Reiselogbuch - 2022 Norwegen


26. Juni 2022

Es hat begonnen, mein Sommerabenteuer 2022… Ich war in den letzten Tagen ja ein bisschen nervös, dass ich mir nicht doch vielleicht noch kurzfristig ne Corona-Infektion einfange und die Tour ins Wasser fällt. Aber bisher ist nix passiert und ich hab’s zumindest mal wieder bis Norwegen geschafft.
Wie Ihr ja wisst, stand Norwegen eigentlich letztes Jahr auf dem Programm. Allerdings habe ich die Reise damals nicht beendet, sondern bin nach der Flutkatastrophe nach Hause gefahren. Als es für 2022 an die Urlaubsplanung ging, war mir schnell klar, dass ich dieses Jahr die Norwegen-Tour zu Ende bringen wollte. Das hätte sonst noch lange an mir genagt, dass ich da noch ne Rechnung aufgehabt hätte. Nein, meine fast ideale Norwegen-Tour wollte ich erstmal zum Abschluss bringen, bevor ich mich anderen Zielen zuwenden würde.
Ja, und jetzt bin ich in Stavanger. Da ich die Reise letztes Jahr in Bergen gestartet habe, habe ich mir gedacht, dass es dieses Jahr dann eine andere Stadt sein soll, die den Auftakt macht.
Der heutige Tag war voll mit Unterwegssein. Eigentlich hat meine Reise schon gestern begonnen. Nach den Erfahrungen vom Pfingstwochenende bin ich schon nen Tag früher zum Flughafen in Düsseldorf gefahren und habe mir dort (mal wieder) ne Nacht im Maritim gegönnt. Ein Glück. Der Zug von Euskirchen nach Köln hatte gestern ne halbe Stunde Verspätung (wegen Personen im Gleis bei Kalscheuren) und der RRX nach Wesel, der mich am Flughafen in D’dorf absetzen sollte, kam dann auch nochmal ne halbe Stunde zu spät. Da wäre ich ja schon komplett unentspannt gewesen, wenn das alles am Tag des Abflugs passiert wäre. So aber bin ich erstmal mit dem grandiosen Frühstücksbuffet des Maritim in den Tag gestartet. Da hatte ich dann auch Nerven genug als ich am Schalter von KLM ankam und noch alles dicht war. Meine Abflugszeit war um kurz vor halb eins heute Mittag, aber nachdem man ja so furchtbar jeck gemacht worden war wegen des Abfertigungschaos allüberall, war ich um viertel vor neun vor Ort… und habe dann ne dreiviertel Stunde mit dem Handy rumgeflitscht, bevor ich endlich mein Gepäck aufgeben konnte. Die Sicherheitskontrolle war in gut zehn Minuten erledigt und dann hatte ich fast noch drei Stunden zum Totschlagen. Starbucks hat mir dabei geholfen.
Der Flieger von D’dorf nach Amsterdam startete ne halbe Stunde zu spät, aber da ich in Amsterdam fast drei Stunden Umsteigezeit hatte, war mir das egal. Doof allerdings für die Leute, die mit mir im Flugzeug waren und die ihre Anschlussflüge nach Lagos, Nantes, Boston, Oslo und Trondheim verpasst haben.
In Amsterdam habe ich ne Flasche schottischen Schnaps zollfrei eingekauft, um mir die kommenden Abende zu verschönern und bin dann zum Gate. Dort wartete schon die Boeing 737-700 von KLM, die uns nach Stavanger bringen sollte. Der Flug war kurz und knackig. Etwas mehr als ne Stunde haben wir gebraucht, und ich habe erste Experimente mit meiner neuen Action-Kamera gemacht, um am Fliegerfenster raus zu filmen… ging gar nicht schlecht, außer dass das Fenster ziemlich dreckig war.
Auf dem Weg über die Nordsee wurde das Wetter beständig schlechter und in Stavanger sind wir aus tiefhängenden Regenwolken heraus gelandet. Das Gepäck war schnell da, und direkt vor dem Flughafen fuhr der Shuttlebus ins Stadtzentrum ab. Leider gab es keine Haltestelle in unmittelbarer Nähe zum Hotel, so dass ich mir doch noch ein Taxi nehmen musste. Mein Hotel liegt direkt im Zentrum von Stavanger auf einer Halbinsel, die in den Hafen hinausragt. Als wir ankamen, lag dort auch noch ein riesiges Aida tralala-Kreuzfahrtschiff, aber als ich mein Gepäck auf’s Zimmer gebracht hatte und mich auf den Weg zu einer ersten Stadterkundung gemacht hatte, war das Schiff verschwunden… Besser so. Ich bin ein bisschen spazieren gegangen und habe auch das passende Motiv für das Bild des Tages gefunden. Der Blick geht über eine der Hafenbuchten zur Stavanger Stadtbrücke, im Hintergrund dramatisches Wetter, vorne rechts tummeln sich die Eiderenten. Eine Karte habe ich Euch auch angehängt, damit Ihr Euch ein bisschen besser vorstellen könnt, wo ich gerade bin.
Morgen werde ich hier in Stavanger ein bisschen die Stadt erkunden. Besonders groß ist das alles hier nicht, aber etwas Erholung muss ja auch sein, nach dem strammen Programm der letzten Wochen.

