10. April 2022

Die Nacht war besser als erwartet. Nachdem gestern alles doch etwas länger gedauert hat als geplant und ich erst gegen elf im Hotel war, habe ich bis halb sechs geschlafen… nicht so schlecht. Eigentlich sogar recht passend, wenn man bedenkt, dass ich um zehn vor acht schon wieder am Flughafen sein musste um Saki abzuholen. Dessen Flieger war um zehn vor sechs in Miami gestartet. Da habe ich im Vergleich noch viel Schlaf gehabt.
Freundschaft ist ja schon was Tolles… man sieht sich zweieinhalb Jahre nicht und wenn man sich dann wiedersieht, dann geht es quasi nahtlos dort weiter, wo man aufgehört hatte. So geht es mir unter anderem mit Saki. Wir hatten uns zuletzt 2019 im Oktober gesehen als er zuletzt in Europa war und wir zwei Tage in Paris waren und als wir uns heute in der Ankunftshalle vom Flughafen in Atlanta wiedersahen, war es als hätten wir uns gestern erst zuletzt gesehen.
Als erstes ging’s auf den Highway. Ich habe einen weißen Golf Kombi, was bei zwei Leuten mit Gepäck ganz praktisch ist. Zum  Auftakt einer Tour liebe ich es, erst mal „on the road again“ zu sein. Die Gegend östlich von Atlanta ist auch sehr angenehmes Fahrterrain. Rollende Landschaft mit viel Wald, der heute viel frische Frühlingsgrün hatte. Wir sind erst ein ganz Stück auf dem Interstate 20, einer der großen Ost-West-Verbindungen in den USA, unterwegs gewesen.
Gegen halb zehn haben wir in einem Waffle House Frühstückspause gemacht. Waffle House ist eigentlich eine typisch amerikanische Institution, aber trotzdem war es für mich heute der erste Besuch in 29 Jahren die ich mit diesem Land hier zu tun habe.

Ihr habt’s gemerkt… Das Logbuch ist gestern Abend nicht mehr fertig geworden… Aus mehreren Gründen. Ich mache also da weiter, wo ich gestern Abend aufgehört habe...

Die Fahrt von Atlanta ging Richtung Südosten, zuerst über den Interstate 20 und dann ein gutes Stück über die Landstraßen von South Carolina bis wir ungefähr 60 Meilen vor Charleston auf den Interstate 26 gekommen sind, der uns direkt  ins Zentrum von Charleston führte. Die Fahrt über die Landstraßen hat echt Spaß gemacht. Ländliche Südstaaten wie aus dem Bilderbuch mit welliger Landschaft und viel Feld und Wald. Und das allea ohne drückende Hitze, denn ich bin zum ersten Mal so früh im Jahr in den südlichen USA unterwegs. Da sind die Südstaaten noch klimatisch angenehmer.
In Charleston wohnen wir sehr schön im Marriott, mit tollem Blick auf den Ashley River. Ähnlich wie Manhattan liegt Charleston auf einer Halbinsel, die rechts und links von Flüssen eingerahmt wird. Anders als Manhattan gibt es hier aber keine Wolkenkratzer.
Nach der Ankunft haben wir uns auf der Hotelterrasse mit Justin und Jeffrey getroffen. Justin ist ein Freund von Saki, der inzwischen in Knoxville wohnt, ein paar Autostunden nördlich von hier und der zur Zeit auch hier in Charleston ist. Wir haben ein bisschen was getrunken und erzählt und das schöne Wetter genossen. Na, Ihr merkt schon – nicht so meine gewohnten Beschäftigungen, wenn ich auf Reisen bin. Aber mit dem Jetlag in den Knochen konnte ich heute nen ruhigen Tag gut gebrauchen.
Gegen 7 sind wir gemeinsam zum Abendessen gefahren, denn für den späteren Abend war noch ein Programmpunkt geplant. Wir haben eine Ghost Walking Tour gemacht. Da gibt es in Charleston echt dutzende Anbieter und auch mehrere Bücher zu dem Thema. Ich war ja ein bisschen skeptisch, aber Saki steht voll auf Geister-/Grusel-/Horror-Stories und ich war letztendlich doch neugierig, wie das ganze aufgezogen sein würde. Was soll ich sagen? Ich wurde sehr angenehm überrascht. Keine Effekte, keine verkleideten Leute, die aus den Büschen sprangen. Nur Mr. Neal, der hauptberuflich Schauspieler ist und uns an verschiedenen Stellen in Charleston die Geschichten erzählt hat. Echt nicht schlecht. Den Höhepunkt und Abschluss bildete dabei der Besuch des Unitarian Churchyard, der bekannt ist für Erscheinungen der „weißen Frau“. Es gibt mehrere Theorien, wer sie gewesen sein soll, und die beste ist, dass sie die Geliebte von Edgar Allan Poe war, und deren Vater die Hochzeit aus Standesgründen verbot, was sie in ein frühes Grab brachte. Mr. Neal hat dann Edgar Allan Poes „Annabel Lee“ vorgetragen…  Sehr eindrucksvoll.
Naja, und so war es dann gestern Abend deutlich später als geplant im Hotel… und das Logbuch wurde halt nicht mehr fertig. Als Bild des Tages gibt es heute den Turm der St. Philip’s Church in Charleston während unserer Walking Tour… und natürlich gab es auch dort am Friedhof eine Story zu hören.


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