10. August 2017
Die vergangene Nacht war besser als erwartet. Ich hab gut geschlafen und konnte heute morgen ganz normal in den Tag starten. Der wesentliche Unterschied zu den vergangenen Nächten war, dass ich zum Duschen über den Flur musste... *lach...
Um kurz vor neun bin ich von meinem ungeplanten Quartier aufgebrochen und über den Fluss zurück nach Québec gefahren. Der Ort, der Campbellton auf québecer Seite gegenüber liegt heißt Pointe-à-la-croix, und ist zum Teil eine Reservation der Mi'kmaqs... was man an den Casinos und Duty-free-Shops erkennt.
Auch heute, und vielleicht heute ganz besonders, bin ich auf meinen eigenen Spuren gewandelt und habe zwei Orte aufgesucht, wo ich vor siebzehn Jahren schon mal war, und die mich damals sehr beeindruckt haben...
Zu erst bin ich zur „Battle of the Restigouche National Historic Site“ gefahren. Hinter diesem langen Namen verbirgt sich ein kleines Museum, in dem die letzte Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Großbritannien um die Vorherrschaft in Nordamerika (im Rahmen des Siebenjährigen Krieges) dokumentiert ist. Nach der Niederlage auf den Plains of Abraham (siehe Logbuch vom 1. August) hatten die Franzosen in Nouvelle France dringend Hilfe angefordert. Frankreich besaß damals unter Ludwig XV. keine große Flotte, und so waren fünf bewaffnete Handelsschiffe unter dem Schutz einer Korsaren-Fregatte in Richtung Québec City geschickt worden. Als diese französische Flotte jedoch davon erfuhr, dass in Québec mehrere große englische Kriegsschiffe lagen, versteckte sie sich in der Mündung des Restigouche River in der Nähe des heutigen Pointe-à-la-croix. Die Engländer kamen aber dahinter, schlossen die Franzosen ein, und die Sache endete damit, dass die französische Fregatte Le Marchault sich selbst versenkte. Das Wrack wurde zwischen 1969 und 1972 teilweise ausgegraben und die Fundstücke sind im Museum ausgestellt. An das Museum konnte ich mich von meinem Besuch aus dem Jahr 2000 noch recht gut erinnern, aber es war trotzdem schön, wieder hier zu sein, die Erinnerung aufzufrischen, und das eine oder andere digitale Bild zu machen.
Von Pointe-à-la-croix aus begann dann die heutige Tagesetappe, zuerst am Restigouche und am Matapedia River entlang und dann über den Rücken der Gaspé-Halbinsel drüber zurück zum St.Lorenz-Strom. Das ist eine wirklich schöne Strecke. Der erste Teil, in den Flusstälern, ist noch ziemlich wild und einsam, aber dann wird es landwirtschaftlich und stärker besiedelt... ich habe mich dieses Mal weniger an Skandinavien als mehr an Oberschwaben erinnert gefühlt, weil das zentrale Gebiet in der westlichen Gaspésie auch so einen Hochebenen-Charakter hat. In Mont-Joli bin ich wieder auf den St.Lorenz-Strom getroffen. Das liegt gute 60km weiter westlich als Matane und ganz grob gesehen auf halber Strecke zwischen Forestville und Baie-Comeau (siehe Logbuch vom 5. August), aber eben am südlichen Ufer des Stroms. Der Flieger braucht übrigens von Mont-Joli nach Baie-Comeau nur ne Viertelstunde, während man mit Auto und Schiff nen guten halben Tag mindestens unterwegs ist. In Mont-Joli bin ich zum Flugplatz gefahren und habe das Gebäude und auch zwei Flieger, die grade abgefertigt wurden, fotografiert. Schon allein um sagen zu können,“Ich war da“... und weil der Flughafen den lustigen IATA-Code YYY hat. (Bei allen kanadischen Flughäfen beginnen die Drei-Buchstaben-Codes, die auf die Gepäckanhänger gedruckt werden, mit Y.)
Kaum zu glauben, wie groß die Unterschiede zwischen dem Nord- und dem Südufer des St.Lorenz-Stroms sind. Das Nordufer ist spätestens ab Tadoussac wild und ziemlich einsam. Das Südufer ist noch bis hinter Sainte-Anne-des-Monts recht dicht besiedelt und es gibt reichlich Lanndwirtschaft.
Von Mont-Joli bin ich weiter in Richtung Rimouski gefahren, zum nächsten Programmpunkt am Pointe-au-Père. Hier steht der mit 32m zweithöchste Leuchtturm Kanadas (nach dem am Cap-des-Rosiers) und hier befindet sich auch das Empress of Ireland-Museum, das ich ebenfalls vor siebzehn Jahren besucht habe, und das mich damals auch sehr berührt hat.
Die Empress of Ireland war ein Passagierdampfer der Canadian Pacific Steamship Company, der am 29. Mai 1914 auf dem Weg von Montreal nach Liverpool nur ein paar Meilen nordöstlich von Pointe-au-Père mit einem norwegischen Kohlenfrachter zusammenstieß. Die Empress of Ireland sank innerhalb von nur vierzehn Minuten. Bei dem Unglück starben 1012 der 1477 Menschen an Bord des Dampfers. Da das Schiff nur in 40m Tiefe liegt, hat man in den folgenden Jahren und auch bei ausgedehnten Tauchgängen in den 1960er und 19070er Jahren etliches an die Oberfläche gebracht. Da das Tauchen an der Empress of Ireland wegen des kalten und trüben Wassers sowie der gefährlichen Strömung ziemlich gefährlich ist (etliche Menschen sind dabei schon ums Leben gekommen) und weil man nicht wollte, dass das Schiff komplett geplündert wird, wurde das Wrack 1999 unter Schutz gestellt. Das Museum war auch 2000 schon sehr eindrucksvoll, aber ist seit dem noch deutlich ausgebaut worden. Inklusive Filmvorführung und Touchscreens.
Nach dem Museumsbesuch bin ich noch auf den Leuchtturm gestiegen und damit wären wir beim Bild des Tages. Man sieht den Leuchtturm und die dazugehörigen Gebäude. Das alles steht heutzutage unter Denkmalschutz, und wird in Zeiten von GPS auch nicht mehr wirklich benötigt. Es gibt allerdings noch ein Leuchtfeuer, das in Betrieb ist, ein paar hundert Meter stromabwärts. Das Bild des Tages zeigt übrigens auch den Blick in Richtung der Wrackstelle der Empress of Ireland, ein paar Kilometer weit draußen, ziemlich genau in der Mitte des Fotos.
Von Rimouski nach Rivière-du-Loup, wo ich heute in meinem ursprünglich gebuchten Motelzimmer nächtige, sind es nochmal rund 100km, immer schön am Ufer des St.Lorenz-Stroms entlang. Das ging recht zügig.
Tja, meine Gaspésie-Rundfahrt ist damit zu Ende. Morgen beginnt das letzte Viertel meiner diesjährigen Kanada-Reise, mit Schwerpunkt auf meinen anderen Hobbies, besonders auf den Flugzeugen. Was aber nicht heißt, dass Ihr in den nächsten Tagen immer Flieger ankucken müsst.
|
|
|