21. Mai 2018
Als es heute morgen losging, meinten meine Eltern, dass zwei Tage Ávila eigentlich zu wenig sind... irgendwie stimmt das. Die Stadt ist einfach sehr schön und hat total viel Atmosphäre... da könnte man länger bleiben... auf der Plaza sitzen mit nem Cafe solo, nem Vino tinto oder ner schönen Cerveza und den lieben Gott nen guten Mann sein lassen... aber wie's halt so ist, unsere Zeit hier in Zentralspanien ist begrenzt, und deshalb mussten wir heute weiter.
Wenn man über die Autobahn fährt, dann ist man in ner guten Stunde von Ávila in Salamanca, aber das war mir schon vor drei Jahren zu langweilig und deswegen sind wir heute auf der gleichen Strecke gefahren, die ich damals schon getestet habe, nämlich durch die Sierra de Gredos, den Gebirgszug südwestlich von Ávila...
Die Sierra de Gredos ist ein Teil des Kastilischen Scheidegebirges und der höchste Berg ist fast 2600m hoch... hmmmmm... kann sein, dass ich das 2015 schon mal geschrieben habe... *lach... jedenfalls konnte man schon von Ávila aus die um diese Jahreszeit schneebedeckten Gipfel sehen. Bis zum Schnee sind wir - von einigen Flecken im Schatten abgesehen – zwar nicht gekommen, aber der Puerta de Peña negra-Pass, den wir heute überquert haben, liegt immerhin auf 1909m... Die Landschaft, durch die wir heute in der Sierra de Gredos gefahren sind, ist überhaupt nicht das, was man sich unter Spanien im Allgemeinen oder Kastilien im Besonderen vorstellt. An manchen Stellen fühlt man sich nach Schottland oder Norwegen versetzt. So krass hatte ich das auch nicht in Erinnerung, weil natürlich im Oktober 2015 kein Schnee mehr auf den Bergen lag. Das Bild des Tages gibt leider nicht den Panoramaeffekt wieder, den man hat, wenn man auf schmalen Passstraßen durch diese Landschaft fährt, aber es lässt zumindest erahnen, was wir heute über nicht unerhebliche Strecken gesehen haben.
Vom Puerta de Peña negra-Pass stürzt sich die Straße in Serpentinen fast 800 Höhenmeter in die Tiefe. Dann ist man zwar immer noch auf gut tausend Meter und die wellige Landschaft von Castilla y Leon erstreckt sich nach Norden in Richtung Salamanca und Valladolid, aber immerhin ist es was wärmer...
Am Fuß des Passes liegt der kleine Ort Piedrahita und wenn man von dort weiter nach Norden fährt, dann ist die Landschaft so, wie ich mir Zentralspanien vorstelle... eine leicht hügelige Hochebene, große Getreidefelder, große, mit Steineichen bestandene Weiden auf denen sich Rinder tummeln, kleine Ortschaften mit roten Ziegeldächern... so hatte ich es auch von vor drei Jahren in Erinnerung. Was ich aber heute festgestellt habe ist, dass es ein Riesenunterschied ist, ob man im Oktober oder im Mai durch die Gegend hier fährt. Es ist grün, das Getreide wächst. Die Störche staksen jagend durch die Felder und oder stehen klappernd auf ihren Nestern auf Kirchtürmen, Bäumen und Strommasten... und vor allem blüht hier alles, dass es eine wahre Pracht ist. Ich erlebe Kastilien von einer ganz anderen Seite als im Oktober 2015...
Auch die Ornithologie kommt nicht zu kurz. Was wir schon alles gesehen haben, ist beachtlich... zusätzlich zu den Störchen, die ich natürlich im Oktober 2015 auch nicht erlebt habe, denn da waren die schon auf dem Weg nach Afrika. Zwergadler, Bienenfresser, Kornweihe, Rote und Schwarze Milane, Steinschmätzer, Gänsegeier, Hänflinge und Distelfinken... Ich hätte vielleicht besser doch noch die dicke Kamera mit eingepackt... naja.... wie sagt man in Kölle? „Wer et hätt jewoss“.
Gegen halb zwei waren wir in Alba de Tormes, dem Ort, wo sich das Grab der heiligen Theresa von Ávila befindet... Hier war ich vor drei Jahren schon nicht zu Potte gekommen, weil alles, inklusive die Grabstätte der heiligen Theresa, für die Siesta geschlossen hatte. Was soll ich sagen? „Same procedure this year“... Immerhin haben wir in einem netten Restaurant fast direkt an der Plaza Mayor von Alba de Tormes sehr schön zu Mittag gegessen – und sind dann unverrichteter Dinge in Sachen Theresa von Ávila weiter gefahren... Todtraurig war ich jetzt nicht... ich kann mir schon recht gut vorstellen, was uns an iberischem Barock erspart geblieben ist... *lach... wenn ich das nächste Mal hier in der Gegend bin, dann sehe ich zu, schon vormittags in Alba de Tormes aufzuschlagen...
Von Alba de Tormes ist es nur noch ne gute halbe Stunde bis Salamanca. In der Stadt sind wir zuerst zum Supermarkt... unser Weinvorrat war alle... ohoh... Dann haben wir einen kleinen Spaziergang im Park am Südufer des Rio Tormes gemacht, auf der Bank gesessen und auf die Kathedrale gekuckt.
Gegen halb fünf waren wir an unserem Hotel, das direkt an der Plaza Mayor liegt und wo wir von unseren Zimmern aus einen grandiosen Blick über die Plaza haben, die als einer der schönsten Plätze Spaniens gilt.
Nach einer späten Siesta sind wir um sechs zu einem kleinen Erkundungsspaziergang durch die Altstadt von Salamanca aufgebrochen und haben zum Schluss den Tag mit nem Bier bzw. nem Eis an der Plaza Mayor ausklingen lassen.
Morgen hat der Toyota wieder frei und darf in der Parkgarage bleiben. Besichtigungen in Salamanca stehen auf dem Programm. Eins ist schon mal sicher: der Kontrast zu Ávila ist krass.
P.S. Meine liebe Kollegin Elli hat mich dran erinnert, dass ich die Karten vergessen habe. Deshalb kriegt Ihr heute die Kurzfassung in Form einer Google Maps-Karte, die wichtigsten Punkte mit Pfeilen markiert. Der Pfeil, der bei „Tag 3“ auf die Straße südlich von Piedrahita zeigt, markiert den Puerta de Peña negra-Pass, wo das heutige Bild des Tages, Blickrichtung Süden, aufgenommen wurde.
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