3. August 2011
Heute stand alles im Zeichen des Wassers. Gestern abend hatte ich mir überlegt, heute morgen noch mal für ein Stündchen oder zwei zum Flughafen in Toronto zu fahren. Der Wetterbericht hatte mich zwar vorgewarnt, aber man kann's ja mal versuchen. Als aber um sieben heute früh mein Handywecker ging und es draußen in Strömen goss habe ich den Wecker schnell mal zwei Stunden weitergestellt und mich noch mal rumgedreht. Auch um neun war in Toronto von Sonnenschein noch nix zu sehen und so fiel es mir nicht schwer, mich auf direktem Weg nach Niagara Falls aufzumachen. Das war heute der einzige Besichtigungspunkt.
Eigentlich sollte der Besuch an den Niagara-Fällen eine reine Formsache sein. Ich war nämlich schon zwei Mal hier und hatte nach dem zweiten Besuch eigentlich geschworen, nicht noch mal hin zu fahren. Damals war ich von der Kommerzialisierung und den Menschenmassen total abgeschreckt gewesen. Aber das war im vor-digitalen Zeitalter und so habe ich gedacht, dass ich heute einfach mal schnell vorbei fahre, ein paar Fotos mache und dann weiter ziehe. Hatte ich gedacht.
In Niagara Falls ist alles sehr gut organisiert und so hatte ich keine Schwierigkeiten, meinen Weg in die Stadt zu finden und einen Parkplatz zu bekommen. Sportliche 20,00 Can$ wollte man dafür haben, aber da man sonst keinen Eintritt bezahlen muss, um sich die Fälle anzusehen, fand ich das preislich noch fast okay. Ich habe dann das Auto geparkt und bin zu den Fällen spaziert.
Die Niagara-Fälle bestehen im wesentlichen aus den American Falls auf der, wie der Name schon vermuten lässt, amerikanischen Seite und den Horseshoe Falls, dem größeren, hufeisenförmigen Fall. Die Grenze zwischen den USA und Kanada verläuft mitten durch den Niagara River und die Horseshoe Falls. Dabei ist der Niagara RIver eigentlich gar kein richtiger Fluss, sondern nur die Verbindung zwischen dem Erie-See oberhalb und dem Ontario-See unterhalb von Niagara. Die Niagara-Fälle sind die wasserreichsten Fälle Nordamerikas. Im Sommer gehen hier fast 2800m³ pro Sekunde über die Abbruchkante. Früher waren es deutlich mehr, aber heutzutage wird relativ viel Wasser schon oberhalb der Fälle abgeleitet und zur Stromgewinnung genutzt.
Mit Sicherheit sind die Niagara-Fälle eine der Haupttouristenattraktionen Nordamerikas und so war ich natürlich auch heute nicht allein. Trotzdem hat mir der Menschenrummel, der sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch auch eher in Grenzen hielt, recht wenig ausgemacht. Der Himmel war zwar bedeckt, aber das tat dem Naturschauspiel wenig Abbruch. Ich muss sage, dass ich – allen Befürchtungen zum Trotz – Spaß an dem Besuch hatte und es sollte sogar noch besser werden. Da ich ja sowieso auf dem Weg in die USA war, habe ich direkt in Niagara Falls die Grenze überquert. Die Rainbow Bridge führt hier über den Fluss und am gegenüberliegenden Ufer reist man in die Vereinigten Staaten ein. Auf der amerikanischen Seite der Fälle geht es wesentlich gemütlicher zu, als auf der kanadischen. Das liegt vor allem daran, dass man auf der kanadischen Seite die deutlich besseren Aussichtspunkte hat und zum Beispiel richtig in den Horseshoe Fall reinkucken kann, was auf der amerikanischen Seite durch die Geländebeschaffenheit nicht so gut geht. Ich fand das allerdings überhaupt nicht schlimm und habe mich daher auch auf der amerikanischen Seite noch eine ganze Weile getummelt und fotografiert. Was soll ich sagen? Es war schön in Niagara Falls. Und dieses Mal werde ich keine Eid ablegen, hier nicht noch mal hinzufahren.
Gegen halb drei erst bin ich von Niagara Falls aufgebrochen und habe mich auf den Weg nach Utica gemacht, wo mein Nachtquartier reserviert war. Hmmmmm... kurz nach der Abfahrt fing es an zu regnen und es regnete immer noch als ich an Buffalo vorbeifuhr und an Rochester und an Syracuse. Über zweihundert Meilen im mal mehr mal weniger starken Regen. Zum Glück war's nicht auch noch kalt dabei, und es stand ja auch kein Programm mehr an und insofern konnte ich den Regen ganz gut ertragen. Aber ich hoffe, dass es morgen besser wird, denn morgen ist wieder Sightseeing angesagt.
Als Bild des Tages gibt es heute natürlich etwas von den Wasserfällen. Ich habe mich für eine Detailaufnahme des Horseshoe Falls entschieden. Im Vordergrund sieht man, wie das Wasser hinter der Kante verschwindet und im Hintergrund kann man die stürzenden Wassermassen am gegenüberliegenden Rand des Hufeisens sehen. Die beiden schwarzen Flecken sind übrigens kein Sensordreck sondern zwei Schwalben. Schwalben gibt es nämlich echt viele an den Fällen und die Fliegen knapp an den Fällen vorbei und mitten durch die Gischtwolken.
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