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27. Juni 2022

Heute habe ich mir einen gemütlichen Tag in Stavanger gemacht und erst mal etwas länger geschlafen. Theoretisch gibt’s im Hotel bis 10 Uhr Frühstück, aber als ich um halb zehn im Speiseraum aufschlug war nicht mehr viel übrig… Naja, kann passieren (und wird mir morgen bestimmt nicht nochmal passieren).
Nach dem Frühstück habe ich mir die Stadt angekuckt, und ich war dabei nicht allein. Es hatte nämlich über Nacht eine britische Invasion gegeben. Die Iona der P&O Cruises hat hier angelegt. Die ist aktuell das größte je in Deutschland gebaute Schiff mit 184.089BRZ und Platz für 5206 Passagiere. Es wimmelte also von Engländern…
Mein erster Weg ging vom Hotel zur Haltestelle des Flybussen, mit dem ich morgen wieder zum Flughafen fahren werde. Hmmmm… zu weit um das ganze Gepäck zu schleppen. Also werde ich morgen früh noch mal ein Taxi über die Rezeption ordern. Dann habe ich den Spaziergang mit einer Runde um den Breiavatnet, den Teich im Stadtpark von Stavanger, fortgesetzt. Das Wetter war deutlich besser als gestern und es kam auch immer wieder mal die Sonne raus.
Stavanger ist echt hübsch, wenn auch nicht mit Bergen zu vergleichen. Die Stadt hier hat etwas provinziell-gemütliches, mit vielen Kopfsteinpflasterstraßen und Holzhäusern, aber auch vielen schicken Läden namhafter Marken und Firmen. Dass es hier viel Geld gibt, sieht man an den Hochhäusern und Glaspalästen im neueren Teil von Stavanger, und wo das Geld herkommt ist auch klar: vom Öl. Stavanger ist das Zentrum der norwegischen Ölindustrie. Zumindest was die Verwaltung angeht, denn in Stavanger befindet sich der Sitz von Equinor (früher Statoil), dem mehrheitlich staatlichen Energie-, Öl- und Gaskonzern in Norwegen. In Stavanger wurden auch Ölbohrplattformen gebaut. Heutzutage findet moderne Ölfelderschließung wieder mit Schiffen und Tauchrobotern statt, aber vieles vom norwegischen Nordseeöl kommt klassisch über Bohrinseln und Pipelines an Land… Woher ich das alles weiß? Hier in Stavanger gibt es das Norwegische Ölmuseum, wo man viel über die Erdölförderung lernt, und auch über die damit verbundenen Probleme und Katastrophen. Das Ölmuseum habe ich mir ziemlich ausführlich angekuckt. Es gibt Kurzfilme, Modelle, echte Bohrköpfe, Dioramen zur Entwicklung der Ölförderung in der Nordsee, und natürlich auch Erdöl (in verschlossenen Behältern). Echt spannend und auf jeden Fall einen Besuch wert. Aktuell gibt es darüber hinaus eine Ausstellung zu Dinosauriern, nicht unpassend, da die Dinos ja zu der Zeit lebten, als das Erdöl entstand.
Im Anschluss an das Museum bin ich noch ein bisschen weiter durch Stavanger geschlendert und zum Essen beim Thailänder eingekehrt. Nach dem recht späten Mittagessen bin ich wieder ins Hotel für ne kleine Siesta, was ein Fehler war, denn ich bin eingepennt. Als ich wieder wach wurde, habe ich den Rest des Tages einen auf gemütlich gemacht und auch mein Gepäck langsam wieder sortiert, denn morgen geht es ja schon weiter. Ich muss sagen, ein Tag reicht auch für Stavanger, erst recht, wenn man nicht motorisiert ist. Verpasst habe ich eigentlich nur den gotischen Dom, aber das lag nicht an der Siesta, sondern daran, dass der wegen Komplettrenovierung nicht nur geschlossen sondern auch vollständig eingerüstet ist.
Morgen geht es per Flieger auf die andere Seite vom Polarkreis, und damit zurück auf meine letztjährigen Spuren. Von Bodø aus habe ich außerdem noch einiges zu fahren. Wird also morgen wohl etwas später werden mit dem Logbuch. Abflug ist um 10:30, was bedeutet, dass ich um halb acht vom Hotel los muss. Morgen gibt’s also nen langen Tag.
Das heutige Bild des Tages ist eine Ansicht des alten Hafens von Stavanger, komplett mit alten Schiffen, und Häusern und dem ehemaligen Feuerwachturm aus dem 19. Jahrhundert. Auf der anderen Seite des Hafens liegt die Iona (nicht im Bild).


