26. Juli 2009
Ich bin in Memphis - und noch immer ohne Koffer. Und das begab sich folgendermassen: American Airlines hat meinen Koffer in St. Louis gefunden und nach New Orleans geschickt. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt schon unterwegs nach Memphis. Brav wie sie sind wollten sie ihn mir dann nach Memphis zustellen. Da American aber keine Direktfluege von New Orleans nach Memphis hat, ging der Koffer erst nach Dallas um von da nach Memphis zu fliegen. Und was soll ich Euch sagen - der Flug von Dallas nach Memphis wurde gestrichen wegen Gewittern in Texas. Wenn ich Glueck habe und alles glatt lauft, dann kommt der Koffer morgen im Laufe des Tages in Memphis an. Bis dahin bin ich aber schon mal auf Kosten von American hier shoppen gewesen. 100 Dollar fuer Klamotten haben sie mir angeboten. Nicht so schlecht wie ich finde.
Aber jetzt zum Tag heute. Nachdem ich heute morgen zuerst vergeblich mein Koffer-Glueck am Flughafen versucht habe hab ich mich auf den Weg nach Memphis gemacht. Der Interstate 55 fuehrt fast direkt von New Orleans nach Norden - quer durch Lousiana und Mississippi durch.
Irgendwie habe ich immer ein besonderes Gefuehl, wenn ich durch Mississippi durch fahre. Klar, hier habe ich ein Jahr gelebt und studiert. Aber ist doch schon interessant, wie einem so eine Gegend ans Herz wachsen kann. Mississippi ist naemlich eigentlich kein bisschen aufregend, erst recht nicht im Vergleich zu den vielen grandiosen Landschaften, die die USA zu bieten haben.
Mississippi ist zwar dreimal so gross wie Nordrhein-Westfalen, hat aber nur ein Sechstel der Einwohner. Der I-55 geht einmal von Sueden nach Norden durch. Endlose Pinienwaelder saeumen den Highway, der ein bisschen einer ganz sanften Achterbahn gleicht. Es geht immer rauf und runter - welliges Land. Betonbruecken fuehren ueber zuwuchernde, schlammbraune Fluesse mit klangvollen Namen wie Hickahala Creek oder Yalobusha River. Es ist normalerweise schwuel-warm (wobei heute ein ausnehmend gemaessigter Tag war, fuer Mississippi-Sommer schon fast kuehl und zwischendurch mit heftigen Regenschauern... ein Segen, wenn man nur eine lange Hose und keine Klamotten zum Wechseln hat...) und abgesehen von den Pinienwaeldern gibt es auch schon tropisch anmutende urwaldaehnliche Vegetation mit vielen vielen Schlingpflanzen. Gruene Schilder am Strassenrand zeigen an, wenn man von einem County (dem amerikanischen Gegenstueck zu unseren Landkreisen) zum naechsten faehrt, und in Mississippi haben sie einerseits sehr gaengige (fuer amerikanische Verhaeltnisse) Namen, wie Washington, Jefferson oder Jackson (alles ehemalige Praesidenten), aber auch Zungenbrecher wie Itawamba, Tishomingo oder Tallahatchie. Tja - oder auch kontroverse Namen, wie Jefferson Davis (der Praesident der Suedstaaten und mehr oder weniger ein Sohn des Bundesstaates Mississippi war) oder Forrest (in dem Hattiesburg liegt und das nach Nathan Bedford Forrest, einem Kavalleriegeneral der Suedstaaten und spaeterem Gruender des Ku-Klux-Klans, benannt ist.) Interessant fand ich auch den Namenshinweis auf Hernando De Soto, der sowohl ein County als auch einen Ort nach sich benannt bekommen hat, und der, wie ich grade eben ergoogelt habe, der erste Europaer war, der den Mississippi entdeckt und befahren hat und auch an seinem Ufer in der Gegend des heutigen Bundesstaates Arkansas um's Leben kam. Wie ihr schon merkt - auch nach 15 Jahren, die ich schon aus Hattiesburg weg bin, habe ich immer noch Spass am Bundesstaat Mississippi, trotz der teilweise schwierigen Vergangenheit und obwohl ihm, von dem grossen Fluss, der seine Westgrenze bildet, mal abgesehen, das landschaftlich Spektakulaere fehlt.
In Memphis hatte ich dann auch Spass - an erster Stelle natuerlich daran, nach zwei Jahren Leticia noch mal wieder zu sehen, aber auch an Leticias neuer Wohnung. Die ist deutlich groesser als die alte, ich habe ein Gaestezimmer und ein eigenes Bad. Vorbei sind also die Zeiten des Auf-der-Couch-Schlafens. Heute abend sind wir schoen Essen gewesen in einem von Leticias Lieblingsrestaurants und danach habe ich am Flughafen noch erfolglos (siehe oben) versucht, meinen Koffer abzuholen.
Jetzt sitze ich hier und ringe mit Leticias MacBook - um weiterhin meinen Laeppi zu schonen. Ich hoffe ich kriege jetzt auch noch gut das Bild des Tages bearbeitet. Das stammt uebrigens nicht aus dem Bundesstaat Mississippi sondern ist eine sehr typische Ansicht aus dem suedlichen Louisiana. Hier stehen die Highways auf Stelzen um nicht in den Suempfen und Bayous (wie man die Fluss- und Altwasserarme nennt) zu versinken. Da kaemen wir dann schon wieder in eine Landschaft, die ich auch wirklich spannend und schoen finde.
Morgen weiss ich noch nicht, was ich zu erzaehlen und zu zeigen haben werde. Kann sein, dass es ein sehr kurzes Logbuch wird. Am Dienstag dann haben Leticia und ich vor, ne Tagestour nach Little Rock zu machen. Das wird bestimmt lustig. Ich werde auf jeden Fall berichten.
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