6. August 2025
Irgendwie war heute ein fauler Tag. Dabei habe ich schon einiges geschafft. Aber Osnabrück ist halt auch nicht soooo groß… *lach…
Den Auftakt des Programms machte heute der Osnabrücker Dom. Bei weitem nicht so groß wie der Dom in Münster muss ich doch gestehen, dass der Dom hier mir von innen besser gefällt. Er ist irgendwie gemütlicher, und der Blick ins Mittelschiff hat deshalb auch das heutige Bild des Tages bekommen. Schöne Spätromanik mit ein paar kleinen barocken Ausreißern. Bis zum Zweiten Weltkrieg sah der Dom innen wohl deutlich anders aus, weil er in den Jahrhunderten zuvor immer wieder umgestaltet worden war. Aber wie so vieles in Osnabrück (und Münster) wurde der Dom ein Opfer des Krieges. Am Palmsonntag 1945 (muss man sich mal vorstellen, so kurz vor Kriegsende) wurde der Osnabrücker Dom schwer getroffen. Die Wiederaufbau- und Restaurierungsarbeiten nach Kriegsende hat man genutzt, um dem Dom sein romanisches Gesicht zurück zu geben. Keine schlechte Entscheidung, wie ich finde.
Direkt neben dem Dom liegt das Domforum mit der Domschatzkammer. Ein bisschen Erfahrung mit Kirchenschatzkammern habe ich ja mittlerweile durch meine (Mit)Betreuung der Schatzkammer in der Euskirchener Martinskirche. Der Domschatz hier in Osnabrück ist natürlich ungleich größer, aber die Art der Präsentation unterscheidet sich nur unwesentlich von unserer Schatzkammer in St. Martin. Wirklich schöne Stücke gibt es hier im Osnabrücker Domschatz und die habe ich mir auch mit Ruhe angesehen.
Nach der Domschatzkammer ging es auf Stadtspaziergang. Osnabrück ist recht übersichtlich, aber mit vielen schönen kleinen Straßen und Gässchen. Die Zerstörungen des Krieges lassen sich ähnlich wie in Euskirchen gut erahnen, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht. Nicht alle alte Bausubstanz wurde wieder rekonstruiert. Am Markt allerdings hat Osnabrück ein schönes spätmittelalterlich-frühneuzeitliches Flair. Leider ist hier am Wochenende irgendein Event und man war dabei Zelte und Buden auf dem Platz vor dem alten Rathaus und der St. Marienkirche aufzubauen. Das wäre sonst ein sehr schönes Bild gewesen.
In der St. Marienkirche standen einige Gerüste, weil renoviert wurde. Ich war ein bisschen überrascht, denn nach dem schicken katholischen Dom war die große Pfarrkirche der Stadt evangelisch. Im Gegensatz zu Münster ist hier in Osnabrück die Reformation wohl nicht im großen Rahmen rückgängig gemacht worden. Die dritte Kirche, die ich mir heute im Laufe des Stadtspaziergangs angesehen habe, St. Katharinen, ist nämlich auch evangelisch. Und so langsam wurde es mir klar: schon am Ende des Dreißigjährigen Kriegs verhandelten hier in Osnabrück hauptsächlich die Vertreter protestantischer Kriegsparteien, während in Münster die Katholiken tagten.
Es gibt also nicht nur in Münster einen Friedenssaal im alten Rathaus sondern auch hier in Osnabrück. Heißt ja auch nicht wegen nichts „Westfälischer Frieden von Münster und Osnabrück“. Der Friedenssaal im Osnabrücker Rathaus ist etwas kleiner und bei weitem nicht so reichhaltig ausgestattet wie der in Münster, aber auch hier konnte man die hölzerne Inneneinrichtung vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewahren. Wenn ich allerdings nicht vorher schon in Münster gewesen wäre, dann hätte mich der Friedenssaal hier in Osnabrück noch mehr beeindruckt.
Nach St. Marienkirche, Rathaus und Friedenssaal habe ich mich einfach ein bisschen schlendernderweis’ durch die Altstadt treiben lassen bis zum Heger Tor, das mit seinem triumphbogenähnlichen Aufbau an die Osnabrücker Soldaten in der Schlacht von Waterloo erinnert. Früher hatte sich an dieser Stelle ein echtes Stadttor samt Wehranlagen in der Osnabrücker Stadtmauer befunden. Von der Stadtmauer sind heutzutage nur noch kleine Stücke und ein paar Türme übriggeblieben.
Wie gesagt: die Osnabrücker Altstadt ist nicht so wirklich weitläufig und so hatte ich im Laufe des Nachmittags auch Zeit für eine ausführliche Siesta und heute Abend für ein schönes Abendessen nur ein paar Schritte von meinem Hotel. Das Wetter hatte sich heute den ganzen Tag über nicht entscheiden können, was es denn wollte, aber heute Abend kam dann richtig die Sonne raus. Zur Freude der Besucher der Live-Musik auf dem Theaterplatz, direkt neben dem Domplatz. Und auch zu meiner Freude, denn so war der Dom noch mal in güldenes Licht getaucht und ich habe noch ein paar Fotos gemacht.
Morgen kommt der zweite und letzte Ortswechsel auf dieser Reise. Es geht weiter nach Paderborn mit einem großen Besichtigungsstopp unterwegs. Wer Lust hat, der kann sich zur Einstimmung mal auf YouTube die ersten Takte von Robert Schumanns Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur „Die Rheinische“ anhören und kucken welche Bilder im Kopf abgerufen werden. Ich denke, die meisten von Euch, die vor 1990 geboren sind, werden morgen Abend wissen, was ich meine… *lach…
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