12. April 2022

Heute morgen gab es erstmal ein ausgiebiges Frühstück im Hotel in Charleston, und dann war Auschecken angesagt. Schade, eigentlich, denn Charleston gefällt mir echt super gut. Wir waren hier aber noch nicht fertig mit den Besichtigungen und deswegen sind wir zum ersten Programmpunkt nochmal nach Charleston Downtown, quasi in die Altstadt, gefahren. Wir haben den Golf im Parkhaus untergebracht und sind zuerst zum Old Slave Mart Museum gegangen. Hier, im Gebäude eines der vielen Sklavenmärkte von Charleston, wird kurz aber sehr beeindruckend die Geschichte der Sklaverei und des Sklavenhandels in Amerika dokumentiert. Lange braucht man nicht für das Museum, aber es geht schon unter die Haut. Ich finde es auch wichtig, dass man diese Seite der Geschichte von Charleston nicht vergisst, denn die schöne Stadt mit ihren eindrucksvollen Gebäuden ist natürlich auch mit Sklavenarbeit entstanden. Man kann beides nicht von einander trennen.
Nach dem Old Slave Mart Museum sind wir ein bisschen durch Charleston spaziert. Schöne Häuser, tolle Parks mit alten Bäumen, zum Teil sogar noch Kopfsteinpflaster auf den Straßen. Charleston ist schon echt sehenswert.
Das Thema Sklaverei hat dann auch bei unserem nächsten Programmpunkt eine große Rolle gespielt. Wie an vielen Stellen in den Südstaaten findet man auch rund um Charleston ehemalige Plantagen, die im 17., 18. und  19. Jahrhundert die wichtigste Stütze der Wirtschaft hier waren, und auf denen natürlich auch viele Sklaven ausgebeutet wurden. Eine davon wollte ich auf jeden Fall auf dieser Tour besuchen, und da wir schon in der Gegend von Charleston waren, habe ich nicht irgendeine ausgesucht, sondern die Boone Hall Plantation. Warum genau diese? Die Boone Hall Plantation ist der Ort wo die Außenaufnahmen für das 80er-Jahre-Miniserien-Epos „North and South“ gedreht wurden, in Deutschland bekannt unter dem Titel „Fackeln im Sturm“. Die Boone Hall Plantation liegt ungefähr 12 Meilen nordöstlich von Charleston, und man erreicht den Besucherparkplatz über eine lange Allee von Virginia-Eichen. Es ist schon gradezu unwirklich, aber man hat echt das Gefühl, dass gleich Patrick Swayze und Oliver Reed um die Ecke geritten kommen.
Heutzutage ist Boone Hall – neben der Touristenattraktion – vor allem eine ganz normale Farm, mit viel Landwirtschaft. Aber ich finde das historische Erbe wird hier gut verwaltet. Es gibt ein Visitor Center, ein Cafe, und verschiedenste Angebote von Aktivitäten.
Allein waren wir nicht, und schon an der Einfahrt wurde uns gesagt, wir sollten uns im Visitor Center beraten lassen, wie wir die Zeit am besten einteilen. Das haben wir dann auch brav gemacht und sind mit einer Rundfahrt über das Anwesen gestartet. Man sitzt auf Anhängern, die von einem John Deere-Trecker (ja, hilft nix) über die Feld- und Wirtschaftswege gezogen werden. Eigentlich nichts. Was ein Eifeler Kind nicht kennt, aber hier in Boone Hall gibt es dazu natürlich noch einen Fremdenführer, der alles schön erklärt, von der Geschichte bis zum heutigen Betrieb der Farm.
Nach der Rundfahrt haben wir uns eine Präsentation über die Gullah angesehen. Grob gesagt bezeichnet man als Gullah die Nachfahren der aus der Gegend des westafrikanischen Sierra Leone stammenden Sklaven, die heute im Gebiet der südlichen amerikanischen Atlantikküste leben, zwischen Jacksonville, Florida, und Wilmington, North Carolina. Die Gullah haben eine eigene Kultur mit eigenen Traditionen und sogar einer eigenen Sprache. (Eine der bekanntesten Vertreterinnen der Gullah ist übrigens Michelle Obama.)
Die Präsentation wurde von einer Schauspielerin und Sängerin aus Charleston, die selber Gullah ist, gemacht. Sehr eindrucksvoll und informativ. Unter anderem fiel dabei auch der Name Zora Neale Hurston, eine amerikanische Schriftstellerin, mit deren Büchern ich während meines Studiums in Hattiesburg mehrfach zu tun hatte. Da werde ich mal ein bisschen mehr nachlesen und -forschen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Nach der Gullah-Präsentation hatten wir noch ein bisschen Zeit, bis die Führung im „Herrenhaus“ begann, und sind auf dem Gelände, insbesondere auf der Eichenallee, spazieren gegangen. Es ist echt krass, wie vertraut das einem vorkommt, nachdem man es schon so oft im Fernsehen gesehen hat. Was allerdings auch auffällt, ist, dass das Haus deutlich kleiner ist, als es im Film wirkt. Bei der Hausführung war aber dann schnell klar, dass die Innenszenen wo anders gedreht wurden… *lach… all die Menschen hätten in das echte Haus niemals reingepasst.
Zum Schluss des Besuchs von Boone Hall Plantation gab’s noch ein Eis, und gegen halb vier haben wir uns auf den Weg Richtung Savannah gemacht. Vorher wurde aber noch getankt.
Savannah ist nur rund 100 Meilen von Charleston weg, aber wir haben doch knapp zwei Stunden gebraucht für die Fahrt, inklusive Verpflegungspause.
In Savannah wohnen wir für zwei Nächte mitten in der historischen Altstadt. Das ist echt praktisch, für die anstehenden Stadterkundungen.



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