15. Oktober 2010
Seit heute bin ich wieder auf dem Weg nach Lissabon – und da Portugal recht klein ist bin ich morgen schon da. Heute also der letzte Abend unterwegs. Morgen abend geb' ich den Mietwagen am Flughafen in Lissabon zurück. Ich habe übrigens beschlossen, erst meinen ganze Krempel ins Hotel zu fahren und dann erst den Mietwagen zum Flughafen zu bringen. Ist besser als danach noch mit dem ganzen Gepäck durch die Stadt zu hantieren.
Heute war auch wieder ein randvoller Tag. Nach dem Frühstück hieß es „Abschied von Faro“ und es ging erst mal auf die Autobahn. Da ich heute eine ziemlich lange Strecke zu fahren hatte wollte ich direkt zu Beginn des Tages möglichst schnell ein paar Kilometer gut machen.
Zuerst ging es nach Silves. Das liegt ein paar Kilometer nordöstlich von Portimao (einem der Touri-Hauptorte hier) im Landesinneren der Algarve. Sehr schönes Städtchen – und es folgt natürlich weitgehend dem bekannten klassisch-portugiesischen Muster, von dem ich schon ein paar Mal hier erzählt habe. Castelo, Sé („Kathedrale“ auf portugiesisch), gepflasterte Straßen... Ihr erinnert Euch. Im Unterschied zu den meisten Kirchen, die ich bisher hier gesehen habe ist die Kathedrale von Silves allerdings echt schön für meinen Geschmack. Innendrin Gotik und fast kein iberischer Barock. Wirklich wohltuend. Nach ner guten Stunde Stadtspaziergang saß ich aber schon wieder im Auto und war auf dem Weg zum nächsten Zielpunkt. Vorher gab's allerdings noch nen kleinen Zwischenstopp in Lagos, zum Tanken und für nen Besuch im Supermarkt, denn heute hatte die portugiesische Küche frei und es war Selbstverpflegung angesagt. Ich hab ein paar Brötchen und Käse gekauft und dann ging es für die Mittagspause zu einem ganz besonderen Picknick-Platz, dem Cabo de Sao Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas. Bitte fragt mich nicht, wie „Cabo de Sao Vicente“ auf Portugiesisch richtig ausgesprochen wird. Die Sprache ist hier schon etwas gewöhnungsbedürftig, wobei man es eigentlich halbwegs verstehen kann, wenn man ein bisschen Spanisch drauf hat. Aber ich muss trotzdem immer an Oma Käte denken, wenn die Portugiesen den Mund aufmachen. Die sagte mal, „Wenn Portugiesen sprechen klingt das wie 'masch-mesch-musch'“. Da ist was dran.
Am Cabo de Sao Vicente war dann gemütliche Mittagspause bei strahlendem Sonnenschein, 28 Grad und atemberaubendem Panorama – siehe Foto des Tages. Das habe ich zwischen zwei Brötchen fotografiert. Der Atlantik war flach wie ein Spiegel (okay... fast... *lach...), die Möwen kreisten (und wurden noch nicht mal beim Essen aufdringlich), Basstölpel und Sturmtaucher zogen unten über's Wasser dahin, einige Portugiesen angelten von den Klippen nach den riesigen Fischschwärmen rund 100m tiefer unten (die man sogar von oben im klaren Wasser sehen konnte), und die Scharen von Touristen hielten sich in akzeptablen Grenzen. Da konnte man es echt aushalten. Leider hatte ich aber noch einiges an Strecke vor mir und so bin ich zwar nach dem Picknick noch ein bisschen oben auf den Klippen spazieren gegangen und habe versucht, fliegende Möwen zu fotografieren (Ergebnisse gibt es hoffentlich bald auf meiner Webseite), aber dann musste ich auch schon wieder weiter. Der nächste Stopp war die Festung von Sagres, 6km östlich von Cabo de Sao Vicente, und ähnlich dramatisch auf den Klippen gelegen. Ich hatte schon überlegt, diesen Programmpunkt angesichts der vorgerückten Stunde ausfallen zu lassen. Es war nämlich schon halb vier und ich hatte noch rund 120km auf portugiesischen Landstraßen vor mir. Aber ich bin dann doch nach Sagres gefahren und froh, dass ich es getan habe. Die Landschaft war spektakulär, und ich bin außerdem mit drei neuen Vogelarten für diesen Trip, davon eine komplett neu auf meiner persönlichen Liste, um halb 5 von Sagres aufgebrochen. Darüber hinaus gab es noch reichlich schöne Fotomotive und ich hatte ein nettes ornithologisches Gespräch mit einem älteren Ehepaar aus Leeds.
Um kurz vor sieben und zehn Minuten vor einem schönen Sonnenuntergang am Ufer des Atlantik war ich in Porto Covo, dem Endpunkt der heutigen Etappe.
Morgen geht’s nach Lissabon – mit einem ausführlichen Stopp in Sétubal. Mein Reiseführer sagt, dass man da frittierte Tintenfische essen und eine Dolphin Watching-Tour machen soll. Morgen abend wissen wir, Ihr und ich, dann, was draus geworden ist.
P.S. Aktueller Zwischenstand: 62 Vogelarten!
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