5. Juli 2015

Ich habe grade versucht ein Bild des Tages rauszusuchen. Ich hab's noch nicht geschafft. Ich hoffe, dass mir über dem Schreiben des Logbuchs klar wird, was ich nehmen soll.
Heute morgen schien die Sonne. Sehr schön. Ein Tag mit Regenintermezzo ist ja okay... *lach... aber mehr müssen es dann wirklich nicht sein.
Für heute war ein sehr gemischtes Programm geplant, alles auf Mainland, und es erforderte auch einiges an Fahrerei. Erster Stopp heute war an den Standing Stones of Stenness. Genau wie der Ring of Brodgar (siehe Tag zwei auf den Inseln) sind die Standing Stones ein jungsteinzeitlicher Steinkreis, auch wenn etliche von den Steinen inzwischen fehlen. Das kann ja passieren, wenn man über 5000 Jahre alt ist. Der Steinkreis von Stenness entstand nämlich ungefähr 3100 vor Christus und ist damit wahrscheinlich der älteste von Großbritannien. Obwohl heute keine Kreuzfahrtschiffe in Kirkwall lagen war's an den Standing Stones ziemlich voll. Was jetzt auch nicht übermäßig schlimm war, denn wenn man den Ring of Brodgar gesehen hat, dann sind die Standing Stones of Stennes, obwohl rund 500 Jahre älter, doch deutlich weniger spektakulär. Der Besuch in Stenness diente vor allem dem Zeitüberbrücken, denn ich hatte um 12:00h eine Führung in Maes Howe gebucht.
Maes Howe ist ein jungsteinzeitliches Grab, das auch zu den Weltkulturerbestätten auf Mainland gehört. Leider darf man da drinnen nicht knipsen, sonst wäre die Wahl zum Bild des Tages schnell entschieden gewesen. Maes Howe ist ein Kammer-Grab mit drei Kammern, und der Eingang ist so ausgerichtet, dass zur Wintersonnenwende die untergehende Sonne genau hineinscheint. Keine schlechte Leistung, sowas ohne Computer rauszufinden. Besonders wenn man bedenkt, dass die Sonne hier im Winter ja eher selten scheint und man über etliche Jahre beobachten muss, bis man den richtigen Punkt raus hat. Die Steine, aus denen das Grab konstruiert ist, sind bis zu drei Tonnen schwer. Von außen scheint das ganze nur wie ein grasbewachsener Hügel, der allerdings etwas auffällig in der Landschaft steht. Das dachten sich vor rund 1000 Jahren auch die Wikinger, und gruben schlicht und ergreifend von oben ein Loch in den Hügel. Deshalb stammt der oberste Teil der Decke aus dem 19. Jahrhundert, als man begann, das Grab zu erforschen und zu schützen.
Von Maes Howe aus habe ich einen kurzen Abstecher nach Stromness gemacht und dort im Coop nen Mittagssnack gekauft. Der wurde auf dem Weg zum nächsten Programmpunkt im Rahmen eines kurzen Mittagspicknicks an einem malerischen Platz über einer Bucht an der Südküste von Mainland eingenommen.
Als nächstes habe ich die Scapa-Destillerie besichtigt. Scapa ist mein Lieblings-Single Malt Scotch Whisky, und spielt unverdienterweise hinter Highland Park die zweite Geige unter den Destillerien in Orkney. Leider durfte man auch hier drinnen nicht knipsen, sonst hätte der Brennraum mit den beiden Destillen gute Chancen auf das Foto des Tages gehabt. Oder der Lagerraum mit den Fässern. (Scapa altert übrigens in Jack Daniels-Fässern.) Aber von außen ist es halt nur ne Fabrik.
Ich habe außerdem einiges über Whisky gelernt, was ich noch nicht wusste, und vor allem wurde mein Wissen, was die Haltbarkeit von Whisky anging, berichtigt. Ich meine irgendwo gehört oder gelesen zu haben, dass sich Whisky nach dem Anbruch der Flasche nicht besonders gut hält und nach nem halben Jahr beginnt, den Geschmack zu verlieren. Heute wurde mir von Amanda, unserer Destillerie-Führerin, gesagt, dass man die Flaschen ruhig länger stehen lassen kann. Vier Jahre nach Anbruch wären kein Problem. Dann kann ich ja mal anfangen ne Sammlung aufzubauen... *lach...
Nach der Destillerie-Besichtigung bin ich einmal quer durch den nordwestlichen Teil von Mainland durchgefahren zum Brough of Birsay. Das sind die Reste einer mittelalterlichen Siedlung, die auf den Resten einer eisenzeitlichen Siedlung steht. Das interessante daran ist, dass man da über einem Damm hin spaziert, der nur bei Ebbe passierbar ist. Deshalb richtete sich meine Besuchszeit dort auch nach den heutigen Gezeiten und Ebbe war dort um 17:44h. Ab zwei Stunden vor Tiefstwasser darf man rüber. Auf die Idee waren natürlich auch noch andere Leute gekommen und entsprechend viel war dort los. Dazu kommt noch, dass die Anlage auf dem Brough Head, dem nordwestlichsten Zipfel von Mainland liegt und so dem Wetter sehr ausgesetzt war. Es hatte nämlich begonnen zu nebeln. Ich habe also nicht viel Zeit am Brough of Birsay verbracht.
Auf dem Rückweg nach Kirkwall habe ich aber noch an einem der Vogelschutzgebiete eines der Beobachtungsverstecke besucht und ein bisschen Birdwatching betrieben. Es gab unter anderem Enten, Möwen, ne Skua sowie einen Schilfrohrsänger. Leider ließ der sich auf Grund der Entfernung nicht sinnvoll fotografieren, aber er war auf jeden Fall neu für mich. Wieder ein Häkchen im Vogelbestimmungsbuch und eine persönliche Erstsichtung.
So, das Logbuch ist fertig und ich habe mich auch für ein Bild entschieden. Was Ihr dort seht, das ist der Ring of Brodgar. Da war ich zwar heute nicht, jedenfalls nicht direkt vor  Ort, aber man sieht ihn sehr schön von einem der Aussichtspunkte oberhalb des Loch of Harray (dem See im Vordergrund). Das war der Auftakt meines heutigen Tages.
Für morgen habe ich etwas früher das Frühstück bestellt als heute, denn ich will nach Shapinsay fahren, eine der inneren Inseln, nordöstlich von Mainland. Ich hatte überlegt, ob ich noch mal nach Hoy fahren sollte, aber das war mir etwas zu heikel. Die Kombination von wechselhaftem Wetter und ungünstigen Fährverbindungen könnte schnell dazu führen, dass ich einen weiteren Tag auf Hoy im Regen sitze. Dann habe ich zwar den Old Man of Hoy, den größten Brandungspfeiler Europas, nicht gesehen, aber davon geht die Welt auch nicht unter. Jaaaaa, und morgen ist auch schon mein letzter Tag auf den Orkneys. Am Dienstag geht’s zu den Shetlands weiter.

 

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