5. Juli 2021
Herzlich willkommen zu meinem Sommerabenteuer 2021. Ich bin in Bergen. Vor zwei Jahren hätte die eine oder der andere von Euch wahrscheinlich gedacht: „Norwegen? Das ist ja ziemlich Mainstream und wenig abenteuerlich.“ Tja… und dann kam SARS-CoV-2 und plötzlich haben die alltäglichsten Dinge einen Abenteuerfaktor. Ich war letzte Woche noch nicht sicher, dass ich diesen Sommer wirklich verreisen können würde, und dass es klappt, habe ich heute auch erst richtig geglaubt, als der norwegische Grenzer mir nach dem Einscannen meines Impfzertifikats mit einem knappen „Thank you“ mein Handy und meinen Perso zurückschob.
Um 3:30Uhr riss mich mein Wecker heute morgen brutal aus dem Schlaf. Das sind die Momente, wo ich das Reisen verfluche. Aber Liegenbleiben war jetzt auch keine ernstzunehmende Alternative. Um kurz nach vier war ich auf dem Weg nach Düsseldorf, vor mir eine freie Autobahn und im Radio die „ARD Pop-Nacht“ mit Verkehrsfunkmeldungen von der A14 Leipzig Richtung Magdeburg. Wenig los auf Deutschlands Straßen um diese Uhrzeit.
Ein bisschen vor fünf war ich in D‘dorf und konnte wenig später den BMW in die Obhut der Parkfirma geben, nicht ohne vorher noch eine Komplettreinigung inklusive Innenraum mit denen zu vereinbaren. Ich hoffe, dass ein sauberes Auto bei meiner Rückkehr auch mich wartet.
Trotz der frühen Uhrzeit war am Flughafen in D‘dorf die Hölle los. Die Schlangen bei Condor waren scheinbar endlos. Da war ich schon sehr froh, dass ich mich nicht anstellen musste. Bei KLM ging es deutlich gemütlicher zu. Ich war sofort an der Reihe. Ein kleines Starbucks-Frühstück, auch so eine Tradition bei meinen Reisen, hat mir ein bisschen geholfen, meine Verschlafenheit loszuwerden.
Der Flieger von D‘dorf nach Amsterdam hatte ne gute halbe Stunde Verspätung, aber das war nicht so schlimm, denn ich hatte zum Umsteigen genug Zeit und wollte in Schiphol ja nur noch schnell in den Duty Free-Shop, Schnaps kaufen. Leider führte das dann aber doch zu ein bisschen Hektik, denn corona-bedingt waren die vielen kleinen Läden, die man überall auf dem Amsterdamer Flughafen findet, geschlossen und so musste ich noch ein ganzes Stück marschieren für meinen Whisky. Dass das trotzdem eine gute Investition und die Mühe wert war, dazu später mehr.
Als der Bus, der uns zum Flugzeug nach Bergen bringen sollte, dann neben der Maschine hielt, dachte ich zunächst, ich wäre – übernächtigt wie ich war - in den falschen Bus gestiegen. Statt der noch in D‘dorf in der KLM-App angekündigten Embraer 190 stand da ne Embraer 175. Ich habe dann sicherheitshalber die freundliche Flugbegleiterin gefragt, ob das wirklich der Flug nach Bergen ist. Ja, es war der richtige Flieger und gut 90 Minuten später war ich in Norwegen.
Jetzt wurde es spannend. Würde das EU-Impfzertifikat funktionieren? Würden die mich wirklich einreisen lassen? Oder war der Urlaub schon zu Ende bevor er richtig angefangen hatte. Ein älteres Ehepaar, direkt vor mir in der Schlange, mit einem Stapel Papieren inklusive QR-Codes, wurde von dem Beamten am Schalter nach nebenan in die Quarantäne-Schlange geschickt, aber bei mir war – Ihr habt‘s oben gelesen – die Sache sehr antiklimaktisch.
Mein Gepäck war schnell da, ich habe mir am Geldautomaten norwegische Kronen besorgt und bin dann raus zur Bushaltestelle, um dort festzustellen, dass der Flughafenshuttlebus ins Stadtzentrum, der schön praktisch vor meinem Hotel gehalten hätte, schon seit März wegen Corona nicht mehr fährt. Also Ticket gekauft und mit Sack und Pack in die Straßenbahn. Die braucht ungefähr ne halbe Stunde vom Flughafen bis zum Stadtzentrum, aber in der Zeit kann man sich schon schön die Vororte von Bergen und die Leute hier ankucken. Eines der ersten Dinge, die in der aktuellen Situation auffallen, wenn man aus Deutschland kommt: Masken sind in Norwegen optional. Auf Norwegisch heißen die Dinger übrigens „Munnbind“, was nicht halb so lustig ist wie das holländische „Mondkapje“, auf das in Schiphol an jeder Ecke hingewiesen wurde.
Von der Endhaltestelle der Straßenbahn bis zum Hotel sind es noch 400m zu Fuß, was mit dem ganzen Gepäck kein echter Spaß war, aber doch problemlos machbar. Ich muss den Weg auch am Donnerstag wieder zurück.
Gegen halb zwölf war ich im Hotel, und konnte natürlich noch nicht auf mein Zimmer. Immerhin haben die Mädels an der Rezeption mein Gepäck in Obhut genommen und ich bin zum Stadtspaziergang aufgebrochen. Mein Hotel liegt mitten im Zentrum von Bergen direkt am alten Hafen. So war es nur ein kurzer Weg bis zur Talstation der Fløibanen, einer Standseilbahn, die auf den Bergener Hausberg führt. Der Fløyen ist 399m hoch und die Bergstation der Bahn liegt auf 320m. Von den Terrassen dort oben hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt. Das sieht man auch im Bild des Tages. Mein Hotel befindet sich in der untereren linken Ecke des rechten Hafenbeckens.
Ich habe oben auf dem Fløyen ausgiebig die Aussicht genossen. Es kam sogar die Sonne raus, obwohl ich von mehreren Freunden und Bekannten gewarnt worden war, das Bergen eine der regnerischsten Städte Europas wäre. Also, da kann ich nicht mitreden. Von ein paar Tröpfchen abgesehen war heute super Wetter und im Moment ist der Himmel über der Stadt blau.
Wieder unten habe ich in einer Buchhandlung einen Autoatlas von Norwegen gekauft und dann noch etwas Wasser in einem kleinen Supermarkt. Um kurz vor drei war ich wieder am Hotel und konnte auch sofort ins Zimmer und dann gab‘s erstmal Siesta. Zum Abendessen bin ich aber nochmal kurz vor die Tür und bin ein paar Schritte vom Hotel in einem Restaurant am Hafen eingekehrt. Es gab Fish and Chips, die beide ziemlich gut waren und von einer Handvoll traurig-welker Salatblätter begleitet wurden. Ich hatte schon gehört, dass Norwegen nicht so das Salat- und Gemüseland ist. Und dazu gab‘s ein Bier… Zehn Euronen für 0,4l. Ich glaube das war das teuerste Bier, dass ich je bestellt habe. Aber heute wollte ich mir das gönnen. Für die kommenden Abende aber findet der Konsum alkoholischer Getränke weitgehend auf meinem Zimmer statt. Dafür ist dann der Whisky da… und die vier Flaschen Spätburgunder von der Mosel, die ich unter Ausschöpfung meiner Freigrenzen beim Zoll nach Norwegen eingeführt habe.
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