28. März 2016

Heute begann der dritte und letzte Teil meiner Laos-Tour. Ich bin im Süden angekommen. Der Wecker ging um 6:45h, denn mein Guide meinte es wäre ganz gut, wenn wir nicht nur rechtzeitig sondern recht zeitig am Flughafen in Vientiane wären. Mir war's zwar durch das daraus resultierende frühe Aufstehen zwar etwas unangenehm, aber immerhin konnte ich so die Zeit zum Spotten am Vientiane Wattay International Airport nutzen. Okay... hätte nutzen können, wenn es dort Flugbewegungen gegeben hätte. Die hielten sich aber leider sehr in Grenzen. Aber immerhin habe ich noch ein bisschen typischen lao Verkehr vor die Linse bekommen.
Der Flug nach Pakse, mit rund 120.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt von Laos und Hauptstadt der Provinz Champasak, war mit ner guten Stunde recht kurz. Wir sind allerdings mit einem ziemlichen Rumms hier angekommen. Vor dem Ausgang wartete dieses Mal... kein Mitarbeiter von Exo-Travel. Stattdessen kam der Mitarbeiter der ortsansässigen Mietwagen-Firma und drückte mir sein Handy in die Hand, über welches mir jemand mitteilte, dass er sich verspäten würde, wegen eines Unfalls auf der Strecke. Naja, kann ja passieren, kann aber andererseits auch jeder sagen. Ich habe dann mal die Liste rausgekramt, auf der meine Kontakte von Exo-Travel standen. Fünf Minuten später stieg ein freundlicher Lao in den mittleren Jahren vom Soziussitz eines Mopeds und stellte sich mir als „Mee“ vor, und das war auch der Name, den ich auf der Liste hatte. Unser Fahrer war immer noch in einem verkehrsunfallbedingten Stau gefangen und so hatte Mee seinen Bruder angerufen und der hat ihn mit dem Motorrad zum Flughafen gebracht. Ich muss sagen: das Team von Exo-Travel kümmert sich sehr gut um mich. Die Zeit bis der Fahrer kam (nach so ner weiteren Viertelstunde) überbrückten wir damit, dass Mee schon mal meinen internationalen Flug mit Lao Airlines nach Bangkok am Freitag bestätigt hat. Und wir haben ein bisschen Smalltalk gemacht. „Where in Germany are you from?“ - „From the Cologne area.“ - „Ah, Cologne. I know. They have football club.“ Der FC ist also auch schon bis in den Süden von Laos vorgedrungen. Wir haben dann noch ein bisschen über Fußball erzählt, was in Laos zwar schon eine recht beliebte Sportart ist, aber da es mangels Geld und Sponsoren keine Profiliga und keinerlei organisierte Jugendarbeit gibt, beschränkt sich die Liebe der Lao zum Fußball auf ein bisschen über den Dorfplatz oder Schulhof kicken bzw. mit der Betriebsmannschaft gegen die örtliche Polizei oder so anzutreten. Und auf das Verfolgen der großen Ligen aus Europa über Satellitenfernsehen.
Die Fahrt vom Flughafen in die Stadt ging schnell, denn der Stau war in die Gegenfahrtrichtung. Was mir allerdings auf dem kurzen Stück auffiel und auch schon aus dem Flugzeug aufgefallen war, war die Landschaft, die hier ganz anders ist als im nördlichen Laos rund um Luang Prabang (grün und hügelig bis sogar gebirgig) oder in der Gegend um Vientiane (platt wie Holland). Hier im Süden, im Drei-Länder-Eck Laos-Thailand-Kambdoscha wirkt die Landschaft gradezu afrikanisch. Das wird natürlich durch die Trockenheit so kurz vor Beginn der Regenzeit ab Mitte April noch verstärkt. Flach wie rund um die Hauptstadt ist es hier allerdings nur bedingt. Am Horizont und auf der anderen Mekong-Seite (wo hier im Süden wieder nicht direkt Thailand ist) erheben sich schon Hügel und Berge.
