2. Oktober 2023

Montag. Tokio ist aus dem Wochenende aufgewacht. Als ich mich heute morgen auf den Weg zu U-Bahn gemacht habe, summte und brummte die Stadt. Das normale Leben war zurückgekehrt.
Mein dritter Tag in Tokio war etwas geruhsamer als gestern. Nicht ganz freiwillig muss ich gestehen, denn ich habe rund ne Stunde in der Schlange gestanden, um am Schalter von Japan Rail meine Netzkarte zu aktivieren. Die soll nämlich morgen zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Aber selbst wenn ich sofort dran gekommen wäre, dann hätte ich nicht alles geschafft, was ich mir für heute vorgenommen hatte. Das Nationalmuseum ist leider ausgefallen.
Da ich schon mal am Hauptbahnhof war, habe ich die Gelegenheit genutzt und mich auf die Suche nach einem der zahlreichen Export-Import-Wünsche gemacht, die an mich herangetragen worden sind. Filip, der jüngere Sohn von Georg und Madelene, wünschte sich original japanische Pokémon-Karten. Da war die Mall im Bahnhof nen Versuch wert. Und was soll ich sagen? Es gab nen extra Pokémon-Laden und natürlich auch entsprechende Karten. Nicht, dass ich Ahnung von sowas hätte. Ich hoffe mal einfach, dass alles richtig ist… *lach…
Da es jetzt schon um die Mittagszeit war, habe ich mir beim Starbucks im Bahnhof nen Snack und nen Modekaffee organisiert. Man kennt ja eigentlich Starbucks. Der Kaffee schmeckt zwar (mir jedenfalls) aber die Mitarbeiter sind oft mäßig enthusiastisch und eher business-like kurz angebunden, es gibt zu wenige von ihnen und entsprechend dauert es immer was, bis man seinen Kaffee endlich hat. Nicht so hier. Freundliche Mitarbeiter, die sich sehr aufmerksam in gebrochenem Englisch um mich bemühten. Nahrungsmittel, die auf ein Tablett vor mich hingestellt wurden. Ein Kaffee, der fast sofort fertig war. Geht schon. Man muss es nur wollen.
Nach dem Mittagsimbiss bin ich mit der U-Bahn nach Asakusa (gesprochen a-saku-sa) gefahren. Das U-Bahn-Fahren klappt schon wie am Schnürchen hier in Tokio. Eine große Hilfe dabei ist die Japan Travel App, der Firma Navitime. Da kriegt man die Verbindungen gezeigt und den Weg zur Station, auf welchem Bahnsteig man am besten in welchen Waggon einsteigt und an welchem Ausgang man die Station am besten verlässt, um bequem zum Ziel zu kommen. Okay, gibt es auch von Google Maps, aber die Japan Travel App ist noch ein bisschen komfortabler.
Im Stadtteil Asakusa befindet sich der Senso-ji, der älteste buddhistische Tempel Tokios aus dem 7. Jahrhundert n.Chr. und eine der Pflicht-Sehenswürdigkeiten in der japanischen Hauptstadt. Ich war gewarnt worden von meinem Lonely Planet. Man ist dort nicht allein. Immerhin gehört der Tempel zu den meistbesuchten religiösen Stätten der Welt. Nakamise-dori, der schnurgerade Weg zum Tempel, ist mit Buden gesäumt und hier war was los wie in Euskirchen auf der Kirmes am Samstagabend um 19:00 Uhr… richtiger Rummel. Aber das gehört sich halt so und hat mich auch nicht weiter gestört. Der Tempel ist nicht nur ne Touristenattraktion. Er ist auch eine in Betrieb befindliche religiöse Stätte. Viele Japaner kommen hier her zum Beten, und etliche machen sich dafür richtig fein in traditioneller Kleidung. Aber man sieht auch Gruppen von japanischen Jugendlichen, und natürlich Touristen.
Ich habe mir trotz des Gewusels in Ruhe den Tempel angekuckt. Die 53m hohe Pagode, die zweithöchste in Japan, hat es sogar zum Bild des Tages geschafft.
Rechts und links vom Nakamise-dori führen Straßen und Wege hinein ins Stadtviertel Asakusa und da bin ich ein ganzes Weilchen spazieren gegangen. Hier ist es schnell vorbei mit dem Trubel und man befindet sich mitten in einem normalen Stadtviertel. In Asakusa hat Tokio fast schon etwas Kleinstädtisches und Vertrautes. Aber gerade das ist so spannend. Es ist eben nur FAST wie bei uns und die vielen Kleinigkeiten, die nicht wie bei uns sind, machen Tokio für mich interessant.
Eine Sache ist mir allerdings aufgefallen und so richtig verstanden hab ich es immer noch nicht. Tokio ist erstaunlich sauber. Nur ganz ausnahmsweise sieht man irgendwo mal Müll oder auch nur ein Stück Abfall auf dem Boden liegen. Dabei gibt es in der Stadt, zumindest da, wo ich bisher unterwegs war, kaum Abfalleimer. Schon erstaunlich.
Nach einem sehr frühen Abendessen bin ich noch ein bisschen weiter durch Asakusa geschlendert, aber dann habe ich mich auf den Heimweg gemacht, denn ich musste noch das Gepäck umpacken. Heute ist nämlich mein vorläufig letzter Tag in Tokio. Morgen geht es raus auf’s Land.
Aber warum dann umpacken? Das hat mit einer Besonderheit hier in Japan zu tun. Man reist normalerweise nicht mit großem Gepäck in öffentlichen Verkehrsmitteln. Stattdessen lässt man das Gepäck von einem Transportservice befördern. Das organisiert das Hotel. Nachteil ist allerdings, dass es 24 Stunden dauert, bis man seine Sachen wieder hat. Deshalb habe ich für die kommenden zwei Tage ein kleines Übernachtungsgepäck in den Trolli gepackt, und der Sammy reist morgen schon nach Kyoto, zu meinem übernächsten Quartier. So muss ich deutlich weniger schleppen.
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