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29. Juni 2022

Ich bin in Andenes. Vor einem knapp Jahr fand meine Norwegen-Reise hier ein jähes Ende, als zu Hause die Flut kam. Deshalb wollte ich meine diesjährige Tour auch von hier fortsetzen. Wobei ich sagen muss, ein bisschen geschummelt ist das schon. Ich hatte letztes Jahr, während es zu Hause regnete, schon eine sehr erfolgreiche Whalewatching-Tour hier hinter mir. Aber andererseits: wenn man schon mal hier in Norwegen ist, warum dann nicht eine weitere Gelegenheit zur Safari nutzen? Mal abgesehen davon, dass mir die Gegend hier auch einfach sehr gut gefällt und allein schon die Fahrt über die Vesterålen bis Andenes ein Erlebnis ist, das man immer mal wieder wiederholen kann.
Der Tag heute hatte was typisch norwegisches, in mehrfacher Hinsicht. Das Wetter war wechselhaft und der Tagesablauf unvorhersehbar… *lach… Man kann hier noch so gut planen, aber das Wetter kann einem schnell nen Strich durch die Rechnung machen. Und dazu kommen noch so ein paar andere typisch norwegische Dinge, wie der Zustand von Straßen, die Verkehrssituation auf diesen Straßen und… ach ja, das Wetter hatte ich schon erwähnt.
Ich hatte eine Reservierung für die Fähre von Bognes nach Lødingen für 10:30 Uhr, und von meinem Quartier bis zum Fähranleger sind’s nur ein paar Kilometer. Kein Stress also. Ich habe gemütlich im Hotel gefrühstückt und bin dann zur Fähre gefahren, mit ner dreiviertel Stunde Luft. Man weiß ja nie. Während es gestern noch schön sommerlich war, hatte heute der Herbst, oder besser gesagt der norwegische Sommer, seine Rückkehr gefeiert. Am Fähranleger habe ich also die kurze Hose gegen die Jeans getauscht… *lach… Klamottenwechsel auf dem Fahrersitz… oh Mann, wie oft habe ich das schon gemacht oder machen müssen… der Mazda trug’s jedenfalls mit Fassung und überhaupt muss ich sagen, dass ich mit dem Auto bisher sehr zufrieden bin. Das Wetter war jedenfalls deutlich norwegischer als gestern. Ein strammer Wind pfiff und die Häupter der Berge hüllten sich in Wolken.
Um kurz nach halb elf kam die Fähre aus Lødingen am Anleger an, nur um direkt wieder abzudrehen. Der Wind war zu stark zum Anlegen. Erinnerungen an letztes Jahr kamen hoch. Damals hatte auch ein Sturm die Fähren zwischen den Inseln und dem Festland lahmgelegt, gerade als ich es am 15. Juli am dringendsten hätte brauchen können, schnell von Lødingen nach Bognes zu kommen. Damals hat mich das mehrere Stunden Umweg gekostet. Heute war ich deutlich entspannter. Selbst ein Umweg über Narvik - und auch da muss man von Bognes nach Skarberget mit der Fähre fahren – hätte mich heute nicht besonders viele Nerven gekostet.Letztendlich wurde das aber nicht nötig. Nach ner guten halben