13. Juli 2021

In Nyksund hat es heute morgen gestürmt und geregnet, und es wurde den ganzen Tag über nur phasenweise besser. Wie gestern bereits angekündigt, habe ich heute einen gemütlichen Start hingelegt und bin erst um kurz nach zehn aufgebrochen. Von den Bergen an der gegenüberliegenden Fjordseite war heute nichts zu sehen und bei dem Sturm und dem wirbelnden Regen waren sogar die Dreizehenmöwen, die in Nyksund in den Fassaden der noch leerstehenden Häuser wohnen, kleinlaut geworden. Ich habe also die Heizung im Qashqai auf 21 Grad gestellt und bin los. Die letzten Kilometer der Straße nach Nyksund sind nicht asphaltiert sondern nur Schotterpiste, aber auch danach bin ich bis kurz vor Sortland nicht so richtig aus den Füßen gekommen, weil es etliche Baustellen unterwegs gab. Sortland ist der wichtigste Ort auf den Vesterålen. Hier gibt es viele Geschäfte, Autohäuser und Supermärkte. Das wollte ich ausnutzen und habe beim Coop ein bisschen für die nächsten Tage eingekauft, vor allem Instant-Kaffee, Kondensmilch und O-Saft. Hier in Andenes wohne ich nämlich in einem Ferienapartment und kriege morgens kein Frühstück gemacht.
Als ich in Sortland in den Supermarkt reinging, war’s nur am fiseln, aber als ich wieder rauskam, hatte es sich richtig eingeregnet und so blieb es dann auch für die nächste Stunde. Nebel in den Fjorden, Regen vom Himmel… alles kein Spaß, aber andererseits auch nicht so dolle schlimm, denn ich saß ja trocken im Auto mit guter Musik und musste nichts besichtigen.
In Risøyhamn habe ich ein kleines Päuschen in nem Café gemacht, mit Schokoladenkuchen und Cappuccino. Risøyhamn liegt direkt hinter der Brücke die nach Andøya führt, der nördlichsten der Vesterålen. Ich bin aber nicht auf direktem Weg zu meinem heutigen Etappenziel gefahren sondern über die kleine Straße, die die Westküste von Andøya hochführt. Was ne gute Entscheidung war, denn ich hatte ein bisschen Safarigelegenheit und konnte am Ende sogar zwischen mehreren Vogelfotos für das Bild des Tages wählen. Entschieden habe ich mich letztendlich für den Seeadler, einer von drei oder vier, die mir heute begegnet sind. Das sind schon sehr eindrucksvolle Vögel… Man hat den Eindruck, da wäre ein Kleinflugzeug unterwegs, so groß sind sie. Genau wie sein amerikanischer Vetter, der Weißkopfseeadler, hat der Eurasische Seeadler auch einen weißen Schwanz. Der Kopf dagegen ist nicht leuchtend weiß wie beim Wappenvogel der USA sondern nur heller gefiedert. Auf dem Bild kann man das ganz gut erkennen.
Kurz vor Andenes fing’s dann wieder an zu regnen. Ich hatte noch anderthalb Stunden Zeit, die ich mir vertreiben musste, denn ich war erst für 16:00 Uhr mit meiner Vermieterin verabredet. Ich bin zuerst mal zum Hafen gefahren um am Fähranleger die Zeiten nachzusehen, wann ich am Freitag von hier wegfahren kann. Das ist insofern wichtig, als dass mir die Fährüberfahrt von Andenes nach Gryllefjord hoffentlich mehrere Stunden Fahrt ersparen wird.
Als nächstes wollte ich meine Hauptaktivität hier in Andenes organisieren. Whalewatching. Andenes ist ein, wenn nicht das Zentrum der Walbeobachtung in Norwegen und mehrere Firmen bieten hier Touren an. Ich bin zuerst zu der größten gefahren und musste zu meinem nicht unerheblichen Ungemach feststellen, dass für morgen schon alles ausgebucht war. Also habe ich für übermorgen um 11 eine Ausfahrt festgemacht, und bin stracks zur Konkurrenz um für morgen noch einen Platz zu ergattern. Es war knapp, aber ich bin jetzt auch für morgen früh um 9 zum Whalewatching angemeldet. Zwei Touren in zwei Tagen, das kann ja nichts schaden. Ich bin schon sehr gespannt, denn die Wale, die man hier im Sommer vornehmlich sieht, sind Pottwale, und die fehlen mir noch auf meiner persönlichen Wal-Liste. Jedenfalls habe ich jetzt zweimal die Chance, welche zu sehen und eventuell sogar zu fotografieren.
Da auch nach der Organisation meiner Walsafaris noch Zeit blieb, habe ich noch ein bisschen Vogelpirsch an einem kleinen See hier betrieben. Ziemlich erfolgreich. Es sind  zwei weitere neue Vogelarten auf die Norwegen-2021-Liste gekommen. Damit ist der aktuelle Stand 39 Vogelarten.
Ich wohne hier sehr schön, mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad, und vom Wohnzimmer kann man auf das europäische Nordmeer und auf die Inseln vor Andenes sehen. Einen weiteren Vorteil hat das Apartment. Es gibt ne Waschmaschine, und die habe ich direkt mal angeworfen, bevor ich zum Essen gefahren bin. Bei vier Wochen Reisedauer muss man halt auch zwischendurch mal waschen, und so ist es auf jeden Fall besser als in nem norwegischen Waschsalon… wobei… ich erinnere mich gerade an den Waschsalon in Chinle, Navajo Nation… genau heute vor sieben Jahren… wo Deutschland gerade Weltmeister geworden war…


Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag