9. August 2017
Heute ist mir was passiert, was mir zuletzt vor ziemlich genau zehn Jahren passiert ist, und in all der Zeit, in der ich alleine verreise, inklusive heute erst drei Mal. Ich stand in Campbellton, New Brunswick, im Hotel, und es gab kein Zimmer für mich. Ich weiß noch nicht genau warum, denn ich habe hier nicht alle meine Unterlagen von der Reiseplanung dabei. Das Hotel hier war das einzige der Tour, das ich nicht über booking.com gebucht hatte, sondern direkt über die Webseite der Hotelkette. Jedenfalls war unter meinem Namen nix registriert und darüber hinaus war auch kein Zimmer mehr frei. Ganz schöner Mist... Freundlicherweise hat die Dame an der Rezeption dann aber noch für mich ein bisschen rum telefoniert. Die beiden anderen Hotels, die sie angerufen hat, waren auch voll, und dann meinte sie, dass sie noch nen Kontakt hätte von ner Frau hier in Campbellton, die Ferienzimmer vermietet. Da gab's dann auch noch was und so habe ich mich aufgemacht, und bin zu der Adresse gefahren, die sie mir gegeben hat. Dort machte mir ne freundliche ältere Frau auf, und meinte, das wäre nicht hier, die Appartements, die sie vermietet, wären in der Andrew Street, ich solle hinter ihr her fahren. Also wieder rein in den Beetle, und da bin ich jetzt. Zimmer ist okay, auch wenn's kein eigenes Bad hat. Aber tausend mal besser als im Auto zu übernachten... Was laut Aussage meiner Vermieterin in den letzten Wochen hier in Campbellton nicht so selten vorgekommen ist. Dabei ist Campbellton nur ein Nest von knapp 8.000 Einwohnern. Wie dem auch sei, ich hab ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum drin schlafen. So wirklich mehr braucht man ja nicht für eine Nacht. (Ich habe übrigens eben festgestellt, dass die Häuser wo ich jetzt bin auf dem Stadtplan von Campbellton, den ich im Hotel bekommen habe, als Touristenunterkünfte abgedruckt sind. Scheint also nicht so ne ungewöhnliche Adresse hier zu sein.)
Heute war insgesamt ein komischer Tag. Nach dem Frühstück bin ich noch mal in die nördliche Sektion des Forillon-Nationalparks gefahren, zum Cap-Bon-Ami, von wo aus man einen schönen Blick auf die Klippen an der Nordseite der Halbinsel haben soll. Das war der Punkt, den ich gestern ausgelassen hatte, weil es mir zu voll war. Naja – auch heute war es schon morgens um halb 10 voll. Das lag vor allem daran, dass es dort heute eine Veranstaltung der hier in der Gegend lebenden Mi'kmaqs gab. Das sind die nordamerikanischen Ureinwohner, deren Siedlungsgebiet die Atlantischen Provinzen sowie die Gaspé-Halbinsel sind. (In Kanada werden die 'Indianer' übrigens First Nations genannt.) Ich habe mich am Cap-Bon-Ami also nicht lange aufgehalten, auch, weil das Licht für's fotografieren immer schlechter wurde (Gegenlicht) und darüber hinaus der Blick auf die Klippen von meinem Quartier am Cap-des-Rosiers viel schöner war als vom Cap-Bon-Ami.
Vom Forillon-Nationalpark ging's dann auf die heutige Tagesstrecke, die mit rund 350km ziemlich lang war. Die zweitlängste Etappe der Tour... die längste kommt übermorgen, aber da geht es über den Trans-Canada-Highway, und man kommt besser aus den Füßen als hier in der Gaspésie. Unter anderem bin ich heute wieder in Percé vorbei gekommen, wo der Rocher Percé eine große Touristenattraktion ist. Damit ich dazu nicht so viel erklären muss (und weil heute sonst auch nicht viel vor meine Kamera gekommen ist), hat der Rocher Percé heute das Bild des Tages bekommen. Ursprünglich, das heißt als die ersten Europäer herkamen, hatte der Felsen zwei Bögen, aber der ganz rechte ist 1845 eingestürzt.Vor siebzehn Jahren habe ich hier noch ne Böötchenstour gemacht, inklusive einem Besuch auf der benachbarten Île Bonaventure mit ihren Seevogelkolonien. Aber da war das Jahr auch noch nicht so weit fortgeschritten. Jetzt, so Mitte August, sieht man die Vögel hier in Küstennähe auf dem Meer unterwegs sein. Entsprechend gab es heute für mich keine Bootfahrt. Ich habe nur ein paar Fotos von dem Felsen gemacht und dann gesehen, dass ich weiter kam. Der kleine Ort Percé war nämlich überrandvoll mit Touristen.
Meine heutige Fahrt führte weiter an der Küste der Gaspésie entlang und ich muss sagen, der Kontrast zur nördlichen Hälfte der Halbinsel ist schon krass. Dort ist alles steil und wild und bewaldet und es gibt zwar Dörfer und kleine Städtchen, aber hauptsächlich an der Küste und es ist sonst nicht grade dicht besiedelt. Die südliche Hälfte, durch die ich heute gefahren bin ist viel weniger rau. Es gibt viel Landwirtschaft und an der Küstenstraße reiht sich ein Dorf ans andere, so dass ich wenig Schwierigkeiten hatte, nen schönen Platz für's Mittagspicknick zu finden, inklusive Blick auf Vogelfelsen und Kormorane, Basstölpel und eine Eisente (ein neuer Vogel in meiner persönlichen Liste).
Hier in Campbellton bin ich bei der Überquerung des Restigouche River, der Québec von der Provinz New Brunswick trennt, in eine andere Zeitzone gerutscht. Hier ist Atlantic Time, was eine Stunde näher an Europa ist. Ich habe aber beschlossen, für nur eine Nacht meine Uhren nicht umzustellen. Nur mein Handy hatte da seinen eigenen Kopf.
Mit der Ankunft in Campbellton ist meine Gaspésie-Umrundung zu Ende. Morgen fahre ich quer über die Halbinsel drüber zurück zum St.Lorenz-Strom, mit zwei Besichtigungspunkten, die mich vor siebzehn Jahren schon fasziniert haben. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe des Logbuchs :-)
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