Stunde Wartezeit legte die Fähre aus Lødingen endlich in Bognes an. Ausladen, Beladen, und drauf warten, dass der Wind soweit abflaute, dass man sicher ablegen konnte… Um Viertel nach zwölf waren wir endlich unterwegs. Der Wind war zwar stramm, es fielen auch etliche Tropfen Regen aber das Meer war dann doch so ruhig, dass ich medikamentenfrei durch den Tag gekommen bin. Die Landschaft, die sich bei der Überfahrt bot, war schon dramatisch. Kahle (zumindest anscheinend) Hügel und Berge, Fjorde und Buchten, ein paar vereinzelte Möwen und Papageitaucher, und das alles unter einem Himmel voller zerzauster grauer Wolken. Das Bild des Tages kann nur einen kleinen Eindruck von der Stimmung geben. Man sieht hier die Einfahrt in den Ofotfjord, indem sich unter anderem die Stadt Narvik befindet. Im Laufe der Tour werde ich noch nach Narvik kommen und dann ein bisschen mehr erzählen.
Irgendwie war es schon ein bisschen komisch, in Lødingen an Land zu gehen. Dieses Mal stand meine Fahrt aber unter besseren Vorzeichen und verlief ja auch in die umgekehrte Richtung wie letztes Jahr.
Kurz vor Sortland, der mit rund 10.000 Einwohnern mit Abstand größten Stadt der Vesterålen, kam die Sonne raus. Den Rest des Tages habe ich unter einem strahlenden weiß-blauen Himmel verbracht. In Sortland habe ich ein bisschen eingekauft und bin dann in Richtung Andenes aufgebrochen. Genau wie letztes Jahr nicht auf geradem Weg, sondern auf ein paar Nebenstraßen, um die Landschaft zu genießen, den ein oder anderen Vogel zur Liste hinzuzufügen und vielleicht wieder nen Elch vor die Kamera zu kriegen.
Letztes Jahr hatte ich hier in Andenes ne Ferienwohnung. Dieses Jahr wohne ich sehr feudal in einem Rorbu-Hotel direkt am Hafen. Rorbu-Hotels sind zu Touristenquartieren umgebaute ehemalige Fischerhütten. Auch letztes Jahr habe ich auf den Lofoten in so einem Quartier gewohnt. Großer Vorteil: ich wohne fußläufig zu den Whalewatching-Veranstaltern, mit denen ich morgen und übermorgen auf Safari gehen werde. Weiterer Vorteil: ich habe einen schönen Blick auf den Hafen von Andenes. Einziger Nachteil: es gibt hier kein Frühstück… ist aber nicht so schlimm, denn ich habe ne Küchenzeile in meinem großzügigen Quartier. Morgen mach ich mir mein Rührei selber. Zeit habe ich nämlich genug, denn erst um 16:00 Uhr startet das Programm mit der ersten Whalewatching-Tour. Insgesamt bin ich drei Nächte hier. Ich denke, das wird eher gemütlich.

P.S. Falls sich jemand über den komischen Ausschnitt der Karte wundert: ich wollte Euch ein bisschen deutlicher zeigen, was hier alles wo liegt. Deshalb kann man die Strecke von gestern – Bodø über Fauske nach Tysfjord – ebenfalls auf der Karte sehen.

P.P.S. Aktuell steht die Liste bei 25 Vogelarten.


