31. Juli 2010

Heute mussten Meilen gefressen werden. Auf der kürzesten Strecke sind's von Plymouth nach Portsmouth rund 170 Meilen, aber da war ja noch der ein oder andere Zwischenstopp vorgesehen.
Die erste Besichtigung des Tages gab es heute in Totnes. Dort liegt auf einem Hügel über der Stadt eine alte normannische Burg. Nicht groß, aber eine schöne Anlage. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie's da mal ausgesehen hat. Hat mir besser gefallen als gestern Restormel Castle, nicht nur wegen des trockeneren Wetters heute. Den nächsten kurzen Zwischenstopp gab es in Buckfast Abbey, mal keine Ruine sondern noch (oder besser wieder) ein funktionierendes Benediktiner-Kloster. Aber die Kirche war eher nicht der Rede wert. Zwar nach alten Plänen gebaut aber eben doch nur aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Also wirklich nur ein kurzer Halt – rein, Foto, raus, weiter - denn danach musste viel gefahren werden.
Also die Sache mit dem Fahren... irgendwie ist das hier in England schon ein bisschen komisch. Jetzt nicht wegen der Fahrerei auf der linken Seite oder so. Daran habe ich mich schon komplett gewöhnt. Nur beim Ein- und Ausparken kucke ich noch instinktiv über die falsche Schulter. Das Problem hier sind eher die Straßen. Ein wirklich durchdachtes System von Schnellstraßen gibt es nicht. Zumindest nicht hier im Süden und Südwesten. Man fährt also den größten Teil der Zeit auf den mit A-xyz nummerierten Straßen und das kann von einer Fast-Autobahn bis hin zu einem breiteren asphaltierten Feldweg alles sein. Mit dem Vorankommen ist das also echt so ne Sache. Mal fluppt es super und mal ist es ne wahre Quälerei. Vor allem die Gegend zwischen Exeter und Bournemouth kann ich echt nicht empfehlen. Wenn also mal jemand von Euch mit dem Auto durch England will, dann meldet Euch und ich geb Euch ein paar Tipps.
Ein weiteres Problem sind die Roundabouts. Grundsätzlich habe ich auch da den Dreh gut raus und es ist überhaupt auf dieser Tour bisher erst zwei- oder dreimal vorgekommen, dass ich ne Ehrenrunde fahren musste. Die Schwierigkeiten entstehen eher dadurch, dass die Roundabouts Staus verursachen und das nicht zu knapp. Das passiert zum Beispiel, wenn zwei recht stark befahrene Straßen in ein Roundabout münden. Diejenige, die im Uhrzeigersinn weiter rum liegt, hat dann auf Grund der Vorfahrtregelung Pech gehabt und hier bildet sich vor der Einfahrt zum Roundabout ein Stau, der schnell mal ne halbe oder dreiviertel Meile lang sein kann. Das kostet dann Zeit und Nerven. In den Städten ist das einfacher, weil hier an viel befahrenen Roundabouts die Ein- und Durchfahrt mit Ampeln geregelt wird. Aber auf dem Land oder an der Peripherie kleinerer Städte hat das Roundabout-System echte Nachteile. Dorchester ist da wirklich ganz großes Kino... *lach... da hatte ich während dieser Tour gleich zweimal Pech. Heute und vergangenen Montag.
So hat's also ne Zeitlang gedauert, bis ich endlich wieder autobahnähnlichen Asphalt unter den Rädern hatte. Erst ab Ringwood, an der Einfahrt in den New Forest, kam wieder ein bisschen Schwung in die Veranstaltung. Kurz vor Portsmouth gab's dann den dritten Besichtigungsstopp des Tages, das heutige Highlight (und je mehr ich darüber nachdenke eines der Besichtigungshighlights der Tour überhaupt): Portchester Castle. Hier haben die Römer um 280 n. Chr. ein befestigtes Lager angelegt, direkt am Ufer des Portsmouth Harbour bzw der Mündung des River Solent, gegenüber von der heutigen Stadt Portsmouth. Nach den Römern kamen die Sachsen und dann ab 1066 die Normannen und man hat innerhalb der erhaltenen römischen Befestigungsmauern eine Burg angelegt, samt dickem Turm. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Burg immer wieder mal um- und ausgebaut. So ließ zum Beispiel Richard II. ab 1390 einen schicken Palas mit den entsprechenden, für einen königlichen Aufenthalt geeigneten Räumlichkeiten anlegen. Leider sind von alledem nur noch Ruinen übrig geblieben, aber sehr schöne, fotogene Ruinen. Die Mauern des römischen Lagers stehen übrigens immer noch und sind bis auf die im Mittelalter erneuerten Torbauten noch komplett – eine der am besten erhaltenen römischen Befestigungsanlagen Europas. Klar also, was das Bild des Tages ist – ein Blick auf den Turm und ein paar der leeren Fensterbögen von Richards Palast. Der arme Kerl hat ihn übrigens nie betreten, denn Richard II. wurde abgesetzt bevor das Gebäude fertig war.
Vom Turm hat man übrigens einen phantastischen Blick auf Portsmouth Harbour, über die Stadt hinweg bis zur Insel Wight. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit, aber zum Wetter wollte ich ja nichts mehr sagen.
Nach ein paar Stunden, samt Picknick, in Portchester Castle bin ich weiter nach Portsmouth ins Hotel gefahren. Nach dem Einchecken habe ich mich noch ein bisschen auf der Strandpromenade getummelt, bin am Meer entlangspaziert und hab versucht, fliegende Möwen zu fotografieren. Die Ausbeute dieser Versuche könnt Ihr dann hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft im Bereich Safari Europa sehen. Aber ich glaube vor den Weihnachtsferien werde ich dazu nicht mehr kommen.
Morgen gibt’s nen Tag mit Schiffen – Navy Days 2010. Das wird bestimmt spannend. Und mein Auto hat mal nen Tag Pause.

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