8. August 2017
Nur 200km sind es von Sainte-Anne des-Monts bis zum Cap-des-Rosiers, aber ich bin heute nicht gut voran gekommen. Das lag daran, dass ich wegen des Panoramas so oft anhalten musste... *lach...
In meinem B&B gab's im Gegensatz zu gestern heute morgen Frühstück... sehr kanadisch: Pancakes mit Ahornsirup oder wahlweise verschiedene Marmeladen und dazu noch Obst, O-Saft und Tee.
In Sainte-Anne-des-Monts bin ich erst mal in den Supermarkt, bevor ich in die heutige Tagesetappe starten wollte. Ich hatte mir nämlich für heute Selbstverpflegung vorgenommen. Ein Baguette, ein bisschen Käse, ein bisschen Hummus, ein bisschen Guacamole und drei argentinische Mandarinen, damit sollte ich über den heutigen Tag und auch morgen noch über den Mittagsimbiss drüber kommen.
Die Nordküste der Gaspé-Halbinsel ist malerisch wild. Felsklippen wechseln sich mit sandigen Buchten und kleinen Städtchen ab und als Kulisse gibt es dazu die baumbestandenen letzten Ausläufer der Appalachen... und das alles heute unter einem weiß-blauen Himmel und bei einer frischen Brise, die Schaumkronen auf die Wellen des St.Lorenz-Stroms zauberte und für ordentlich Brandung sorgte. Eine wirklich schöne Route, die ich nur empfehlen kann. Aber man muss, wie gesagt, Zeit einplanen, denn unterwegs gibt es reichlich Gelegenheiten für Stopps und zum Fotografieren an Aussichtspunkten, Leuchttürmen oder auch manchmal nur an Stellen, wo die Brandung besonders schön ist.
Nicht ganz so einfach war es heute allerdings, einen Platz für das Mittagspicknick zu finden, denn an den meisten Picknickplätzen pfiff der Wind so, dass es mir das Baguette vom Tisch geweht hätte. Zum Glück habe ich dann aber doch so gegen viertel nach eins in der Bucht von Saint-Yvon einen Rastplatz gefunden, der halbwegs windgeschützt lag, wo man in der Sonne sitzen konnte, und wo ich außerdem Gelegenheit hatte, beim Essen den Möwen, den Basstölpeln und den Eiderenten zuzukucken.
All zu lange Pause habe ich aber nicht gemacht, denn ich wollte heute noch einiges schaffen. Auf dem Programm stand nämlich noch der Forillon-Nationalpark, der sich auf der äußersten Spitze der Gaspé-Halbinsel befindet. Ich habe mich erst mal am Informationszentrum, ein paar Kilometer vor der eigentlichen Einfahrt in den Park, beraten lassen. Willkommene Überraschung: der Eintritt ist frei...Ist er zwar normalerweise nicht, aber anlässlich der 150-Jahrfeier Kanadas sind im Jahr 2017 alle Parks und Einrichtungen, die der kanadischen Nationalparkverwaltung unterstehen, kostenlos. Das ist doch mal ne Ansage.
Am ersten Punkt, den ich anfahren wollte, waren allerdings alle Parkplätze voll, und so bin ich zur Südseite der Landzunge, auf der der Park liegt, gefahren. Hier kann man bis zum Cap-Gaspé wandern, und steht dann da wirklich am „Land's End“ der Gaspésie. Es ist zwar nicht der östlichste Punkt Kanadas, aber von dort kann man eine grade Linie bis nach Europa ziehen und es liegt kein Land mehr dazwischen. Vom Parkplatz bis zum Cap-Gaspé sind es vier Kilometer aber der Weg war gut ausgebaut und die Sonne schien, so dass es keine wirklich harte Wanderung war. Oben auf dem Kap selber steht ein Leuchtturm, und man kann dann von dort noch mal rund 400m auf einem Weg die Klippen runter bis zu einem Aussichtspunkt weiter spazieren, von wo aus man das Kap selbst dann auch sieht, denn oben am Leuchtturm steht man ja drauf und man kann nicht direkt unten ins Meer am Fuße des Kaps kucken. Zweieinhalb Stunden habe ich mir für die Wanderung genommen und neben dem Panoramagenießen auch noch ein bisschen Vogelbeobachtung betrieben. Panorama ist übrigens das Stichwort. Ich habe lange überlegt, was ich heute als Bild des Tages nehmen soll. Gewonnen hat ein Blick vom Weg zum Cap-Gaspé über die Bucht von Gaspé. Hier im Windschatten der Halbinsel war das Meer schön ruhig. Die Erhebung, die man rechts der Bildmitte am Horizont sieht, das ist die Île Bonaventure, wo ich vor siebzehn Jahren eine schöne Vogelexkursion zu einer der größten Basstölpel-Kolonien im Nordatlantik gemacht habe. Das wird dieses Jahr nicht stattfinden. Die Vögel sind nämlich inzwischen weg, denn ich bin mehr als einen Monat später hier in der Gegend, als ich es damals war.
Apropos Tierbeobachtung. Ich hatte schon gedacht, dass es heute in dieser Hinsicht eher mau aussehen würde, aber dann ist mir bei der Rückfahrt in Richtung zu meinem heutigen Quartier am Südausgang des Forillon-Nationalparks ein Urson, ein nordamerikanisches Stachelschwein, begegnet. Die kannte ich bisher nur totgefahren.
Auf dem Rückweg habe ich dann noch einen kurzen Stopp am Visitor Center am Nordeingang des Parks gemacht, wo es einen kleinen Rundweg auf Stegen gibt, der einen guten Überblick über die Natur und die Geologie der Gegend hier bietet, und wo ich außer Vögeln dann auch noch einen Woodchuck, ein nordamerikanisches Waldmurmeltier, gesehen habe. Es war also auch safarimäßig ein erfolgreicher Tag.
Morgen abend bin ich in Campellton. Das liegt nicht mehr in Québec, sondern in der Provinz New Brunswick. Eine von insgesamt drei Nächten auf dieser Tour, wo ich nicht in Québec sein werde.
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