6. Juli 2021

Mein erster ganzer Tag in Norwegen… Ich könnte nicht sagen, dass ich besonders fleißig war, aber andererseits bin ich ja hier im Urlaub und ich habe mir vorgenommen, vieles auch einfach zu genießen. Norwegen macht das übrigens leicht, weil die kulturellen Sehenswürdigkeiten hier viel spärlicher sind als in südlicheren Ländern. Dafür habe ich heute aber schon viel über Norwegen und die Norweger gelernt. Dazu später mehr…
Das Schlafdefizit von gestern habe ich heute mal geschmeidig aufgeholt und war erst um 10 beim Frühstück. Das Frühstücksbuffet hier ist ein echter Kracher. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so ein Buffet gesehen habe, und entsprechend habe ich das auch weidlich ausgenutzt.  Letztendlich spart man so ne Mahlzeit und das hat in Norwegen einige Vorteile. Neben regulären Frühstücksbausteinen gab es übrigens auch norwegische Spezialitäten, wie in Essig eingelegte Heringsstücke und gefühlte tausend verschiedene Sorten Knäckebrot.
Nach dem Frühstück habe ich erst mal ein Päuschen gebraucht, aber kurz vor Mittag bin ich dann zum Stadtspaziergang aufgebrochen. Ich hatte schon gestern ein bisschen überlegt, aber mich heute dann doch für kurze Hosen entschieden, ein bisschen in Erinnerung an meine große Südengland-Tour vor elf Jahren, wo ich auch die ganze Zeit wie die Einheimischen in kurzer Hose unterwegs war. Vorsichtig, wie ich ja manchmal bin, habe ich sowohl Sonnenbrille als auch Schirm eingepackt. Das Jööpchen, der Lonely Planet und mein Handy vervollständigten die Ausrüstung.
Ich bin zuerst einmal die zentrale Fußgängerzone rauf- und runterspaziert und dann zurück zum alten Hafen. Hier habe ich am Denkmal für „Shetland-Larsen“ ein bisschen auf der Bank gesessen, den Blick auf den Hafen genossen und  Wikipedia gelesen über Leif Larsen und den Shetland Bus. Das war eine Geheimoperation während des Zweiten Weltkriegs, bei der der norwegische Widerstand gegen die deutsche Besatzung von den Shetlandinseln aus mit Fischerbooten unterstützt und mit Material versorgt wurde. Leif Larsen war einer der wichtigsten Männer in dieser Organisation.
Bei Starbucks gab es einen kleinen Pick-me-up und dann ging es weiter nach Bryggen, dem alten Hanseviertel, Weltkulturerbe und die Hauptsehenswürdigkeit von Bergen. Sehr malerisch, und so hat Bryggen auch heute das Bild des Tages bekommen.
In einem der Minisupermärkte hier habe ich mir dann ne Flasche Wasser gekauft. Umgerechnet 3 Euro plus Pfand für nen halben Liter. Da kann das Forum Romanum nicht mithalten. Und anders als in Deutschland kann man das Pfandgut nicht in der Verkaufsstelle zurückgeben, sondern muss sich nen richtigen Supermarkt mit Pfandautomat suchen. Seltsame Sitten hier in Norwegen. Aber immerhin sind die Leute alle sehr freundlich – und sprechen super Englisch.
Als nächstes stand die Festung Bergenhus an. Hier befindet sich mit der Håkonshalle aus dem 13. Jahrhundert eines der wichtigsten mittelalterlichen Gebäude Norwegens. Als ich dort vor der Tür stand war es schon kurz vor drei, um drei sollte der Laden schließen, aber für 12 Euro Eintritt wäre ich noch reingekommen. Die habe ich mir aber gespart und mich stattdessen lieber auf einer der Bastionen der Festung in die Sonne gesetzt und auf den Hafen gekuckt. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Sonne. Heute hat sich mir Bergen den zweiten Tag in Folge im Sonnenschein, trocken unter weiß-blauem Himmel, präsentiert.
Auf dem Rückweg zum Hotel habe ich kurzentschlossen am Hafen ein Ticket für das Wassertaxi gekauft und bin so zu einer kleinen Rundfahrt im Hafen von Bergen gekommen. Sehr gemütlich tuckern diese kleinen Gefährte hier rum, und da dies die letzte Fahrt des Tages war, war nur noch eine Handvoll Leute an Bord. Dazu gehörten unter anderem zwei junge Norwegerinnen in historischen Kostümen, die auf dem Rückweg zum Alt-Bergen-Freilichtmuseum waren. Wir sind ein bisschen ins Gespräch gekommen und ich habe mich mal nach dem aktuellen Touristenaufkommen erkundigt. Hier war nämlich schon ein bisschen was los, aber ich habe ja keinen Vergleich und konnte das nicht so einordnen. Die eine von den beiden hat mir dann erzählt, dass sich hier normalerweise die Massen durch die Straßen schieben und dass fünf Kreuzfahrtschiffe am Hafen durchaus die Regel seien. Aktuell liegt hier keines… außer der geparkten Trollfjord, einem Schiff der Hurtigruten, die hier in Bergen auf bessere Zeiten wartet.
Ungefähr eine dreiviertel Stunde lang sind wir durch den Hafen und dann weiter an der Küste entlang bis zum  Alt-Bergen-Freilichtmuseum geschippert. Von dort könne ich problemlos mit dem Bus zurück in die Stadt fahren, hatte mir der Wassertaxi-Kapitän versichert. Busse gab es auch reichlich, allerdings keine Fahrkartenautomaten und im Bus ne Fahrkarte kaufen ging auch nicht. Das „Na suuuuuper“ in meinem Kopf dauerte aber nur ne Sekunde, denn der Busfahrer winkte mich einfach nach hinten und so habe ich wenigstens ne Busfahrt in Norwegen geschenkt bekommen.
Zurück in der Stadt habe ich mich, obwohl es erst kurz vor sechs war, auf den Weg zum Abendessen gemacht. Immerhin war das Mittagessen ja ausgefallen. Das Restaurant Pingvinen war in meinem Lonely Planet empfohlen, und dort gibt es norwegische Spezialitäten. Ich hatte Plukkfisk, geräucherter Kabeljau wird mit Kartoffelpüree und Schnittlauch gemischt und dann mit gebratenen Speckwürfeln bestreut. Echt mal was anderes und wirklich lecker.
Als ich aus dem Restaurant kam, da fing es doch wirklich an zu tröpfeln… Ich bin aber trockenen Fußes zum Hotel gekommen und habe mir den Abend gemütlich gemacht… mit deutschem Rotwein…
Das Programm für morgen werde ich vom Wetter abhängig machen… Wenn’s schön ist werde ich wohl nen Bootsausflug in einen der umliegenden Fjorde unternehmen. Mal kucken. Schlechtes Wetter ist bei dieser Tour mit eingeplant. Nicht umsonst habe ich mir viel Zeit für die Reise vorgenommen, damit ich auch mal nen Tag schlechtes Wetter aussitzen kann.


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