5. August 2025

Heute war Ortswechsel… Ich bin von Münster nach Osnabrück gefahren. Ist jetzt keine Weltreise. Im Gegenteil. Eigentlich hätte man mein heutiges Programm auch als Tagestour von Münster aus machen können. Wollte ich aber nicht. Meine Westfalen-Reise soll auch ein paar Entspannungsmomente beinhalten und dafür ist es auch ganz gut wenn man zwischendurch mal was länger schlafen und/oder Zeit einfach vergammeln kann. 
Nach dem Frühstück habe ich in meinem wirklich sehr schönen Hotel in Münster ausgecheckt. Da würde ich jederzeit wieder einkehren.
Meine erste Station war der Flughafen Münster/Osnabrück. Ich hatte ja erwähnt, dass es auch auf dieser Reise ein bisschen Plane Spotting geben würde. Das Drehkreuz der Welt ist Münster/Osnabrück jetzt nicht. Ich glaube die Zahl der Flugbewegungen von großen Maschinen heute lag im Bereich von 10 bis 15. Eine davon hab ich mitgenommen, der Ryanair-Flug von und nach Malaga. Den nächsten Flug, Marabu Airlines aus Palma, hätte ich zwar deutlich spannender gefunden, aber dafür zwei Stunden auf ein verwaistes Vorfeld zu kucken war mir der Flieger dann doch nicht wert. 
Schon heute morgen hatte ich mir Gedanken über das heutige Programm gemacht und da klar war, dass meine Plane Spotting-Bemühungen schon um kurz nach Mittag beendet sein würden, habe ich den zentralen Programmpunkt, der eigentlich für morgen in Überlegung war, auf heute vorgezogen. 
Erinnert sich noch jemand an seinen Geschi-Unterricht? Den verzweifelten Ruf des Augustus, „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder“ haben manche von uns wahrscheinlich noch im Gedächtnis. Was war passiert? In den Jahren um die Zeitenwende versuchten die Römer auf Befehl von Augustus, auf der rechten Rheinseite Fuß zu fassen und das klassische Germanien zu einem Teil des römischen Reichs zu machen. Vor allen Dingen die römischen Generäle Drusus, Germanicus und Tiberius (Augustus späterer Nachfolger) taten sich in den sogenannten Augusteischen Germanenkriegen militärisch hervor. Publius Quinctilius Varus hingegen ist unrühmlich in die Geschichtsbücher eingegangen, als Feldherr der Varusschlacht oder auch der sogenannten Schlacht im Teutoburger Wald, in deren mehrtägigem Verlauf die römische 17., 18. und 19. Legion komplett aufgerieben wurden. Das passierte im Herbst des Jahres 9 nach Christus. Hauptquelle für die Ereignisse sind die Beschreibungen des römischen Historikers Tacitus, der zwar von der Schlacht im Teutoburgiensi saltu spricht, aber dann vergisst zu erwähnen, wo sich denn dieser Teutoburger Wald befindet. Ein bisschen doof und Ursache dafür, dass man jahrhundertelang nach der Stelle der Schlacht gesucht hat. Die Gelehrten diskutieren bis heute darüber, wo die Varusschlacht stattgefunden hat, aber sicher ist man sich noch immer nicht. Gewichtige Argumente – und genauso gewichtige archäologische Funde – sprechen allerdings dafür, dass zumindest eine Phase der Schlacht in Kalkriese, genauer an dem topographischen Engpass zwischen dem Kalkrieser Berg im Süden und dem Großen Moor im Norden stattfand. 
In Kalkriese gibt es ein sehr schönes Museum, das das Verhältnis von Römern und Germanen, die Geschichte der Schlacht soweit schon bekannt und rekonstruierbar, aber auch die Geschichte der hier stattfindenden archäologischen Forschung dokumentiert. Die beiden Schmuckstücke der Ausstellung sind ein fast vollständig erhaltener römischer Schienenpanzer – der einzige seiner Art und bei Ausgrabungen hier im Jahr 2018 gefunden – und die Gesichtsmaske eines typischen römischen Kavalleriehelms. Ich hab mich für die die Maske als heutiges Bild des Tages entschieden. Kandidaten gab es genug. 
Nach der ausführlichen Besichtigung des Museums bin ich noch über das Gelände und Grabungsfeld spaziert. Die spätsommerliche Landschaft hier ist sehr schön, und man kann sich nicht mehr richtig vorstellen, was hier im Frühherbst vor 2016 Jahren los war, als in Regen und Sturm in einem unwegsamen Gebiet zwischen Wald und Sumpf tausende römischer Legionäre von den germanischen Kriegern unter der Führung des Cheruskerhäuptlings Arminius niedergemetzelt wurden. 
Ihr habt wahrscheinlich gemerkt, dass ich zu Arminius noch nicht viel gesagt habe. Das spare ich mir für übermorgen auf. Aus dann gegebenem Anlass. 
Von Kalkriese bin ich nach Osnabrück gefahren, der zweiten Station auf meiner Westfalen-Tour. Osnabrück ist zwar schon Niedersachsen, aber die historische Landschaft hier ist ein Teil Westfalens.
Erster Eindruck von der Stadt: kleiner und gemütlicher als Münster, weniger großspurig aber auch behäbiger und kleinstädtischer. Ich wohne hier im Dom-Hotel mitten in der Altstadt, und kann direkt aus meinem Zimmerfenster auf den Vierungsturm des romanischen Doms von Osnabrück kucken.
Morgen wird ein gemütlicher Tag. Ich hatte eigentlich für den Vormittag die Stadterkundung und für den Nachmittag die Fahrt nach Kalkriese vorgesehen. Jetzt habe ich morgen den ganzen Tag für Osnabrück.


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