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28. Juni 2022

Heute ging meine diesjährige Norwegen-Tour in die zweite Phase. Ich bin im hohen, wenn auch noch nicht ganz hohen Norden angekommen. Damit meine ich nördlich des Polarkreises, und dieses Jahr werde ich ihn auch nicht mehr fahrend überqueren wie letztes Jahr.
Um 6:30 Uhr bimmelte heute morgen der Handy-Wecker, was ich in den Ferien schon als ziemlich unfreundlich empfinde. Das Hotelfrühstück war nur unwesentlich besser als gestern und um 7:30 Uhr stand das Taxi vor der Tür, um mich zur Haltestelle des Flybussen zu bringen. Alles lief heute wie am Schnürchen. Da ich mich schon online eingecheckt hatte, konnte ich in Stavanger das Gepäck per Self-Service aufgeben. Keine Schlange an der Security, und dann hatte ich noch knapp zwei Stunden Wartezeit vor mir, bis der erste Flieger des Tages starten sollte. So ist das halt: wenn man Zeit genug hat, dann braucht man sie nicht. In einer Hinsicht habe ich mich dann aber wieder an das vergangene Jahr erinnert gefühlt. Ein bisschen Spotten ging nicht, weder heute in Stavanger noch damals in Bergen. Der Grund war aber jeweils unterschiedlich. Dieses Jahr war die mir gegenüber stehende Sonne das Problem, letztes Jahr in Bergen hat’s geregnet.
Regen gab es heute auch reichlich, allerdings in Trondheim. Noch während des Fluges hatte ich überlegt, ob ich nicht in Trondheim mit dem Zug vom Flughafen in die Stadt fahren sollte. Die Fahrt dauert ne gute halbe Stunde. Aber als wir kurz vor der Landung aus den tiefhängenden Wolken auftauchten, habe ich mich dann doch dagegen entschieden. Nicht zuletzt auch, weil ich 2014 ja schon mal in Trondheim war und den Nidarosdom schon gesehen habe.
Tja, jetzt galt es vier Stunden tot zu schlagen, was aber dank der in Trondheim vorzüglichen Spotterbedingungen im Abflugbereich kein Problem war. So richtig die Sonne kam zwar nicht raus, aber es gab Pausen zwischen den Schauern und zumindest für meine private Webseite sind brauchbare Bilder entstanden. Und ein Mittagessen habe ich mir außerdem gegönnt.
Der zweite Flug des Tages, von Trondheim nach Bodø und ebenfalls mit SAS, hat nicht mal ne Stunde gedauert. Schon krass… noch nicht einmal ganz ein Jahr ist es her, dass ich hier war. Damals bin ich im Regen in einem kalten, ungemütlichen Bodø gelandet. Heute kamen wir unter strahlendem Himmel bei bestem Wetter und fast 30 Grad an. Einen Eindruck von der Stimmung gibt das Bild des Tages, nur Sekunden vor der Landung in Bodø. Hier am Flughafen hat sich etwas einschneidendes verändert. Die F-16 der norwegischen Luftwaffe sind weg. Die Norweger haben letztes Jahr endgültig auf F-35 umgerüstet und die sind in Ørland, in der Nähe von Trondheim, stationiert. Ansonsten war hier alles beim Alten.
Letztes Jahr hatte ich ne Nacht in Bodø, aber heute musste ich noch über 200km fahren. Eigentlich hätte das geschmeidig sein sollen, aber dann hat vor ein paar Wochen die SAS den Flugplan geändert und statt am frühen Nachmittag war ich jetzt erst um halb sechs in Bodø. Aber der Flughafen ist klein, und so habe ich, während ich auf das Gepäck gewartet habe, schon mal meinen Mietwagenschlüssel bei Hertz abgeholt. So feudal wie letztes Jahr mit dem Nissan Qashqai ist es dieses Jahr nicht. Ich habe einen Mazda… und versuche schon den ganzen Abend, mich dran zu erinnern, ob und wenn ja wann ich schon mal nen Mazda gemietet hatte.
Die Fahrt von Bodø zu meinem Quartier verlief problemlos. Der größte Teil der Strecke ging über die E6, zu der ich letztes Jahr schon was erzählt habe. Dabei habe ich heute die umgekehrte Richtung genutzt wie bei meiner Mammut-Fahrt am 15. Juli 2021.
Ich wohne hier im Tysfjord Turistsenter, nur wenige Kilometer vom Fähranleger in Bognes, von wo ich morgen auf die Vesterålen übersetzen werde. Schon ein bisschen seltsam, nach nem knappen Jahr wieder so auf den eigenen Spuren zu wandeln.
Nach dem frühen Start und dem langen Tag heute ist es morgen deutlich gemütlicher mit der Fahrerei. Bin gespannt, wie sich das Wetter entwickelt. Ich habe immerhin eine kurze Hose mit. Die war eigentlich dafür vorgesehen, dass es in Oslo am Ende meiner Tour warm sein könnte. Jetzt wird sie morgen schon ihren Dienst antreten.


