4. August 2010

Heute stand ein Ort auf dem Programm, den ich schon immer mal besuchen wollte: Battle, wo am 14. Oktober 1066 die Schlacht zwischen der normannischen Invasionsarmee und den angelsächsischen Heimatverteidigern stattfand. Den Ausgang wissen wir ja alle. König Harold bekam am späten Nachmittag jenes Tages nen Pfeil ins Auge und folglich wurde William, der Herzog der Normandie, am Weihnachtstag 1066 zum neuen König von England gekrönt – und die englische Sprache wurde um ein paar schöne Lehnwörter reicher.
Vorher lagen aber noch ein paar Castles am Weg von Brighton zum Schlachtfeld und die beiden in Lewes und Pevensey habe ich mit einem Besuch beehrt. Lewes ist ganz nett und Pevensey richtig Klasse. So ähnlich wie Portchester Castle, wenn auch bei weitem nicht so gut erhalten. Aber genau wie dort wurde eine normannische Anlage innerhalb der Mauern eines ehemaligen Römerlagers angelegt. Sehr schick.
Und dann kam ich nach Battle. Das Schlachtfeld liegt südlich des kleinen Ortes, ein paar Kilometer nördlich von Hastings – genau, die Schlacht von Hastings fand nicht direkt in Hastings statt, allerdings gab es im Oktober 1066 den Ort Battle noch nicht, denn der entstand erst später rund um die große Abtei, die William I. als Dank für den Sieg auf dem Schlachtfeld errichten ließ. Wie fast alle alten Klöster in England ist auch diese Abtei nur noch eine Ruine, aber man sieht noch die Gedenkplatte an der Stelle wo Harold starb und wohin William den Hochaltar der Abtei setzen ließ. Außerdem kann man schön über das Schlachtfeld spazieren gehen und kriegt den Verlauf der Schlacht erklärt – mit Hilfe von Tafeln, oder Audioguides, aber ich hasse Audioguides und hab mich auch schon zuviel mit der Schlacht von Hastings beschäftigt. Da brauchte ich eigentlich keine Erklärungen mehr. Auch wenn der Hügel, auf dem die Engländer damals Aufstellung genommen hatten um den normannischen Angriff abzuwehren von den Mönchen der Abtei ein bisschen abgeflacht und terrassiert wurde um besser Ackerbau drauf betreiben zu können, so kann man sich doch sehr gut vorstellen wie das damals am 14. Oktober 1066 gewesen sein muss. Irgendwie hatte ich schon ein bisschen das Gefühl, auf Zehenspitzen gehen zu müssen. Der Boden hat da viel Blut gesehen. Und irgendwie war schon alles so wie ich es mir vorgestellt hatte. Das ist ja immer viel wert, wenn man endlich an einem Ort steht mit dem man sich schon sehr viel beschäftigt hat.
Danach ging's nach Canterbury. Jetzt werden einige sich fragen, warum ich da noch mal hingefahren bin, wo ich doch schon so oft da war. Naja, einerseits wollte ich es auch einmal erleben ohne ne größere Gruppe Schüler im Schlepptau zu haben. Andererseits gefällt mir Canterbury einfach sehr gut. Auch wenn es natürlich dieses Mal wieder voll mit Schülern war. Aber eben nicht meine eigenen. Und die tummelten sich hauptsächlich natürlich in der Fußgängerzone und vor der Kathedrale. Ich habe daher meine Besichtigung erst mal in der St. Augustine's Abbey begonnen. Das war mal eine der größten und wichtigsten Abteien Englands und ist jetzt immer noch eine sehr eindrucksvolle UNESCO-Weltkulturerbe-Ruine. Da war's dann überhaupt nicht mehr voll. Dann bin ich ein bisschen durch die Stadt spaziert, habe auf Grund des Wetters den traditionellen Besuch bei Waterstone's (wer das nicht kennt: das ist eine der größten Buchladenketten Englands) etwas ausgedehnter ausfallen lassen und anschließend bin ich zum Evensong in die Kathedrale.
Für mich ist die Kathedrale von Canterbury eine der schönsten Kirchen, die ich kenne. Ich war früh genug da, um noch nen Platz im Chorgestühl zu ergattern, denn es waren ziemlich viele Leute da. Das lag vor allem daran, dass ein Gastchor aus Holland gesungen hat und die hatten natürlich ihre Familienangehörigen dabei. Außerdem war noch eine Schulgruppe aus Deutschland da, so dass es nicht so familiär war wie in Salisbury, wo wir außerdem Chor nur ne Handvoll Leute waren. Aber das tat der Stimmung jetzt nicht wirklich Abbruch. Es war ein wirklich schöner Gottesdienst und man sitzt da so im Chorgestühl und hört den Chor und die Texte und kuckt so um sich auf diese absolut umwerfende Architektur – das geht mir schon ziemlich nahe. Einfach schön!
Nach dem Evensong hatte man die Kirche noch ein bisschen für sich. Ich war jetzt nicht unbedingt noch auf Fotopirsch, aber das ein oder andere Bild habe ich dann doch noch gemacht.
Tja – was das Bild des Tages angeht, da habe ich etwas hin und her überlegt. Das wirkliche Ereignis des Tages war eigentlich der Evensong in Canterbury Cathedral. Auf dem Bild seht ihr den Chor mit Chorgestühl nach dem Evensong. Die Leute sind schon alle weg, aber die Kirche ist noch festlich beleuchtet.
Im Moment sitze ich in Littlebourne – das ist ein kleiner Ort ein ein paar Kilometer östlich von Canterbury im „The Pilgrims Rest“ Guesthouse. Morgen geht’s zur letzten Station meiner Tour nach Cambridge. Auf dem Weg dahin werde ich auch mal kurz in Herne Bay Stopp machen und Dianne und Andrew Nutter besuchen. Das sind die „Gasteltern“ bei denen die Lehrer der Realschule in Bad Münstereifel immer Quartier beziehen, wenn es auf die traditionelle England-Tour geht. Besichtigt wird morgen natürlich auch – ich werde Euch auf dem Laufenden halten.

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