9. Oktober 2022

Was für ein Tag… Die Bilder verraten es schon. Heute gibt es direkt zwei Tierfotos, die trotzdem ein totaler Kontrast sind. Namibia ist halt extrem vielseitig.
Nach einem weiteren sehr schönen Frühstück im Strand Hotel hieß es Abschied von Swakopmund nehmen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich habe hier sehr feudal gewohnt. Aber auf die bescheidenen Temperaturen, den Wind und den Nebel kann ich verzichten. Nachdem mein gestriges Seebärenerlebnis ja ausbaufähig war, war ein Besuch in der Seebärenkolonie am Cape Cross erst recht zur Pflicht geworden. Der Abstecher war für mich auch kein wirklicher Umweg. Nach dem Tanken und obligatorischen Überprüfen der Reifen bin ich in Richtung Norden aus Swakopmund rausgefahren. Die Stadt ist ganz schön groß, war aber heute sonntäglich ruhig. Weniger sonntäglich war der Nebel, der über dem Land lag. Nebel in der Wüste ist schwer vorzustellen, wenn man es nicht erlebt hat. Es war jetzt keine richtig dicke Waschküche aber doch eine deutliche Einschränkung der Sicht, wo es rund rum sowieso außer flachem Land mit ein paar niedrigen Dünen nichts gab, und das auch noch alles in blässlichem Gelbgrau. Zum Glück war die Straße gut, nämlich asphaltiert. Ne dreiviertel Stunde braucht man über die C14 bis Henties Bay. Von dort führt die C14 als Salzstraße weiter nach Norden. Ihr habt richtig gelesen. Statt aus Asphalt oder Schotter sind hier im Küstengebiet die Straßen aus Salz konstruiert. Wie genau das funktioniert, weiß ich noch nicht, kann es aber im Moment auch nicht nachlesen, da das Internet hier im Camp nur tröpfelt. Von Henties Bay aus sind es noch mal rund 35km bis zum Cape Cross Seal Reserve. Am Eingang muss man ein Permit kaufen. Ein paar hundert Meter weiter erreicht man die Stelle mit den beiden portugiesischen Padrãos (ja, auch hier haben die Portugiesen Kreuze an der Küste errichtet), und dann sieht man sie da auch schon liegen. Südafrikanische Seebären zu hunderten und tausenden. Sogar mit auf dem Parkplatz tummeln sie sich. Beim Aussteigen schlägt einem der strenge Geruch entgegen, so ne Mischung aus nassem Hund und Hühnerstall. War aber jetzt nicht so schlimm, dass man es nicht ertragen konnte oder wie es mir aus mehreren Quellen berichtet worden war. Zwischen den Tieren gibt es einen mit Holzgattern abgetrennten Walkway, so dass man quasi durch die Seebären durchlaufen kann, ohne direkten Kontakt zu haben. Der Walkway ist mit einem hölzernen Törchen versperrt, aber als ich da reinwollte, gab mir die davor liegende Seebärendame unmissverständlich zu verstehen, dass ich ihr zu nahe getreten war. Ich habe also erstmal einen ungeordneten Rückzug angetreten, und wenn Ihr auf dem ersten Bild des Tages die Zähne dieser Tiere seht, dann wisst Ihr auch warum ich da lieber vorsichtig war. Ein paar Minuten später hatte sich die „Türsteherin“ aber schon weiter gerobbt, und ich kam in den abgesperrten Bereich. In aller Ruhe konnte ich jetzt die Seebären beobachten und (mit der richtigen Kameraeinstellung) fotografieren. Ich fand’s echt beeindruckend, ähnlich beeindruckend wie die See-Elefanten-Kolonie im Año Nuevo State Park in Kalifornien. Die Szenerie am Cape Cross ist schon fast unwirklich. Überall die Seebären, die Geräuschkulisse, und als Hintergrund tobt der Südatlantik gegen die Felsküste, während darüber lange Ketten von Kormoranen durch die neblige Luft ziehen.
