13. Juli 2020

Heute war Safari angesagt und ich war schon sehr gespannt, wie sich mein neues Kamera-Equipment in seinem ersten Ernstfalleinsatz bewähren würde. So viel vorweg, und ich vermute, Ihr habt Euch die beiden Bilder des Tages schon direkt angesehen: ich bin mehr als zufrieden :-)
Die Gewässer rund um Madeira sind nicht das erste Ziel, das mir einfällt, wenn ich an Whale Watching denke. Aber da man auch beim Whale Watching, wie bei jeder anderen Safari, nie weiß, was passiert, sollte man es auf jeden Fall auch auf Madeira mal versuchen. Die Gewässer hier beherbergen 28 verschiedene Arten von Meeressäugern, aber natürlich nicht immer und rund um die Uhr und manche ziehen auch nur zu bestimmten Jahreszeiten hier durch. Andere sind das ganze Jahr vertreten und ich hatte die leise Hoffnung, heute endlich den Pottwal zu meiner persönlichen Liste hinzufügen zu können. Das hat zwar nicht geklappt, aber das was ich heute erlebt habe, war mindestens genauso gut.
Whale Watching ist auf Madeira nicht ganz so verbreitet wie auf den Azoren, aber es gibt doch eine Handvoll von Firmen, die Touren anbieten. Ich war heute mit „Rota dos Cetáceos“ unterwegs.
Um viertel nach eins heute mittag war Einweisung und ich war, obwohl es eigentlich nicht so weit vom Hotel bis zum Büro von Rota dos Cetáceos ist, mit dem Auto gefahren, weil ich ja doch ne ganze Menge an Kram dabei hatte. War ja heute nicht meine erste Whale Watching Tour und ich war auf alle Eventualitäten vorbereitet.
Insgesamt waren mit mir zehn Touristen an Bord, und das Zodiac, mit dem wir unterwegs waren, hätte locker doppelt soviele aufgenommen. Also eine recht bequeme Angelegenheit. Beim Whale Watching in kleinen Booten mache ich keine Experimente und habe mich daher direkt beim Einsteigen gedopt. Der Atlantik zeigte sich heute aber so gutmütig wie die letzten Tage, kaum Wind und eine eher gemütliche Dünung, die man aber im Zodiac natürlich bemerkt, besonders, wenn sie von achtern kommt. Es war zwar ein bisschen diesig, aber das hat dem Spaß an der Seefahrt heute keinen Abbruch getan.
Hier in Madeira werden die Whale Watching-Boote von Auskucken an Land dirigiert und wir mussten ein ganzes Weilchen fahren, bevor unser Skipper endlich mal richtig Gas gab und das Naturschauspiel begann.
Ein großer Schwarm von Mittelmeermöwen und Gelbschnabel-Sturmtauchern zeigte uns endlich den Weg. Eine Gruppe von Atlantischen Fleckendelphinen war bei der Jagd. Die Delphine hatten einen Schwarm Makrelen eingekreist, der sich als schwarzer Ball im klaren blauen Atlantik-Wasser abzeichnete. Von oben versuchten die Vögel an die Fische heranzukommen, während die Delphine von unten und den Seiten den Schwarm zusammenhielten und immer wieder hineinstießen. Offensichtlich hatten die Fleckendelphine richtig Spaß bei der Arbeit, denn vor allem die Jungen sprangen immer wieder aus dem Wasser.
Der Atlantische Fleckendelphin, auch Zügeldelphin genannt, ist im gemäßigten und warmen Atlantik zu Hause. Das nördliche Verbreitungsgebiet endet an den Küsten ungefähr an der Straße von Gibraltar bzw. am Cape Cod, reicht aber durch den Golfstrom im Zentralatlantik weiter nach Norden. Im Süden endet die Heimat der Atlantischen Fleckendelphine ungefähr an einer Linie zwischen dem Rio de la Plata und dem Kunene River. Auch im Golf von Mexiko und im westlichen Mittelmeer sind die Tiere zu finden. Die eine oder der andere von Euch denkt sich beim Bilck auf die Bilder wahrscheinlich „Wo sind denn die Flecken?“ Atlantische Fleckendelphine entwickeln die Flecken erst mit zunehmendem Alter. Die Tiere auf den Bildern sind noch jung.
Ungefähr ne halbe Stunde haben wir dem Treiben der Delphine und der Vögel zugesehen und beobachten können, wie der Fischschwarm immer kleiner wurde. Fotomöglichkeiten gab es reichlich, aber Delphine knipsen ist super schwierig, weil die so schnell sind und unberechenbar auftauchen. Zum Glück waren die heute sehr nah am Boot und weil das Wasser so klar war, konnte man die Tiere schon unter der Wasseroberfläche auf‘s Korn nehmen und dann auslösen, wenn der Delphin durch die Wasseroberfläche kam. Über 400 Fotos habe ich bei dem Ausflug gemacht und ein paar brauchbare sind dabei. Ich habe ein bisschen überlegt, ob ich nicht statt einem der beiden Delphin-Fotos lieber eines von einem Gelbschnabel-Sturmtaucher nehmen soll. Mit Gelbschnabel-Sturmtauchern hatte ich sowohl auf den Azoren als auch auf den Kanaren schon Erfahrung gemacht, aber noch nie so nah wie hier. Da sind auch ein paar richtig tolle Bilder zustande gekommen. Aber ich habe mich dann doch für die beiden Delphine entschieden, wobei auf dem einen Bild ja der Gelbschnabel-Sturmtaucher im Vordergrund zu sehen ist. Einziger Wermutstropfen: die Sonne hatte sich hinter einer dünnen Wolkendecke verdrückt. Aber man kann halt nicht alles haben.
Um kurz nach vier waren wir wieder an Land. Es war ein wirklich tolles Erlebnis, weil man eben richtig Action zu sehen bekommen hat und das Verhalten der beteiligten Tiere beobachten konnte. Bevor ich wieder ins Hotel gefahren bin, habe ich mir im Supermarkt noch was Brot und Käse und Schinken gekauft. Heute gab es nämlich statt Restaurant Picknick auf dem Balkon. Ich wollte außerdem heute nicht so spät zu Hause sein und gehe heute auch früh ins Bett, denn morgen klingelt um halb sechs der Wecker. Es geht nämlich zum Tagesausflug nach Porto Santo und der Flieger startet schon um halb acht.

P.S: Ich glaube ich hatte es nicht erwähnt, aber der Atlantische Fleckendelphin war eine neue Tierart für mich. Neu waren darüber hinaus die Bulwersturmvögel, die hier überall unterwegs waren, die ich aber leider nicht fotografieren konnte, weil das Zodiac zu sehr in Fahrt war.

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