1. Juli 2015
Heute war ein perfekter Tag. Anders kann ich's nicht sagen. Auf dem Programm stand ein Tagesausflug nach Papa Westray, von den Einheimischen 'Papay' genannt. Für die Anreise habe ich den Luftweg gewählt, denn auf diese Weise konnte ich ein einmaliges Erlebnis in die Tour einbauen, einen Flug auf der kürzesten Linienflugstrecke der Welt, von Westray nach Papa Westray. Die schottische Regionalfluggesellschaft Loganair bedient mehrere Routen, die die verschiedenen Inseln der Orkneys miteinander verbinden und das bedeutet oft eine enorme Zeitersparnis, denn manche Strecke, die mit dem Schiff ne Stunde oder gar zwei dauert, erledigt der Flieger in Minuten.
Der eingesetzte Flugzeugtyp für diese Strecken ist die Britten-Norman BN-2 Islander (übrigens noch ein neues Flugzeug auf meiner Liste), die weltweit wegen ihrer Robustheit und ihrer Kurzstarteigenschaften beliebt ist, und die auch für den Einsatz auf den Orkneys optimal geeignet ist. Außerhalb von Kirkwall sind nämlich die meisten Pisten hier Gras oder Schotter.
Um 9:38h, zwei Minuten vor der planmäßigen Abflugszeit ging's heute morgen am Flughafen Kirkwall los. Mein Rucksack musste zwar in den Kofferraum (in der Islander liegt das Gepäck wirklich einfach hinten in der Kabine) aber dafür gibt’s auf den Flügen zwischen den Inseln keine Sicherheitskontrolle. Die Maschine war für das erste Teilstück, von Kirkwall nach Westray, komplett ausgebucht. Nur fünfzehn Minuten dauerte der Flug und dann wurde es spannend. In Westray stiegen fünf Leute aus und eine neue Passagierin kam an Bord. Der Start führte raus über's Meeer und man hatte sich kaum an das In-der-Luftsein gewöhnt, da erschien auch schon wieder Gras unter den Rädern. Blockzeit (vom Losrollen am 'Terminal' bis zum Motorenausschalten am Zielort): vier Minuten, reine Flugzeit ein bisschen über zwei Minuten. Unglaublich.
Zwei der Mitpassagiere stellten sich als zwei Österreicherinnen heraus (aus der Nähe von Wien), die die gleiche Tagestour über Papa Westray gebucht hatten wie ich. Unser Fahrer/Guide, Jonathan, holte uns am Flughafen ab und dann begann die Tour. Außer uns dreien waren noch ein Ehepaar aus Inverness und ein Ehepaar aus Derbyshire mit dabei, aber die waren mit der Fähre in Papa Westray angekommen.
Ich muss ein bisschen was zu Papa Westray erzählen. Die Insel ist rund 4,5 Meilen lang, knapp eine Meile breit und es leben 75 Menschen auf ihr. Der nördlichste Teil ist ein Vogelschutzgebiet und der Rest ist Farmland. Es gibt einen kleinen Hafen, einen Laden, ein Hostel, ein Gemeindezentrum eine Grundschule und viel Landschaft. Jeder Bewohner hat mehrere Jobs. Jonathan, der erst seit nem knappen Jahr auf der Insel lebt, ist der Ranger und der Tourguide. Die Flughafenfeuerwehr verlädt auch das Gepäck.
Erster Besichtigungsstopp war an der St. Boniface Kirk, einem kleinen Kirchelchen aus dem 12. Jahrhundert. Danach ging's zum Coffee Morning. Jeden Mittwoch treffen sich die Einheimischen im Vorraum der St. Anne's Kirk zum Kaffee und Kuchen. Da sind wir dann auch aufgeschlagen. Ich denke mal zwanzig Prozent der Bevölkerung von Papa Westray waren vor Ort. Der Kaffee und Kuchen waren gespendet, und mit dem Pfund, dass man für Getränk oder Gebäck bezahlte, werden Hilfsprojekte unterstützt.
