12. April 2023

Heute habe ich einen Traum wahr gemacht. Einmal zum Plane Spotting nach Lukla. In Spotter-Kreisen ist Lukla weltbekannt, nicht zuletzt durch den spektakulären Anflug auf den Berg zu, und die am Hang liegende Landebahn. Hier wollte ich schon immer mal hin, seit ich die ersten Bilder davon im Internet gesehen habe. Ja, und jetzt bin ich hier. Seit 2015 habe ich so ziemlich alle meine Spotter-Träume Wirklichkeit werden lassen. Ich bin auf der kürzesten Linienflugstrecke der Welt auf den Orkney-Inseln geflogen, ich habe am Maho Beach auf St. Maarten gespottet, ich bin auf der kürzesten, kommerziell genutzten Landebahn der Welt in Saba gelandet, und heute bin ich in Lukla gelandet. Bin jetzt ein bisschen stolz… *lach…
All die erreichten Spotterziele heißen aber nicht, dass ich das Spotten jetzt aufgeben werde. Im Gegenteil. Da gibt es noch echt so einiges auf meiner Liste, wo ich mal fliegen und/oder spotten möchte. Dieses Jahr steht schon noch so einiges an.
Heute begann der Tag mal wieder richtig früh. Halb fünf Wecken, fünf Uhr Abfahrt. Außer Suraj und mir war kein Mensch wach im Hotel und so habe ich den Schlüssel einfach auf dem Tresen an der Rezeption liegen lassen. Von Mulkot aus hatten wir noch knapp anderthalb Stunden Fahrt bis Ramechhap zum Flugplatz. Die Straße war weitgehend gut, aber mit vielen Kurven, bergauf, bergab und einmal über den Fluss. Suraj hat alles souverän wie immer gemeistert. (Die Karte muss ich leider nachliefern. Das Internet hier in Lukla spielt nicht mit.)
Ich habe gestern Abend kleines Übernachtungsgepäck in meinen Rucksack gepackt. Der Sammy und die Union Bay-Tasche blieben im Kofferraum des Renaults, mit dem Suraj mich durch Nepal fährt. Am Flugplatz in Ramechhap war ziemlich Betrieb. Eigentlich sollte mein Flieger nach Lukla um 7:15 starten, aber beim Checkin wurde mir schon erklärt, dass der Flugplatz noch geschlossen wäre. Im Flusstal von Manthali war es zu diesig um zu fliegen.
Die große Mehrzahl der Flüge nach Lukla findet von Ramechhap aus statt. Insgesamt sind hier nur drei Fluggesellschaften unterwegs: Summit Air, die mit zwei tschechischen Let L410 fliegen; Sita Air, die zwei in Deutschland gebaute Dornier Do228 einsetzen; und Tara Air, die mit einer kanadischen DeHavilland Canada DHC-6 Twin Otter fliegen. Ich war mit Tara Air unterwegs. Nen besonderen Grund hatte das nicht, denn die Flüge waren von Yeti Escape organisiert worden. Mir war es aber trotzdem recht, denn ich bin ein großer Fan der Twin Otter.
Der Flug von Ramechhap nach Lukla dauert mit der Twin Otter planmäßig 17 Minuten (die beiden anderen Typen sind ein bisschen flotter, weil sie über ein einziehbares Fahrwerk verfügen). Aber so lange der Flugverkehr nicht eröffnet war, war das ja egal. Keiner konnte fliegen.
Zweieinhalb Stunden mussten wir warten, bis es losging, aber die Zeit verging wie im Fluge, denn ich habe mich sehr nett mit einem Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr unterhalten. Er hat vor ein paar Jahren einen Sicherheitskurs in Dänemark besucht und ist auf dem Rückweg ein bisschen durch Deutschland gereist. Sehr niedlich, was er zu erzählen wusste. Zum Beispiel, dass er zum ersten Mal im Leben Doppeldecker gefahren ist (Doppeldecker gibt's in Nepal nicht), und wie er am Fahrkartenautomaten ne Fahrkarte gekauft, und wie er mit seinem Gepäck vom Berliner Hauptbahnhof, am „House of Angela Merkel“ und am Reichstag vorbei zum „Berlin Gate“ geschleppt ist. Außerdem haben wir natürlich zum Thema Fliegerei gefachsimpelt.
So ging die Zeit gut rum und plötzlich hieß es, „Es geht los.“ Jetzt waren allerdings erst die früheren Flüge dran, aber bei 15 bis 20 Minuten pro Strecke dauerte es nicht lange, bis mein Flieger wieder in Ramechhap war, um die nächste Ladung Passagiere einzusammeln. Die Maschinen sind halt klein. Bei weniger als 20 Passagieren pro Flug geht das Aus- und Einsteigen fix und das Aus- und Beladen ebenso.
