4. April 2018

Mein Flieger zurück von Saba ging heute erst um kurz nach eins mittags, so dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, die Insel zu erkunden. Ich bin mit dem Gammel-Toyota zuerst nach The Bottom, dem Hauptort von Saba, wo auch der Regierungssitz ist, gefahren und von da aus dann runter zum einzigen Hafen, wo sich die einzige Tankstelle der Insel befindet. Schließlich musste ich ja noch ein bisschen Sprit nachkippen für das, was ich verfahren hatte.
Ist von Euch schon mal jemand auf ner Straße mit 24% Steigung gefahren? Ich bisher noch nicht, jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern könnte. Mit solchen Steigungen lebt man hier auf Saba allerdings. Die Straße, die zum Hafen runter bzw. von dort wieder rauf führt, hat streckenweise so eine Steigung und man hat hinter dem Steuer so ein bisschen das nagende Gefühl im Nacken, dass sich das Auto plötzlich aufbäumen und rücklings überschlagen könnte.
Saba ist eigentlich nur ein aus dem Wasser ragender Felsen. Es gibt kaum flache Stellen. Fast alle Häuser stehen am Hang, und nur für die beiden größten Orte, The Bottom und Windwardside, hat man einen Flecken gefunden, wo es ein bisschen halbwegs ebenes Terrain für eine Ortsmitte gab. Für den Flughafen musste ein Hügel planiert werden, um die 400m Piste bauen zu können.
Der Ort The Bottom liegt geschmeidig in einem Talkessel auf „nur“ 220m über dem Meer, daher auch der Name. Von The Bottom stürzt sich die Straße runter zum Hafen in der Fort Bay. Bevor in den 1930er und 1940er Jahren die Straße gebaut wurde, mussten alle Waren und Güter, die in Saba angelandet wurden, vom alten Anlegepunkt in Ladder Bay über Treppen nach The Bottom hoch getragen werden... 800 Stufen.... mit Treppen kennt man sich auf Saba aus, wie ich gestern festgestellt habe. Ich hab heute richtig schwere Beine.
Nach dem Tanken bin ich ein bisschen durch The Bottom spaziert und habe mir nen Modekaffee zum mitnehmen in einem der örtlichen Cafés gegönnt. Der Ort ist klein und gemütlich und fast durchgehend in der typischen Bauweise von Saba errichtet. Weiße Holzhäuser mit grünen Rahmen um die Fenster und Fensterrahmen. Man erkennt das ganz gut auf dem ersten Bild des Tages, das ich im Zentrum von The Bottom aufgenommen habe.
Noch ein bisschen zur Geschichte: Die Insel war schon vor 1492 besiedelt, jedoch verlassen, als Kolumbus auf seiner zweiten Reise ein Jahr später hier vorbeikam, aber nicht landete, weil ihn die steilen Küsten abschreckten. Saba wechselte immer wieder den Besitz zwischen Frankreich, England, Spanien und den Niederlanden und wurde erst 1816 endgültig niederländisch. Die schwierige Geographie hatte allerdings dazu geführt, dass es hauptsächlich ein Piraten-Stützpunkt war... Captain Jack Sparrow und „Fluch der Karibik“ lassen grüßen...
So richtig freundlich ist der Berg, an den sich auf Saba die Häuser, die Straßen und alles Leben klammert, leider nicht. Der Mt. Scenery ist ein Vulkan und die letzte Eruption war in der ersten Hälfte der 17. Jahrhunderts. Es könnte also jederzeit wieder losgehen.
Um halb zwölf hat mich das Taxi zum Flugplatz gebracht und um eins kam die Twin Otter der Winair, um mich abzuholen. Im Gegensatz zu den Flügen nach und von St. Barthélemy war der Flieger nach und von Saba gut besetzt. Der Start in Saba war ein ähnlich intensives Erlebnis wie die Landung gestern. Ich saß in der zweiten Reihe und konnte so ziemlich gut ins Cockpit und vorne raus kucken. Irgendwann nach guten 15 Sekunden ist die Twin Otter in der Luft und der Beton unter dem Flugzeug verschwunden. So ähnlich muss der Start auf einem Flugzeugträger sein. Der Rückflug ging nicht direkt nach St. Maarten sondern über St. Eustatius, die dritte niederländische Insel in diesem Teil der Kleinen Antillen. Ein kurzer Stopp, die meisten Passagiere stiegen aus, neue stiegen ein und dann waren wir unterwegs nach St. Maarten. Ich hatte mich inzwischen in die erste Reihe umplatziert und so einen tollen Blick beim Anflug über den Maho Beach. Deshalb gibt es heute auch ein zweites Bild des Tages.
Nach der Einreise habe ich den Hyundai vom Parkplatz der Rusty Rocket abgeholt und noch ein bisschen Zeit am Zaun verbracht. Dann ging es ins Hotel, direkt am Strand der Simpson Bay, wo ich die letzten beiden Nächte meiner Karibik-Tour verbringen werde. Morgen werde ich noch mal ein bisschen über die Insel fahren und versuchen ein paar Flieger in Grand-Case vor die Linse zu kriegen.

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