12. Juli 2020
Ich sitze auf meinem Balkon, lasse meinen Blick über das Zentrum von Funchal rüber zu einem sehr friedlichen Atlantik schweifen… und hab schon einen kleinen sitzen… Der portugiesische Rotwein, den ich zur Verschönerung des Abends trinke, hat‘s in sich… Leider kommt er nicht aus Madeira… Ich habe zwar heute im Supermarkt versucht, madeirischen Wein zu bekommen (im Unterschied zum typischen Madeira-Wein), aber es ist mir nicht gelungen. Also trinke ich welchen vom Festland, genauer gesagt aus dem Alentejo.
Heute war ein eher gemütlicher Tag. Nach einem entspannten Frühstück habe ich erst mal ein Geburtstagsvideo an meine Jött geschickt. Ida wird heute acht und ich weiß noch gut, wie ich 2012 im verregneten Südengland auf einem Parkplatz im Auto saß und die Whatsapp bekam, dass das Kind auf der Welt ist… Als wär‘ es gestern gewesen. Und jetzt kommt sie schon ins dritte Schuljahr… Tempus fugit.
Gegen Mittag bin ich dann aufgebrochen und wie geplant zur Ostküste der Insel gefahren. Erster Stopp war in Machico. Das ist eine der größeren Städte auf Madeira… Größer heißt in diesem Zusammenhang rund 12.000 Einwohner. Richtig groß ist nur Funchal, das rund 111.000 Einwohner hat. Ich habe grade mal nachgelesen: die Region Madeira hat insgesamt rund 250.000 Einwohner. Das sind ungefähr genauso viele Menschen wie auf den Azoren leben. Aber die Einwohnerdichte ist hier in Madeira dreimal so hoch wie auf den Azoren. Das erklärt auch, warum es mir hier so dicht bevölkert vorkommt. Ich habe heute mehrfach gedacht, dass es auf den Azoren doch deutlich leerer war als hier.
Machico ist, wie erwähnt, eher klein, aber es hat eine kleine Altstadt und einen Strand (was auf Madeira eher selten ist). Darüber hinaus ist Machico der Ort, wo Anfang des 15. Jahrhunderts die ersten Europäer madeirischen Boden betreten haben. Von João Gonçalves Zarco hatte ich ja schon erzählt. Der bekam den südwestlichen Teil der Insel zur Verwaltung übertragen und legte seinen Hauptsitz nach Funchal. Sein Kollege Tristão Vaz bekam den Osten, mit dem Hauptort Machico, und der dritte im Bunde, Bartolomeu Perestrelo, erhielt die Insel Porto Santo, wo ich übermorgen einen Tagesausflug hin machen werde.
In Machico bin ich auch zum Mittagessen eingekehrt, und habe direkt die nächste madeirische Spezialität, nein, DIE madeirische Spezialität schlechthin, probiert. Schwarzer Degenfisch. Das ist ein Tiefseefisch, der hier in den Gewässern mit Langleinen gefischt wird, und den man in Madeira traditionell mit Bananen und Passionsfrucht serviert. Alles lokal halt, denn sowohl die Bananen als auch die Maracujas werden hier auf Madeira angebaut. Der Tipp des Lonely Planet war heute wieder sehr gut gewesen und das Essen war sehr lecker.
Nach der Mittagspause bin ich weiter nach Caniçal gefahren, wo sich nicht nur der Haupthafen für den Frachttransport von und nach Madeira befindet, sondern auch das Museu da Baleia da Madeira. Hier wird zum einen der Walfang auf Madeira dokumentiert, der von 1941 bis 1981 ein wichtiger Wirtschaftszweig in dieser armen Gegend war. Neben der Geschichte des Walfangs aus Madeira gibt es aber auch umfangreiche Informationen über die Wale, die man in den Gewässern hier findet, einschließlich lebensgroßer Modelle.
Ich habe mir in Ruhe das Museum angesehen und bin dann wieder zurück nach Machica gefahren und habe im dortigen Continente-Supermarkt richtig eingekauft. Vor allem Wasser und, wie eingangs erwähnt, Rotwein. Den Abschluss des Tages hat ein Ründchen Fliegerkucken am Flughafen hier gemacht. Viel Verkehr war zwar – corona-bedingt – nicht, aber immerhin habe ich die guten Plätze ausgelotet, so dass ich in den nächsten Tagen nicht suchen muss, wenn sich was im Anflug befindet und ich nen kurzen Abstecher zum Flughafenzaun mache. Heute nachmittag gab es aber genau vier Flugbewegungen, nämlich Ankunft und Abflug einer TUIFly Boeing 737-800, die aus Düsseldorf kam, und Abflug und Ankunft einer alten Bekannten. Die ATR-72 der Binter Canarias mit der Registrierung EC-KYI hat mich in den Osterferien 2014 von Lanzarote nach Teneriffa (Norte) befördert.
Morgen ist Whalewatching angesagt. Ich bin schon sehr gespannt. Ich hoffe, es gibt ein, zwei neue Arten für meine Liste, ein paar gute Bilder für Frantis World, und natürlich ein gutes Bild des Tages.
Apropos… Das Bild des Tages heute ist ein Blick vom Aussichtspunkt Pico de Facho auf die Bucht von Machico. Hier bin ich auf der Fahrt nach Caniçal vorbeigekommen, denn ich hatte dafür nicht die Schnellstraße sondern die Landstraße gewählt. Im Hintergrund sieht man den Flughafen. Leider erkennt man aber nicht die Stelzen, auf denen die Hälfte der Landebahn steht.
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