30. Juni 2023

Der heutige Tag ist eigentlich relativ schnell erzählt. Meine gestrige Hoffnung auf besseres Wetter hat sich nicht erfüllt. Was, muss ich sagen, jetzt aber auch nicht super tragisch war. Sonnenschein ist hier in Neufundland halt nicht die Regel. Das ist wie in Schottland. Das beste hoffen aber auf alles vorbereitet sein.
Nach dem Frühstück habe ich meine Sachen zusammengepackt, denn ich musste heute leider für die dritte Nacht hier in Gunners Cove das Zimmer wechseln. Ich wohne jetzt ziemlich feudal in einem kleinen Ferienhaus, das direkt neben dem Haupthaus von Valhalla Bed&Breakfast liegt und mit dazu gehört. Platz habe ich also reichlich. Aber durch den Umzug musste ich natürlich heute morgen mein ganzes Gepäck parat haben, und um der Reinigungskraft nen Gefallen zu tun, habe ich alles in den Corolla geladen, damit sie nicht auch noch meinen ganzen Krempel vom Zimmer zum Ferienhaus schleppen musste.
Da das Wetter heute morgen nicht besser war als gestern nachmittag, bin ich zuerst mal nach St. Anthony gefahren. Das ist der Hauptort hier an der Nordspitze Neufundlands. Hier gibt es zumindest ein bisschen mehr Zivilisation, was sich für kanadische Verhältnisse darin äußert, dass es in St. Anthony ein Tim Hortons gibt… *lach… der einzige auf dem „Zeigefinger“. Den nächsten gibt es erst wieder in Deer Lake, wo ich am vergangenen Dienstag durchgefahren bin.
Ein weiteres Zeichen von Zivilisation in St. Anthony ist die Ragnaröck Brewing Company. Leider konnte man das Bier im Liquor Express nicht in Flaschen sondern nur in Dosen kaufen. Das ist noch sowas, was hier an Skandinavien erinnert. Alkoholische Getränke gibt es nur in speziellen Läden mit Lizenz zum Alkoholverkauf. Eine dieser Ketten ist Liquor Express, die ich schon an verschiedensten Stellen hier in Neufundland gesehen habe. Bier einfach im Supermarkt kaufen, das geht hier nicht. Die beiden freundlichen Mitarbeiterinnen von Liquor Express meinten allerdings, dass ich vielleicht in der Brauerei Flaschenbier kaufen könnte. Die Brauerei liegt direkt an der Hauptstraße, gegenüber vom Krankenhaus, machte allerdings erst um 12:00Uhr auf. Hmmmm, dachte ich, dann kann ich die anderthalb Stunden bis dahin im Fishing Point Municipal Park verbringen. Hier endet die Straße am Atlantik. Oben auf den Klippen liegt ein Leuchtturm und man hat nen tollen Blick auf die Küste von Neufundland und auf die vorbeitreibenden Eisberge. Es sei denn, es fängt kräftig an zu regnen. Dann wird der tolle Blick schnell zu ner nassen Veranstaltung. Ich habe also ein paar Fotos gemacht, mich dann wieder in den Corolla gesetzt und bin zu Tim Hortons gefahren. Hier hab ich mir nen Cappuccino gekauft und Emails geschrieben, während draußen der Regen auf den Parkplatz prasselte. Damit sind wir beim ersten Bild des Tages. Kurz nach zwölf, in einer Regenpause bin ich zurück zum Auto und dachte mir, dass diese Ansicht St. Anthony ganz gut beschreibt. Der Ort erinnert an die Kuddelmuddel-Ortschaften in Nordnorwegen oder an die „frontier towns“ im Norden des kanadischen Festlandes. Tankstellen, zweckmäßige Gebäude, die immerhin in unterschiedlichen Farben gestrichen sind, Läden, Verwaltungseinrichtungen… nicht schön aber typisch. Und dass das Hauptgeschäftszentrum mit Supermarkt, verschiedenen Schnellrestaurants (wenn auch außer Tim Hortons von keiner bekannten Kette), Schnapsladen, Outdoor-Bedarf und  Baumarkt „Viking Mall“ heißt, das verwundert nicht so wirklich.
Um kurz nach zwölf war ich an der Brauerei, um Bier für den Export nach Deutschland zu kaufen. Leider Fehlanzeige. Von Ragnaröck Brewing Company gibt es definitiv nur Dosen. Schade.
Im Supermarkt habe ich mir nen Snack zu Mittag gekauft und dann in Gunners Cove mein neues Quartier bezogen. Die letzte Hoffnung, dass sich über meine Siesta das Wetter doch noch besinnt, zerschlug sich aber. Ich bin trotzdem nochmal nach L’Anse aux Meadows gefahren und habe mir die Anlage angekuckt. So schnell komme ich hier ja wahrscheinlich nicht wieder hin. Immerhin war es nicht mehr so neblig wie gestern… *lach… und immer noch genauso eindrucksvoll.
Zum Abschluss des Tages bin ich zur Leif Eriksson-Statue gefahren, die am kleinen Hafen des heutigen Ortes L’Anse aux Meadows steht. Die seht Ihr im zweiten Bild des Tages. Dort fing es allerdings dann auch wieder richtig an zu regnen und ich habe das Programm für heute beendet und bin wieder ins Quartier gefahren.
L’Anse aux Meadows ist der nördlichste Punkt, den ich auf dieser Reise erreiche. Ab morgen geht es in Richtung Süden. Bis zur US-amerikanischen Grenze.


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