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30. Juni 2022

Norwegisches Wetter ist unberechenbar… das habe ich schon gestern erlebt und auch heute hatte das Wetter das Sagen. Im Moment kucke ich durch die Fenster meines Quartiers auf den Hafen von Andenes, der unter einem strahlenden Himmel liegt, der sich zusehends weiter aufklart und zum ersten Mal den Blick auf die Berge am anderen Ufer des fast 20km breiten Andfjordes freigibt. Aber dazu pfeift ein strenger Wind um die Häuser und durch die Büsche, und der wurde meiner heutigen Tagesplanung zum Verhängnis.
Mein Vormittag war komplett gemütlich geplant, was in meinem Quartier auch echt gut geht. Geräumig und bequem. Allerdings kam dann um viertel nach 11 die SMS, dass meine Whalewatching-Tour für heute Nachmittag um vier wegen zu starkem Wind abgesagt worden war. Mist. Statt Frühstück zu machen bin ich dann erstmal zum Büro von Whale Safari Andenes spaziert, das nur 5 Minuten zu Fuß von meinem Quartier liegt und habe gefragt, ob es ne Chance gibt, morgen früh rauszufahren. Alles ausgebucht. Also Kohle zurück… Für morgen mittag habe ich aber eine weitere Tour gebucht, mit Sea Safari Andenes, dem gleichen Anbieter mit dem ich auch letztes Jahr schon unterwegs war. Insofern gibt es durchaus noch Hoffnung auf Wale.
Ich bin ein bisschen durch Andenes spaziert, und dann zurück zum Quartier und habe mir was gekocht… Ich glaube ich hatte schon erwähnt, dass ich hier echt feudal wohne… es gibt sogar ne kleine Spülmaschine (die ich auch schon habe laufen lassen).
Da die Walsafari ausgefallen war, habe ich heute Nachmittag dann meine eigene Safari gemacht. Los ging’s am Kleivatnet, einem kleinen See in den Außenbezirken von Andenes, wo ich auch letztes Jahr schon Vögel beobachtet habe. Neben dem Ohrentaucher, der neu auf meine persönliche Liste kam, waren hier die Pfeifenten mein Highlight. Die sehen einfach schön aus, waren aber heute zu weit weg für ein gutes Foto. Vielleicht werde ich es morgen noch mal versuchen.
Dann habe ich eine kleine Inselrundfahrt über Andøya, so heißt die nördlichste Insel der Vesterålen, gemacht. Die Route könnt Ihr auf der Karte nachvollziehen. Zuerst ging es noch unter tiefhängenden Wolken dahin, bei 11 Grad. Auf der Nebenstraße in Richtung Fiskenes war kein Verkehr und so habe ich ne schöne Schleichfahrt durch die Moorlandschaft machen können. Ich hatte schon spekuliert, was ich Euch heute als Bild des Tages bieten könnte, als kurz hinter dem Knick in der Straße (da wo auf der Karte der dicke weiße Punkt vor Fiskenes ist) etwas großes graubraunes im Gebüsch lag. Der erste Elch der Tour. Leider habe ich die Dame durch meine Ankunft aus der Siesta gerissen und nach den ersten Bildern ist sie aufgestanden. Richtig beunruhigt war sie aber nicht, denn sie ist brav stehengeblieben und ich habe sie nach ein paar Fotos auch in Ruhe gelassen.
Nach dem Elch war die weitere Pirschfahrt weniger spektakulär, es gab noch ein paar Vögel, aber vor allem hatte ich ab Dverberg Sonnenschein, bis ich wieder kurz vor Andenes war… Tja, das norwegische Wetter.
Abendessen gab es heute in der Pizzeria um die Ecke vom Quartier, der einzigen in Andenes. War absolut okay. Ich muss sagen, Andenes ist dieses Jahr deutlich belebter als letztes Jahr, wo Norwegen erst ein paar Tage vor meiner Ankunft wieder die Grenzen geöffnet hatte, und Andenes wie im Winterschlaf war. Nichtsdestotrotz ist Andenes auch jetzt ein Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Laute Geräusche sind hier höchstens die Möwenschreie und das Sturmrauschen… und ab und zu die P-3 Orion U-Boot-Jagdflugzeuge der Norwegischen Luftwaffe, die hier am Flugplatz stationiert sind.
Morgen werde ich wieder gemütlich in den Tag starten, denn ich muss erst um viertel nach 12 bei Sea Safari Andenes sein. Ich hoffe, das Wetter und das Safariglück spielen mit.


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