Das Hotel, wo ich in Pakse wohne, ist sehr schön (deutlich schöner als das in Vientiane). Leider bin ich aber nur eine Nacht hier. Nach dem Einchecken hat Mee erstmal Mittagspause angeordnet und mir das direkt gegenüber vom Hotel gelegene Delta Café empfohlen (worin er übrigens mit dem Lonely Planet einer Meinung war, der auch gesagt hat, dass man da gut verpflegt würde). Café trifft es auch nicht so richtig, denn es gibt eine sehr umfangreiche Speisekarte mit italienischen und thailändischen Gerichten. Ich habe mich für die Thai-Variante entschieden: es gab eine Art Rinder-Gulaschsuppe und Sticky Rice zum Reinzoppen.
Nach der Mittagspause war dann Programm angesagt. Wir sind auf's Bolaven Plateau gefahren, ein östlich von Pakse gelegenes Hochland-Gebiet. Da geht es bis auf über tausend Meter rauf und die Gegend ist bekannt für ihren Kaffee- und Teeanbau. Die Fahrt ging dabei zum größten Teil über die Überlandstraße, die von Pakse in Richtung Vietnam führt. Entsprechend dicht war der Verkehr und rechts und links der Straße ist man auch fleißig am ausbauen. Kurz vor dem Ortsausgang von Pakse sind wir an nem riesigen Baumarkt vorbei gekommen, und Mee erklärte mir nicht ohne Stolz, dass man jetzt in Pakse alle die Sachen kaufen könnte, für die die Laos früher nach Thailand rübergefahren sind (ca. ne Dreiviertelstunde bis zur Grenze und dann noch mal ne Stunde bis zur nächsten großen Stadt in Thailand).
Was bei so einer Überlandfahrt hier auffällt, das ist dass es eigentlich gar keine Überlandfahrt ist. Fast die ganze Strecke ist besiedelt. Mehr oder weniger ein Haus am anderen. Ab und zu kann man einen Dorfkern erkennen, meistens am Wat und an Lebensmittelläden und Lokalen mit großen Stapeln der charakteristisch gelben Beerlao-Kästen und an ner Moped-Werkstatt. Dorf heißt auf Lao übrigens „Ban“.
In einem Ban, dessen Bewohner auf Metallverarbeitung, um genauer zu sein die Herstellung von Messern, spezialisiert sind haben wir nen kurzen Stopp gemacht und einigen Schmieden bei der Arbeit zugekuckt. Dann ging's weiter, denn das Bolaven Plateau hat nicht nur dörfliches Laos zu bieten sondern auch recht eindrucksvolle Landschaft, unter anderem den Tad Fane, den höchsten Wasserfall von Laos. Hundertzwanzig Meter stürzt das Wasser von zwei Bächen hier in den Krater eines erloschenen Vulkans und fließt dann als ein gemeinsamer Bach weiter Richtung Mekong. Wir haben außerdem noch den Tad Gneuang (die Namen her sind manchmal echte Zungenbrecher), einen weiteren Wasserfall besucht. Da war allerdings sehr viel los. Mee hat mir erzählt, dass viele Leute aus Thailand als Tagestouristen in diesen Teil von Laos rüberkommen.
Zum Schluss der Tour haben wir noch die Kaffee- und Tee-Plantage eines Kleinbauern besucht. Ein kurzer Spaziergang durch die Kaffeefelder und danach eine Kaffee- und Tee-Verkostung. Kaffee und Tee gehören zu den ganz wenigen guten Dingen, die die Franzosen den Lao gebracht und hinterlassen haben. Das Bolaven Plateau ist das Zentrum des laotischen Kaffeeanbaus. Die Plantage, die wir besucht haben gehört zu einer Kooperative von Kleinbauern, die organischen und fair gehandelten Kaffee produzieren.
Damit war das Programm für heute aber auch rum. Noch ne Dreiviertelstunde Fahrt zurück zum Hotel und hier gab Mee das Kommando für morgen aus: „We leave at 8:30.“ Yippieh. Viertel nach sieben aufstehen...
Ich bin dann noch ein bisschen in die Stadt gegangen und habe in einem Supermarkt, dem schönsten und größten, den ich auf dieser Tour bisher besucht habe, drei verschiedene Sorten Beerlao für den Export gekauft... und ich hatte irgendwie Schmacht auf Schokolade.
Morgen früh gibt’s KULtur und morgen nachmittag gibt’s NAtur. Mal kucken was ich da als Bild des Tages auswähle. Heute habe ich mich auf jeden Fall schon mal nicht entscheiden können, und so kriegt Ihr einmal zwei Messerschmiede und dann die zwei Wasserfälle am Tad Fane zu sehen.

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