18. Juli 2016
Ich beginne den heutigen Tagesbericht mal von hinten. Ich war eben zum Abendessen, in dem Restaurant direkt hier neben dem Motel. Auch hier hätte ich Alligator und Froschschenkel haben können und habe wieder gekniffen. Statt dessen habe ich mich wieder für den lokal gefangenen Fisch entschieden, dieses mal allerdings in frittierter Form. Dazu sollte es einen Folienkartoffel und Gemüse geben. Als das Essen dann kam hatte ich plötzlich einen riesen Berg von frittierten Fischstücken vor mir... und zwei Maiskolben. Das war also das Gemüse. Ich werde wohl in Zukunft besser nachfragen, was das Gemüse ist, wenn mir noch mal welches angeboten wird. Ich habe ja während meines einjährigen USA-Aufenthalts so manche schlechte Angewohnheit der Amis übernommen, aber Maisgemüse, noch dazu am Kolben, gehört nicht dazu. Getränkemäßig habe ich – nicht zuletzt angesichts der zur Verfügung stehenden Alternativen – mein Wissen zum Thema Bier erweitert und an Dominic Torettos Worte bei einem der coolsten „Product Placements“ der Kinogeschichte gedacht: „You can have any brew you want, as long as it's a Corona.“ War okay, das mexikanische Bier.
Tag Drei meiner Everglades-Begegnung hatte auch wieder Alligatoren... und noch vieles mehr. Gegen neun heute morgen bin ich hier in Everglades City zum örtlichen Besucherzentrum des Nationalparks gefahren und habe mich beraten lassen. Ich hatte gelesen, dass man hier in der Gegend schön paddeln kann und war drauf und dran, mir ein Kajak zu mieten. Da es noch recht früh war wäre die Hitze auch noch nicht so das Problem gewesen. Die freundlichen Mitarbeiter, sowohl vom National Park Service als auch von der Firma, die die Boote verleiht und Bootstouren anbietet, meinten allerdings, dass für ne Safari ein Tourboot besser wäre. Die Tiere, vor allem Alligatoren und Manatees, würden den Paddelbooten aus dem Weg gehen. Paddeln wäre hier eher was, für Leute, die sportliche Betätigung suchten. So bin ich also wieder auf einem Ausflugsboot gelandet, ähnlich wie vorgestern in Flamingo. Allerdings war dieses Mal nur eine Handvoll Leute an Bord und ich habe mich auch für eine Tour raus in Richtung Golf von Mexico entschieden. Landeinwärts durch Mangrovendickicht, das hatte ich ja schon. Apropos Mangroven... ich hatte ja schon erzählt, dass die Everglades das größte zusammenhängende Mangrovengebiet der westlichen Hemisphäre sind. Heute habe ich außerdem gelernt, dass sie nach den Sundarbans, dem Mündungsgebiet des Ganges und des Brahmaputra im östlichen Indien und Bangladesh, das zweitgrößte Mangrovengebiet der Welt sind.
Die Tour begann damit, dass direkt an der Anlegestelle der Nationalparksverwaltung ein Fischadler auf ner Mangrove saß. Das ist jetzt hier in Süd-Florida nix so besonderes. Fischadler gibt es hier wie bei uns Mäusebussarde. Aber auch andere Vögel gab's reichlich – Braune Pelikane, Kormorane, Königsseeschwalben... Das erste nichtfliegende Tier, das unser Bootsmann ausgemacht hat, war eine Unechte Karettschildkröte. Leider sah man nur kurz den Kopf und sie war auch ziemlich weit weg. Im Gegensatz zu im Wasser lebenden Säugetieren, die in der Regel nach ein paar Minuten wieder auftauchen, können im Wasser lebende Reptilien, wie Krokodile oder Meeresschildkröten, stundenlang unter Wasser bleiben, und so haben wir uns mit der Unechten Karettschildkröte (ja... so heißt diese Art nun mal...) nicht lange aufgehalten. Fast an der Grenze zum offenen Wasser des Golfs von Mexico sind wir auf eine Gruppe Seekühe, genauer gesagt Westindische Manatees, getroffen. Die waren nicht so wirklich glücklich über das Erscheinen des Tourbootes und sind ein bisschen in Wallung gekommen. Das sieht man auch auf dem Bild des Tages. Normalerweise sind Seekühe sehr gemütvoll unterwegs. Dass es spritzt und dass man sogar den Kopf über Wasser sieht, das ist eher selten.
Zum Abschluss der Tour, kurz bevor es wieder in Richtung Hafen ging, haben wir dann auch noch einen Großen Tümmler gesichtet. Der war allerdings auf der Jagd und entsprechend flott unterwegs. Ein paar Bilder konnte ich zwar machen, und für die Safari-Seite auf Frantis World wird’s wohl reichen, aber das Manatee-Foto, das ich Euch heute zeige, ist deutlich spektakulärer.
Im Anschluss an die Bootstour habe ich noch ein bisschen die Gegend hier erkundet, zum großen Teil mit dem Auto, aber auch ein bisschen zu Fuß. Rund fünfzehn Fahrminuten westlich von Everglades City gibt es zum Beispiel noch einen schönen Boardwalk durch einen Zypressen-Wald. Dort habe ich neben einem Hörnchen und einigen Vögeln auch einen Jungalligator vor die Linse gekriegt. Der wird es bestimmt auch in den Safari-Bereich schaffen, wenn er's schon nicht hier geschafft hat.
Morgen ist Schluss mit Everglades, wobei es auch morgen einen naturkundlichen Programmpunkt gibt. Und ich werde noch mal mein Glück beim Shopping versuchen. Morgen ist ja ein ganz normaler Dienstag.
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