Der Flug selber war überraschend ereignislos. In der zweiten Hälfte gab es zwar ein paar Turbulenzen, aber nichts Weltbewegendes und dann senkte sich auch schon die Nase. Die Landeklappen fuhren aus und wenig später setzte unser Flieger mit einem dezenten Rumpeln auf die den Hang hinauf ansteigende, 527m lange Piste 06 des Tenzing-Hillary-Airports von Lukla.
Mein Guide wartete schon, eine Kopie meines Reisepasses in der Hand. Fragt mich nicht nach seinem Namen. Den hatte ich schon in Sekunden wieder vergessen. Echter Mist, sowas. Er hat sich aber direkt um meinen Rucksack gekümmert und dann ging's zum Quartier.
Ich wohne in der Buddha Lodge, nur ein paar Treppenstufen unterhalb des Flugplatzes von Lukla. Es gibt eine schöne Dachterrasse, die quasi eine Zuschauerterrasse für den Flugplatz ist. Mein Guide hat mir ne Tasse Tee organisiert und dann hab ich Flieger gekuckt und fotografiert.
Gegen 11  musste der Flugplatz hier in Lukla geschlossen werden, weil der Wind zu stark wurde. Die Pause haben mein Guide und ich für einen Spaziergang durch den Ort genutzt. Ich muss sagen, ich habe mich ein bisschen an Pontresina erinnert gefühlt... *lach... Gästehäuser, Hotels und Restaurants, Andenkenläden und Banken, Lebensmittelgeschäfte und Friseure. Im Unterschied zu Pontresina ist Lukla aber komplett autofrei. Außerdem liegen hier, wie in Nepal üblich, fast überall schlafende Hunde auf der Straße. Etliche von den haben nen grünen Farbpunkt auf dem Kopf. Ich habe meinen Guide danach gefragt (und hatte schon ein religiöses Ritual vermutet), aber er hat mir erklärt, dass der grüne Punkt bedeutet, dass der entsprechende Hund gegen Tollwut geimpft ist. Das finde ich sehr fortschrittlich. Zu guter Letzt ist Lukla im Gegensatz zu Pontresina natürlich nicht von Schweizern sondern von freundlichen Nepalesen bewohnt. Ich war sogar bei meinem Guide zu Hause auf ne Tasse Tee eingeladen. Ein ziemlicher Kulturschock ob der armen Verhältnisse. Umso mehr wusste ich die Gastfreundschaft zu schätzen.
Nach einem kleinen Mittagessen mit Blick auf die leere Piste, konnte ich in mein Zimmer. Hmmmm… eigentlich hatte ich ein Zimmer mit eigenem Bad bestellt, aber die waren laut Aussage meines Guides ausgebucht. Immerhin habe ich mein eigenes Klo. Es ist jetzt nicht die einfachste Unterkunft, in der ich bisher Quartier bezogen habe. Diese Ehre hat immer noch mein Zimmer auf Peucang Island im Ujung Kulon-Nationalpark von West-Java. Aber viel fehlt da nicht mehr. Überhaupt waren meine Quartiere auf dieser Reise alle ziemlich rustikal. War aber alles okay. Ich glaube aber, dass ich morgen früh mal auf's Duschen verzichten werde. Abgesehen davon, dass ich keine Lust habe, bei der muffeligen Herbergsmutter (der erste unfreundliche Mensch hier in Nepal... und sie hat für ne Rolle Klopapier eiskalt 300 Rupien, umgerechnet 2,10 Euronen, berechnet) hier ein Handtuch gegen Gebühr auszuleihen, habe ich auch keine Lust, morgen früh zum Duschen über den Flur zu müssen. Von warmem Wasser ist wahrscheinlich auch nicht zu auszugehen.
Den Rest des Tages habe ich auf der Dachterrasse der Buddha Lodge verbracht und Flieger gekuckt. Ich muss sagen, dass ist schon ein echter Hammer hier. Macht wirklich Spaß, und so gibt es natürlich auch ein Fliegerfoto als erstes Bild des Tages. Das zweite Bild zeigt eine Straßenszene hier aus Lukla, damit Ihr ne Vorstellung davon habt, wie es hier aussieht (allerdings ohne Hunde…  krass…).
Morgen früh gibt es um 6 Frühstück und danach wird noch ein bisschen an anderen Stellen hier rund um den Flugplatz gespottet. Um viertel vor neun starte ich dann mit Tara Air zurück nach Ramechhap, wo hoffentlich Suraj auf mich wartet, und dann sind es nur noch ein paar Stunden bis Kathmandu.

 

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