Donnerstag, 12. Juli 2007

Heute gibt es was zu berichten... ich hab mir neue Schuhe gekauft... *lach – okay... das war der Vormittag... unter anderem... jedenfalls war ich heute morgen ausgiebig shoppen und bin nun weitgehend neu eingekleidet. Ist schon ne Tradition, wenn ich nach USA komme. Und danach habe ich mich auf den Weg nach Ano Nuevo gemacht. Das sind von San Bruno im Süden von San Francisco aus 45-50 Minuten Fahrt – das meiste davon auf ner superschönen Straße am Pazifik entlang, teilweise oben über die Steilküste, teilweise direkt unten am Strand - der berühmte Highway 1 in Kalifornien, der da oben eigentlich noch gar nicht so berühmt ist, obwohl er es verdient hätte. Naja – ist vielleicht besser, wenn es ein Geheimtipp bleibt. Ich war heute zum dritten Mal – nach 1996 und 2004 - dort unterwegs und war beeindruckt wie beim ersten Mal. An das Wetter 1996 kann ich mich nicht mehr erinnern, wobei meine Mama, die damals ja mit dabei war, sich erinnerte, dass es damals in San Francisco kalt war. Ich weiß noch, dass es 2004 wettermäßig echt nicht doll war. Windig und Hochnebel. Eigentlich typisch für die Gegend hier um diese Jahreszeit. Doch was soll ich sagen? Heute war Kaiserwetter. Strahlend blauer Himmel und T-Shirt-Temperaturen. Während man normalerweise in Ano Nuevo noch nen zusätzlichen Pullover anzieht hab ich heute Sonnencreme aufgelegt. Das war echt nötig.
Also – Ano Nuevo State Reserve. Was hat dieser Platz, dass ich nun schon zum dritten Mal in neun Jahren da war? Es lässt sich in ein Wort fassen: See-Elefanten. In Ano Nuevo stehen ein paar einsame Pazifik-Buchten und –Inselchen unter Schutz, auf denen See-Elefanten leben. Im Frühjahr und Sommer kommen sie hierher um ihr Fell zu wechseln. Im Gegensatz zu fast allen anderen Robben geht das nämlich bei See-Elefanten nicht peu à peu sondern schlagartig und innerhalb von zwei bis vier Wochen ist das komplette neue Fell da. (Das haben sie übrigens mit den hawaiianischen Mönchsrobben gemeinsam. Auf Englisch nennt man das „catastrophic molt“ – aber irgendwie scheint mir `katastrophaler Fellwechsel’ eine ziemlich hüftlahme Übersetzung dafür.) Diese Zeit verbringen die See-Elefanten zwischen April und August in Ano Nuevo (und entlang der gesamten amerikanischen Westküste zwischen dem Golden Gate und Baja California. Dann gehen sie wieder auf Wanderschaft zu ihren Jagdgründen im Nordpazifik. Und im Dezember sind sie wieder hier – um Kleine zu kriegen und Kleine zu machen *lach... und dann geht’s schon wieder raus zu den Aleuten. Zwei mal pro Jahr 3000 Meilen hin und zurück – keine schlechte Reise. Und dazu kommt noch, dass die See-Elefanten während ihrer Zeit an Land nix fressen, sondern nur von der angesammelten Substanz auf den beiden Wanderungen leben. Ziemlich beeindruckend.
In Ano Nuevo kann man also die See-Elefanten sehen. Aber davor ist erst mal eine Wanderung durch die Dünen angesagt. Gut zwei Kilometer läuft man durch das Gelände, mit reichlich Vögeln, Libellen und der für diesen Teil Kaliforniens typischen Vegetation aus Sträuchern, hohem Gras und vereinzelten, niedrigen, windzerzausten Bäumen. Und dann steht man am Strand – und da liegen die See-Elefanten in der Sonne. Ab und zu kommt Bewegung in die Gruppen, wenn einer aus dem Wasser an den Strand will. Dann gibt’s schon mal Zoff und die tonnenschweren Tiere hauen mit Oberkörper, Kopf und Fangzähnen aufeinander ein. Dazu gibt es dann Gebrüll, das klingt wie ein alter Motor, der nicht starten will, nur viel lauter – und dann herrscht plötzlich wieder Ruhe. Ich war wie gesagt jetzt heute zum dritten Mal in neun Jahren da und bin immer noch so von den Socken wie am ersten Tag. Sicher – es gibt bestimmt Leute, denen hier zu wenig Action ist, denn die meiste Zeit liegen diese riesigen Fleischberge einfach nur da und kratzen sich ab und zu an der Nase. Aber selbst DAS finde ich schon super spannend. See-Elefanten können von allen Säugetieren auf dem Planeten am tiefsten tauchen, und die nördliche Art, die es hier in Ano Nuevo gibt, ist die zweitgrößte Robbenart der Welt. Okay – ich könnte noch weiter erzählen, aber ich will Euch ja nicht langweilen. Es war jedenfalls ein fantastischer Tag, noch abgerundet mit einer ausgiebigen Fotosession an einem Frischwasserteich, den es im Reservat gibt und wo die Möwen und Pelikane zum Trinken hinkommen. Da herrscht mehr Betrieb als in der Einflugschneise von San Francisco International. Hat ebenfalls ein paar schöne Bilder gegeben, das Pelikan- und Möwen-Spotten. Aber das Bild des Tages gehört natürlich einem See-Elefanten.
Morgen ist mein letzter Tag in San Francisco – ich werde es mal ruhig angehen lassen und morgen Abend gibt es dann Baseball. Die Los Angeles Dodgers sind zu Gast bei den San Francisco Giants. Ich hab zwar für keines der beiden Teams Sym- oder Antipathien, aber es ist ein uraltes Lokalderby, aus der Zeit als beide Teams noch in New York ansässig waren. Wird also bestimmt spannend.

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