30. März 2010

Und da ist er schon, der letzte Abend in Singapur... Naja – nicht so ganz. Eine Zwischenübernachtung habe ich hier noch auf dem Heimweg von Phnom Penh, aber ob ich da noch mal in die Stadt komme weiß ich noch nicht.
Gestern hatte ich ja vollmundig verkündet, dass ich heute mal Singapore-style essen gehen wollte – in einem Hawker Center. Ein Hawker Center ist... hmmmmm – wie erkläre ich das jetzt? Also es ist ein bisschen wie ein Basar oder ne Mall, nur dass es eben Läden oder vielmehr Stände mit Lebensmitteln sind. Man kauft sich was und setzt sich auf die vorhandenen Sitzgelegenheiten. Im Prinzip sowas wie ein Food Court in einer Einkaufspassage. Wer schon mal in USA in ner Mall war, oder in Oberhausen im Centro, der weiß was ich meine. Das Prinzip ist ähnlich. Hawker Center sind eine ur-singapurianische Institution – und ein Muss für jeden ernsthaften Singapur-Touristen, zumindest wenn man dem Lonely Planet glauben kann und für gewöhnlich kann man das ja. Darüber hinaus hatte Michael vorgestern auch noch mal drauf hingewiesen, dass ich zu nem Hawker Center gehen sollte und hatte direkt auch eines empfohlen. „Food Republic“, ganz hier in der Nähe direkt an der Orchard Road und vom Lonely Planet als eines der neueren und moderneren beschrieben. Was könnte also schon schief gehen? Und so zog ich dann gegen 18 Uhr mit entsprechend Hunger ausgestattet los, um meine erste Hawker Center-Erfahrung zu machen. Lacht da schon jemand? :-)
Okay – also ich da rein und bin erst mal ziemlich erschlagen von der ganzen Auswahl. Fünfzehn verschiedenen Stände, die natürlich auch alle unterschiedliche Geschmacksrichtungen anbieten, sind das mindestens. Wer mich kennt der weiß, dass mich zuviel Auswahl immer ziemlich irritiert. Ich habe mir also erst mal nen Tisch gesichert – man legt ne Packung Tempos ab – und bin rund gegangen um das Angebot zu prüfen. Suuuuuper – nach 10 Minuten hatte ich noch kein bisschen mehr Ahnung als bei Minute 1, was ich denn jetzt essen wollte. Mein Paket Tempos hatte unterdessen brav meinen Platz bewacht, aber wie ich inzwischen rausgefunden hatte, ist Food Republic einer der neumodischen Plätze, wo die Gäste ihr Essen selber zu ihrem Platz tragen und nicht wie in den traditionelleren Hawker Centern an den Platz gebracht bekommen. Ich habe also dann mein Paket Tempos wieder eingesammelt und weiter die Runde gemacht. Meiner Entscheidungsfähigkeit hilft es übrigens kein bisschen, wenn ich ständig angesprochen und zu einer Entscheidung gedrängt werde. Und jetzt ratet mal, wie das in nem Hawker Center so abgeht? Man steht noch keine 10 Sekunden um sich das Angebot mal genauer anzukucken, da wird man schon gefragt was man haben will. Und das auch noch in dem doch sehr spröden Charme der Singapuraner – also um genau zu sein eher unfreundlich. Dermaßen unter Druck gesetzt habe ich mir dann schließlich bei einem Stand den Teller voll laden lassen und (wie ich fand) recht stolze 9 SGD dafür berappt. Ich glaube wenn das Essen warm gewesen wäre, dann hätte es auch ganz gut geschmeckt. 0 zu 1 für mich... Mist... aber wie das so ist, der Hunger treibt's rein und immerhin stand im Lonely Planet, dass alle Hawker Center streng auf Hygiene kontrolliert werden und außerdem nehm' ich ja jeden Tag ein Perenterol, also weg mit den blöden Gedanken.
So leicht wollte ich mich dann aber doch nicht geschlagen geben und von einem Teller dessen Hauptbestandteil Reis war kann man zwar satt werden, muss man aber nicht. Also habe ich mich tapfer erneut auf Pirsch begeben. An einem anderen Stand war freundlicherweise die Speisekarte bebildert – sowas hilft ja bekanntlich der Vorstellungskraft. Ich habe also ein bisschen Bilder gekuckt und dann was bestellt (und gedacht, „Naja – für vier SGD – also umgerechnet zwei Euro – kannst Du nicht viel verkehrt machen.“ Der mäßig freundliche alte Mann hinter dem Tresen fragte mich dann noch, ob ich's „spicy“ haben wollte und ich habe vorsichtig mit „A little bit“ geantwortet. Und dann warf er die Zutaten zusammen, kochte vor meinen Augen ein bisschen rum und stellte mir dann eine kleinere Schüssel dünne Hühnerbrühe und eine etwas größere Schüssel, deren Inhalt nicht mal entfernt Ähnlichkeit mit dem Bild hatte auf mein Tablett. Aber immerhin war's warm und hat sogar ganz gut geschmeckt – auch wenn ich nicht sicher bin, was da jetzt alles drin war. 0 zu 2 für mich. Irgendwie hat's mich in diesem Moment gewurmt, dass ich satt war und nicht noch ne dritte Runde gegen das Hawker Center spielen konnte. Also wenn ich noch mal nach Singapur komme, dann werde ich dieses Spielchen noch mal probieren. Irgendwie glaube ich nämlich, dass es nur eine Frage der Übung ist. Auf jeden Fall hatte ich einen echt denkwürdigen Abend und natürlich stammt auch das Foto des Tages aus dem Hawker Center.
Ach ja – im Zoo war ich heute auch. Der ist zwar echt schön, aber für meinen Geschmack dann doch ein bisschen zu viel auf Show und Kinder und ein bisschen zu wenig auf Wissenschaft und Arterhaltung ausgelegt. Er hätte mit Sicherheit das Bild des Tages geliefert, aber da waren dann doch meine Abendessensbeschaffungserlebnisse dominierend. Morgen geht’s weiter nach Kuala Lumpur. Ich muss also gleich Koffer packen. Schade eigentlich. Ich fing grade an, mich an Singapur zu gewöhnen.

 

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