Zum Glück sind die Entfernungen auf Papa Westray nicht besonders groß, so dass man in zwei, drei Minuten am nächsten Programmpunkt ist. Und der nächste Programmpunkt war ein ganz besonderer Höhepunkt und hätte fast das Bild des Tages gemacht. Der Knap of Howar ist ein jungsteinzeitliches Haus, das nochmal gut 500 Jahre älter ist als Skara Brae. sehr schön erhalten und vollkommen kreuzfahrtschiffbusfrei... Jonathan meinte, dass unter den Hügelchen in der Umgebung bestimmt noch so einiges liegt, aber man hat sich bisher noch nicht die Mühe gemacht, da überhaupt mal nachzukucken, was es geben könnte. Der Knap of Howar ist jedenfalls das älteste Wohnhaus Europas, und erstaunlich gut erhalten. Wenn ich Euch nicht gestern schon Skara Brae geboten hätte, dann hätte es heute zwei Bilder gegeben und der Knap of Howar wäre eines davon gewesen.
Dann war „lunch time“ und wir haben im Hostel sehr lecker zu essen bekommen. Eine lange Mittagspause gab es aber nicht, denn wir wollten ja noch mehr sehen. Jonathan hat uns zum Nordende von Papa Westray gefahren und dort sind wir mit Kaye, der örtlichen Expertin der RSPB (Royal Society for the Protection of Birds), ins Vogelschutzgebiet gezogen. Hier gab's alles, was das Ornithologen-Herz begehrt, und das auch noch unter strahlend blauem Himmel bei bestem Licht und Wetter. Verschiedene Möwen, Skuas, Eissturmvögel, verschiedene Alkenarten – inklusive Papageientaucher – und und und... Die Sony musste während der zwei Stunden hart arbeiten und eines der Ergebnisse ist das heutige Bild des Tages. Knuffig, oder? Es hätte aber auch noch etliche andere Kandidaten für das Bild des Tages gegeben und ich kann Euch schon mal die Vorankündigung machen, dass da einiges bei Frantis Safari dazukommen wird.
Als Einstieg in meine Vogelbeobachtungsbemühungen hier auf den Inseln hätte es jedenfalls nicht besser sein können.
Gegen viertel nach vier waren wir wieder im Hostel und es gab Tee und Scones. Wie sich das gehört. Eine knappe halbe Stunde haben wir noch zusammengesessen und erzählt, und dann wurde zuerst ich zum Flugplatz gefahren und von der Gruppe verabschiedet. Anschließend brachte Jonathan die anderen zum Fähranleger.
Der Rückflug ging über die gleiche Strecke, zuerst von Papa Westray nach Westray und dann nach Kirkwall. Allerdings hatte es sich inzwischen zugezogen und es war ziemlich windig. Deshalb konnten wir nicht die kürzeste Strecke fliegen und der Flug von Papa Westray nach Westray dauerte deshalb ewige vier Minuten, auch wenn auf dem Zertifikat von Loganair, das jeder Passagier, der die Strecke geflogen ist bekommt, steht es wären zwei Minuten gewesen. Die zwei Minuten reine Flugzeit schafft man nur unter optimalen Bedingungen.
Bei der Landung in Westray war's am regnen und auch in Kirkwall, wo wir rund zwanzig Minuten später wieder ankamen, fiselte es. Das war mit aber jetzt egal. Obwohl es erst viertel vor sechs war habe ich den Rest des Tages frei genommen.
Morgen geht es wieder nach Westray, allerdings mit dem Schiff. Die Insel ist groß genug, dass sich eine Übernachtung lohnt, und so werde ich morgen für eine Nacht mein Quartier dorthin verlegen, und am Freitag abend wieder zurückfahren. Die Fähre geht aber erst gegen Mittag, so dass ich morgen früh noch ein bisschen in Kirkwall unternehmen kann.
Leider gab's allerdings heute in meiner Unterkunft ein Problem. Das WLAN ging nicht. Deshalb erhaltet Ihr dieses Logbuch mit einem Tag Verspätung.
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