Nachdem ich gestern ja eine Gesamtansicht der Seebären am Pelican Point gezeigt habe gibt es heute ein Bild von zwei Seebären bei ihrer zweitliebsten Beschäftigung, nämlich sich zanken. Am liebsten pennen sie. Auf jeden Fall habe ich reichlich Material für eine eigene Rubrik des Südafrikanischen Seebären auf Frantis World.
Nach ner knappen Stunde habe ich mich an die Weiterfahrt gemacht. Zuerst auf Salz- und Asphaltstraße und dann auch wieder auf Schotter wechselnder Qualität. Mein Tagesziel heute war Twyfelfontein, wo ich für eine Nacht im Twyfelfontein Adventure Camp wohne. Wieder im Zelt, jedoch deutlich rustikaler als bei meiner ersten Zeltübernachtung. Immerhin habe ich ein eigenes Bad. Um viertel vor drei war ich vor Ort, und habe den stellvertretenden Camp Manager, er heißt Petrus, gefragt, ob ich heute schon die eigentlich für morgen früh geplante Exkursion zu den ‚Wüstenelefanten‘ machen könnte. So hätte ich dann morgen deutlich mehr Zeit für die Weiterfahrt. Ein kurzer Anruf und dann gab mir Petrus das Okay. „You start in five minutes… the tour leaves at three o’clock.“ Ah ja… ich also schnell zum Zelt, Rucksack rein, alles aus dem Rucksack was ich für die Safari brauchte, Sonnencreme drauf und zurück zum Parkplatz, wo der klassische, offene aber überdachte Safari-Toyota stand. Mein Fahrer war Lucas und ich hatte ihn ganz für mich allein. Außer mir wollte heute keiner die Tour machen.
Die Landschaft hier ist wieder ein ziemlicher Hammer. Savanne, Tafelberge aber vor allem Wüste aus uraltem Vulkangestein und ein trockener Flusslauf mit Baumbestand. Also, so richtig in der Wüste leben die Elefanten von Twyfelfontein nicht, aber sie haben sich schon an eine für Elefanten extreme, vor allem extrem trockene, Gegend angepasst. Die Suche nach den Elefanten war ein bisschen langwierig und Lucas ist ziemlich durch’s Gelände gekurvt, aber am Ende waren wir erfolgreich und haben eine Gruppe Elefanten gefunden. Die konnten wir dann auch aus nächster Nähe beobachten. Es hat sogar für ein Selfie mit Elefant gereicht. Das zweite Bild des Tages ist aber ein Standardfoto, in der abendlichen Sonne… Etwas über vier Stunden waren wir unterwegs und auch wenn wir außer den Elefanten sonst nur ein paar Strauße, eine Herde Springböcke und einige Vögel gesehen haben, war es eine absolut lohnende Tour. Lucas war ein topp Fahrer und wusste sehr gut Bescheid, nicht nur über Elefanten sondern auch über die Vögel und Bäume.
Pünktlich zum Abendessen waren wir wieder im Camp. Es gab ein leckeres Abendessen und dann habe ich noch mit ein paar Leuten einer privaten deutschen Reisegruppe zusammengesessen und erzählt. Sehr lustig. Die Gruppe ist aus Dormagen und das war natürlich schon ein großes Hallo, als ich sagte ich komme aus Euskirchen. Namibia scheint fest in rheinischer Hand zu sein. Die Deutschen, die gestern mit mir auf dem Ausflugsboot war, waren zum Beispiel aus Troisdorf.
Morgen geht es zum Etosha-Nationalpark. Ich bin echt gespannt. Umso mehr, als mir die Dormagener schon vorgeschwärmt und Fotos gezeigt haben. Die reisen nämlich mit ihrem deutsch-namibischen Fahrer in der umgekehrten Richtung wie ich durch’s Land und fahren übermorgen nach Swakopmund.


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