13. Juli 2024
Irgendwie war heute ein sehr seltsamer Tag. Er war in zwei Teile geteilt, und das vor allem durch meine eigene Dummheit.
Um kurz nach acht bin ich, wie geplant von meinem sehr schönen Quartier in Jabiru aufgebrochen. Den Weg kannte ich ja noch von vorgestern, aber dieses Mal, am helllichten Tag, bin ich natürlich viel flotter vorangekommen, als zu nachtschlafender Zeit am Donnerstag frühmorgens. Ich habe mir auch die Shuttlebus-Fahrt von der Cooinda-Lodge zum Bootsanleger in Yellow Water gespart, sondern bin direkt dort zum Parkplatz gefahren. Ich kannte mich ja jetzt aus.
Ich war sehr gespannt, wie sich meine zweite Bootssafari in Yellow Water von meiner ersten unterscheiden würde, und ob es sich gelohnt hat, ein zweites Mal auszufahren. Es hat. Mal abgesehen davon, dass das Licht jetzt viel besser zum fotografieren war, haben der Yellow Water Billabong und der South Alligator River in der Mitte des Morgens einen deutlich anderen Charakter. Es ist alles viel betriebsamer und weniger verschlafen (inklusive des Schreibers dieser Zeilen… *lach…). Um diese Tageszeit liegen viele der Krokodile am Ufer oder im flachen Wasser und sonnen sich, um die Kälte der Nacht aus den Knochen zu kriegen. Wir haben bestimmt über 20 gesehen, und dabei waren auch Brocken mit um die vier Meter Länge. Unser Guide erzählte, dass ein Krokodil von 2,50m Länge schon Menschen als Nahrung betrachten würde. Man darf sich also nicht damit in Sicherheit wiegen, dass es ja nur ein „kleines“ Krokodil ist. Vom Boot aus ist das natürlich alles kein Problem. Übrigens, falls jemand Videos oder Fernsehberichte gesehen hat, wo die Krokodile angelockt und animiert werden, aus dem Wasser hoch nach Futter zu springen, das ist nicht im Kakadu-Nationalpark, sondern eine private Touristenattraktion in der Nähe vom Fogg Dam Conservation Reserve. Im Kakadu-Nationalpark werden die Tiere nur beobachtet. Wobei der Guide erzählte, dass die Krokodile die Tourguides an der Stimme erkennen. Wenn einer mit dem Boot in der Vergangenheit zu aufdringlich war oder ihnen im Wasser den Weg abgeschnitten hat, dann verschwinden sie, wenn sie die Stimme des Guides über die Lautsprecheranlage des Boots hören. Echt nicht dumm, die Viecher.
Als erstes Bild des Tages habe ich versucht, Euch einen Ausschnitt des Panoramas in Yellow Water einzufangen. Natürlich mit Krokodil. Man erkennt gut den schwimmenden Teppich aus Seerosen und Lotos, der sich bis zu den Bäumen am Horizont hinzieht. Zwischendurch gibt es immer wieder mal kleine Inselchen, auf denen die Vögel rasten und die Krokodile sonnenbaden. Ihr könnt Euch wahrscheinlich auch vorstellen, warum das Gebiet „Yellow Water“ heißt.
Die Vogelwelt war ähnlich aktiv wie vorgestern und hat sich auch für die Kamera schön in Position gebracht. Einige Arten waren neu dabei, die ich am Donnerstag nicht gesehen hatte, oder die komplett neu auf der Liste meiner diesjährigen Australien-Tour gelandet sind. Die Auswahl für das Bild des Tages war groß. Ich habe mich für ein Bild eines Azurzwergfischers als zweites Bild des Tages entschieden, der mit unserem Eisvogel verwandt und auch ähnlich klein ist wie dieser.
Meine zweite Bootssafari war also ein voller Erfolg, und bis zu diesem Zeitpunkt war der Tag perfekt. Dann wurde es allerdings ein bisschen unentspannt. Gute zwanzig Minuten nachdem ich vom Parkplatz in Yellow Water aufgebrochen war, habe ich mich ein bisschen genauer mit der Tank- und auch mit der Reichweitenanzeige des Suzuki beschäftigt. „Hmmmmm“, hab ich gedacht, „ob das am Ende passt?“ Hätte ich besser doch noch vor meiner Abfahrt in Jabiru getankt. Ich habe also sicherheitshalber mal meine Geschwindigkeit auf ökonomische 80km/h reduziert und mir vorgenommen, bei nächster Gelegenheit zu Sprit zu besorgen. Die verbleibenden Stopps im Kakadu-Nationalpark habe ich gestrichen. Die nächste Tankstelle war allerdings erst in Pine Creek, denn die Raststätte Mary River Roadhouse hatte geschlossen. Ich habe also immer schön die Reichweitenanzeige und die Kilometermarker am Straßenrand verglichen – Handynetz gibt’s hier nur in der Umgebung von Siedlungen – und überlegt, ob ich es bis nach Pine Creek schaffen würde. Interessanterweise hat es dann am Ende sogar problemlos gepasst. Der Suzuki meckerte auch erst bei einer verbleibenden Reichweite von 50km, dass er Sprit haben wollte. Da ist mein BMW deutlich fimschiger.
In Pine Creek habe ich getankt und mir nen Kaffee gekauft, der wirklich sehr gut war. Aber irgendwie war’s um meine Ruhe geschehen.
Von Pine Creek nach Katherine, meinem heutigen Tagesziel, sind es nochmal 90km. Auf dem Weg habe ich noch einen Abstecher nach Edith Falls gemacht, im westlichen Teil des Nitmiluk-Nationalparks. Hier war die Hölle los. Samstag halt. Ich habe also nur ein kurzes Päuschen für nen späten Mittagssnack eingelegt und mir den Weg zum See und zum Wasserfall gespart, angesichts der vielen Schwimmnudeln, Luftmatratzen und Kühlboxen, die auf dem Weg zum Wasser getragen wurden.
Katherine ist das, was man in den USA eine „Frontier Town“ nennen würde, eine Siedlung an der Grenze zur Wildnis. Der Stuart Highway rauscht hier durch, die Verbindungsstraße zwischen Darwin und Port Augusta im Bundesstaat South Australia und eine der Hauptverkehrsachsen des Landes. Es gibt ein bisschen Industrie in Katherine und nen großen Güterbahnhof und auch ne große Luftwaffenbasis der RAAF, aber touristisch ist das hier alles eher dürftig. Trotz des Nitmiluk-Nationalparks und der Schlucht des Katherine River, die mich heute wieder nach Katherine geführt haben, zum zweiten Mal in 23 Jahren. Katherine ist ein Durchreiseort, und entsprechend sind die Motels auch nur auf eine Übernachtung und dann auf Nimmerwiedersehen ausgelegt. Das war vor 23 Jahren auch nicht anders, wie ich mich noch erinnern konnte. Ich wohne die nächsten beiden Nächte hier im Beagle Hotel. Könnte besser sein. Aber auch schlimmer. Trotzdem ein ziemlicher Kontrast zum Anbinik Resort in Jabiru, wo ich die letzten drei Nächte verbracht habe.
Den Rest des Tages habe ich hier mit einem kurzen Stopp am Katherine Low Level Nature Reserve und am Flugplatz verbracht. Dort war zwar kein Verkehr, aber immerhin ein Foto der Terminal-Baracke ist entstanden. Morgen gibt es Programm hier in der Umgebung von Katherine. Drückt mir die Daumen, dass ich Süßwasser-Krokodile vor die Kamera bekomme.
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