1. August 2017
Ich bin unterwegs... „endlich“, möchte ich beinahe sagen. So gut es mir auch in Montreal gefallen hat, so hat doch einfach im Auto sitzen und zu einem neuen Ziel unterwegs sein auch was für sich. Vor allem, wenn die Bedingungen so gut sind, wie sie's heute waren. Ich hab nämlich zur Abwechslung mal ein bisschen Glück mit der Mietwagenfirma gehabt und habe ein cooles Auto bekommen.
Nach dem Frühstück habe ich in meinem B&B ausgecheckt und bin dann mit dem Linienbus zum Flughafen gefahren. Das ist die Linie „747“ und diese Zahl macht mir langsam ein wehmütiges Gefühl. Ich glaube, Montreal wird gar nicht mehr mit Passagier-Jumbos angeflogen.
Ne Stunde ungefähr hat der Bus gebraucht... und es war ein bisschen wie eine letzte Stadtrundfahrt. Es ging unter anderem vorbei am Musée des Beaux-Arts, am Marche Atwater und am Canal Lachine. Bei Alamo war nichts los, als ich dort ankam, und während der Anmietung habe ich den Mitarbeiter gefragt, ob ich einen Zweitürer haben könnte. Das finde ich nämlich immer ein bisschen bequemer. „No problem“, war die Antwort, „I have one for you. It's a Volkswagen Beetle.“ 'Nicht schlecht', dachte ich, denn ich hätte gar nicht damit gerechnet, dass ein Beetle als Compact Car, zählt. Auf dem Weg zum Auto ging mir dann so durch den Kopf, 'Wäre ja schön, wenn der jetzt auch noch ne coole Farbe hat... aber der ist bestimmt weiß oder sowas.' Aber was soll ich sagen? Er ist knallrot. Echt nicht unschick. Automatik natürlich und hat auch noch einiges unter der Haube, wie ich auf der Autobahnauffahrt festgestellt habe. Und noch dazu eine anständige Musikanlage, die auch bei offenem Fenster und 100 auf der Autobahn noch für anständige Beschallung sorgt. Also, in fahrtechnischer Hinsicht sollten die nächsten 16 Tage schon eine Spaßveranstaltung werden.
Wenn man so auf ne Landkarte von Kanada kuckt, dann scheinen Montreal und Québec City direkt neben einander zu liegen. Das täuscht aber, denn die riesigen Dimensionen des Landes verzerren das alles ein bisschen. Ich bin heute satt über 270km gefahren. Bei strahlendem Sonnenschein, Temperaturen um die 26, 27 Grad und bei kaum einem Wölkchen am Himmel. Es hat, wie schon erwähnt, richtig Spaß gemacht. Die Landschaft ist anfänglich noch flach, zumindest auf dem nördlichen Ufer des St. Lorenz-Stroms. Später, so ab Trois-Rivières, wird es sanft rollendes Gelände. Interessant ist vor allem die Veränderung in der Vegetation. Während es rund um Montreal noch mitteleuropäisch aussieht, hat man die letzten75km vor Québec den Eindruck, durch Süd-Skandinavien zu fahren.
In Québec City hatte ich heute noch einen Programmpunkt. Ich war auf den Plains of Abraham, wo im Rahmen des siebenjährigen Krieges am 13. September 1759 die entscheidende Schlacht zwischen den britischen Truppen unter General Wolfe und den Franzosen unter General Montcalm stattfand. Beide Generäle verloren in der Schlacht ihr Leben aber die Engländer blieben siegreich. In der Folge musste Frankreich einen Großteil seines Besitzes in Nordamerika abgeben, der dann später ein Teil von Kanada wurde.
Am Visitor Center des Schlachtfelds startete grade eine Führung, als ich dort ankam, und die habe ich dann direkt und ziemlich spontan mitgemacht. Einer der wissenschaftlichen Mitarbeiter, der im normalen Leben sonst als Historiker für die Stadt Québec City arbeitet, leitete den Spaziergang, komplett in der Uniform eines französischen Generals und mit nachgebauter Muskete und er sprach, sehr niedlich, von sich selbst als General Montcalm, wozu sein nicht einstudierter französischer Akzent schön passte. Alles komplett 'in character'. Wir waren insgesamt nur sechs Touris, so dass die Führung schön persönlich war, und wir haben viel gelernt. Dass die hier in Québec City die Geschichte eher aus der Sicht der Franzosen erzählen, liegt irgendwo nahe. So sah das auch unser Québecois in Generalsuniform.
Mein Quartier hier ist bei weitem nicht so stylish, wie das in Montreal. Allerdings wohne ich auch hier wieder mitten drin. Die Altstadt von Québec City ist nicht so riesig, so dass ich hier morgen alles zu Fuß erkunden werde. Da hat der Beetle am zweiten Tag schon frei.
Zum Abendessen gab's heute ne Pizza in einer der Pizzerien an der Rue Saint-Louis. Es war übrigens sehr voll hier in der Altstadt. Mal kucken wie das morgen sein wird.
Beim Bild des Tages war ich heute ein bisschen in Verlegenheit. Ich habe heute grade mal 45 Bilder gemacht. So richtig dolle waren die alle nicht. Das Bild des Tages zeigt den Blick von der Anhöhe der Plains of Abraham oben auf den Klippen über dem St. Lorenz-Strom runter auf den Fluss und das Südufer. Die Kanone steht da nur zu Deko- und Demonstrationszwecken. Solche Kanonen waren eigentlich oben auf den britischen Festungstürmen vom Beginn des 19. Jahrhunderts, den sogenannten Martello Towers, stationiert.
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