11. April 2022

Heute morgen haben wir erst mal ausgeschlafen, denn der gestrige Tag war doch lang und anstrengend gewesen. Wobei… ausgeschlafen? Geht so. Ich war dann doch recht früh wach und Saki ist sowieso eher ein Frühaufsteher. Gegen halb zehn haben wir Justin und Jeffrey zum Frühstück getroffen, im Page’s Okra Grill. Der liegt auf der anderen Seite des Cooper River in Mount Pleasant, einem östlichen Vorort von Charleston. Im Page’s Okra Grill gibt es coole Südstaaten-Küche und das auch schon zum Frühstück, inklusive Klassiker wie Grits (Mais-Grütze) in verschiedenen Zubereitungsformen.
Auf dem Weg zum Frühstück hat Saki mich mal wieder überrascht, was echt immer noch und immer wieder passiert. Man muss allerdings auch dazu sagen, dass wir uns zwar einerseits schon lange, d.h. neun Jahre, kennen, aber andererseits in diesen Jahren nicht so viel Zeit zusammen verbracht haben, dass man sich schon in- und auswendig kennt. Auf dem Weg zum Frühstück haben wir auf der schicken Arthur Ravenel Jr. Bridge den Cooper River überquert. Bei dieser Fahrt hat man nicht nur einen schönen Blick auf Charleston und den Fluss, sondern auch auf die USS Yorktown, einen ausgemusterten Flugzeugträger der U.S.Navy, der am Patriots Point auf dem Ostufer des Cooper River als Museumsschiff liegt.
Ich wusste natürlich, dass die Yorktown hier in Charleston liegt, obwohl ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern kann, ob ich sie bei meinem ersten Besuch hier in Charleston, im Sommer 1999 auch besucht hatte. Ich hatte jedoch nicht unbedingt erwartet, dass Saki, sich für einen alten Flugzeugträger interessieren würde. Als wir aber über die Brücke kamen, und die Yorktown schön zu unserer Rechten lag, kam vom Beifahrersitz die Frage: „Can we go there?“ Konnten wir natürlich… und das war dann nach dem Frühstück der erste Besichtigungsprogrammpunkt heute – und auch das Bild des Tages. Wir haben uns in aller Ruhe und Ausführlichkeit den Flugzeugträger angekuckt… Hangardeck, Flugdeck, Brücke, Radarleitzentrale… und natürlich auch die auf dem Flugdeck und dem Hangardeck abgestellten, ausgemusterten Flieger. Auf dem Hangardeck finden sich Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg, während oben auf dem Flugdeck die strahlgetriebenen Maschinen stehen, inklusive einer F-8 Crusader, einer F-4 Phantom, einer F-18 Hornet und – um das Top Gun-Klischee zu erfüllen – eine  F-14 Tomcat.
Die USS Yorktown ist ein Flugzeugträger der Essex-Klasse, die noch im Zweiten Weltkrieg entstand. Nach der Seeschlacht bei den Midway-Inseln, wo die ursprüngliche Yorktown im Juni 1942 sank, wurde der aktuelle Flugzeugträger zu Ehren dieses ersten Schiffes ebenfalls Yorktown genannt. Seit 1975 liegt er hier als Erinnerungsstück und Museumsschiff.
Nach der Besichtigung der Yorktown sind wir zurück ins Hotel gefahren. Quasi direkt gegenüber vom Hotel gibt es einen Publix-Supermarkt und da haben wir ein bisschen Verpflegung und vor allem Wasser gekauft. Danach gab es Siesta, um für den zweiten Teil des Tages wieder fit zu sein.
Ich hatte heute morgen für 16:00 Uhr zwei Tickets gekauft um zum Fort Sumter zu fahren. Fort Sumter liegt mitten in der Hafeneinfahrt von Charleston und man kommt dort nur mit einem Boot hin. Am 12. April 1861 fielen hier die ersten Kanonen-Schüsse des amerikanischen Bürgerkriegs. Hier war ich auf jeden Fall bei meinem ersten Besuch 1999 und ich erinnere mich noch, wie beeindruckt ich damals war. Die Insel, auf der sich das Fort befindet, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts künstlich angelegt. Ebenso wie die künstliche Insel wurde auch das Fort weitgehend mit Sklavenarbeit erstellt. Heute ist es übrigens nur noch eine Ruine und die äußeren Mauern sind nicht mal mehr halb so hoch wie in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Böötchensfahrt, von der Anlegestelle in Charleston nach Fort Sumter, dauert ne gute halbe Stunde. Da dies die letzte Tour des Tages war, hatten wir nur ne Stunde auf der Insel, aber das reichte auch. Nachdem wir von Bord gegangen waren, gab es am Flaggenmast einen Ranger-Talk über die Geschichte und Bedeutung von Fort Sumter. Interessanterweise hatte man heute eine amerikanische Flagge gehisst, die der Flagge von 1860 entsprach und folglich nur 33 Sterne in dem blauen Feld aufzuweisen hatte. Das Original dieser Flagge, das am 12. April 1861 über Fort Sumter wehte, wird heute auf der Insel in einem Museum aufbewahrt. Am Ende des Ranger-Talks hat der Ranger die Flagge dann mit Hilfe von einigen Besuchern eingeholt und fachgerecht gefaltet. War schließlich jetzt Feierabend, und offizielle Flaggen sollen ja nicht über Nacht im Freien bleiben. Nach der Flaggenzeremonie hatten wir noch ein bisschen Zeit um uns auf der Insel umzusehen. Das geht aber echt schnell, denn groß ist das da alles nicht. Um halb sechs mussten alle wieder auf dem Boot sein.
Ich wusste ja, was mich erwartet, und dass es mir gefallen würde, aber Saki war echt schwer beeindruckt von Fort Sumter. Nicht zuletzt auch, weil er erst seit September 2021 seine amerikanische Staatsbürgerschaft hat und für den Staatsbürgerschaftstest einiges lernen musste… inklusive die Grundzüge des amerikanischen Bürgerkriegs.
Zum Abendessen sind wir in Mario’s Italian Ristorante eingekehrt. War echt lecker, aber eben dann doch amerikanisch-italienisch, was schon ein bisschen Unterschied zu unseren Italienern oder gar italienischen Italienern ist.
Morgen brechen wir unsere Zelte hier in Charleston ab, auch wenn wir vormittags noch ein bisschen Sightseeing in und um Charleston machen. Nachmittags geht es aber weiter nach Savannah. Ich werde natürlich berichten..



Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag