Premiere, denn in diesem Flugzeugtyp hatte ich bis heute noch nicht gesessen. Die drei Flüge waren dann auch echt sehr interessant, auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat und wir zum großen Teil in den Wolken unterwegs waren. Außerdem war der Flugbegleiter von Widerøe sehr unentspannt, was das Fotografierverbot in Andenes anging. Dabei gibt's hier eigentlich gar keine militärischen Geheimnisse mehr. Das Layout des Flugplatzes findet man bei Google Maps und die alten U-Boot-Jagdflugzeugen hatte ich ja schon vor ein paar Tagen in Andenes gesehen und fotografiert.
In Tromsø hatte ich mehrere Stunden Aufenthalt, die ich zum Spotten und fürs Abendessen genutzt habe. Um 21:10h soll der zweite Flug, Widerøe WF978, starten, über Hasvik nach Hammerfest. Darüber schreibe ich dann, wenn ich in Hammerfest bin.

Hmmmmmm… also, bis ich in  Tromsø in den nächsten Flieger eingestiegen bin, war ich kurz davor, echt grumpy zu sein. Klar, die drei Flüge bisher waren so, wie ich sie geplant hatte, aber das Wetter war halt echt sch***e. Man hat nichts gesehen von oben, keine Landschaft, nix. Immer nur Wolken, Wolken, Wolken, die meiste Zeit sogar in den Wolken. Kurz vor der Landung ein bisschen was grün, ein paar Felsen, ein paar Schneeflecken… rumpeldipumpel war man unten und vor Ort hat es geregnet. Beim zweiten Flug genau das gleiche und beim dritten Flug ebenfalls. Dann habe ich ein paar Stunden in Tromsø rumgesessen, und zwar schön fotografiert, aber das Wetter war nicht optimal, so dass ich mal gespannt bin, ob von den Bildern was bei jetphotos.com online gehen wird. Für meine eigene Seite hat’s gereicht, denn da entscheide ich ja selber, was ich ins Netz stelle.
Dann ging es rein in den nächsten Flieger, dieses Mal die kleinste Variante der DHC-8, nämlich die -100, und auch da, direkt nach dem Start ab in die dicken Wolken über Tromsø. Als wir dann aber im Landeanflug auf den ersten Stopp, in Hasvik, waren, kamen wir aus den Wolken raus und die Mitternachtssonne schien auf das Nordmeer und die Felsen der nordnorwegischen Inseln. Ich habe zum ersten mal seit zwei Tagen wieder die Sonne gesehen.
Hasvik ist ein Mini-Airport. Etwas über tausend Meter Landebahn, einige Gebäude und das war’s. Ein paar Leute stiegen aus. Als dann die Stewardess zu mir kam und meinte, dass die Piloten gefragt hätten, ob ich vorne mitfliegen wollte, dann war der Tag natürlich doch noch königlich. Es waren zwar nur 15 Minuten Flug, aber schon beim Start im Cockpit sein zu dürfen ist echt selten. Ich habe von meinen elf Mitflügen im Cockpit nur vier Mal (inklusive heute) schon den Start miterleben dürfen. Die kurze Strecke von Hasvik nach Hammerfest in diesem jetzt fantastischen Wetter führten die beiden Widerøe-Piloten im Sichtflug durch, in knapp tausend Meter Höhe über die atemberaubende Landschaft hier. Dann die Landung in Hammerfest, ebenfalls nach Sicht im Schein der Mitternachtssonne… wie gesagt, echt königlich.

Der Abschnitt oben ist eine leicht bearbeitete Abschrift einer Sprachnachricht, die ich eben an meine liebe Freundin und Kollegin Kerstin Bach geschickt habe. Nach dem ich die Nachricht in Whatsapp diktiert hatte, habe ich gedacht, dass sich das schon ganz gut für das Logbuch eignet, weil meine Stimmung darin gut rüber kommt. Ich bin jedenfalls echt super happy mit dem heutigen Tag, auch wenn er über lange Strecken ausbaufähig war. Noch dazu ist der heutige Tag ein persönlicher Rekord. Ich habe zum ersten Mal an einem Tag fünf Flüge gemacht. Und aktuell ist Hammerfest (zumindest bis morgen) der nördlichste Flugplatz auf dem ich bisher war.
Nur eine Handvoll Leute stieg hier in Hammerfest aus dem Flieger, und da vor der Tür des kleinen Flughafens kein Taxi wartete, habe ich mir kurzerhand telefonisch eins bestellt. Hier in Hammerfest habe ich nur eine Nacht und einen Tag. Ich denke, das reicht auch für die kleine Stadt. Mein Weiterflug ist auch erst morgen abend um kurz nach halb elf, so dass ich genug Zeit vor Ort habe. Das Hotel hat mir außerdem einen späten Checkout um 15:00 Uhr gegönnt, so dass ich im Laufe des Tages auch noch mal wieder nach hier kommen kann.
Als Bild des Tages gibt es natürlich ein Foto vom Endanflug auf den Flugplatz von Hammerfest, mit den nördlichen Außenbezirken der Stadt. Auf der Karte könnt Ihr die Stationen des heutigen Fluges nachverfolgen.


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