1. August 2010

Heute gab's Schiffe – und das nicht zu knapp. Ich war bei den Navy Days, das ist sowas wie ein Tag der offenen Tür für den Flottenstützpunkt hier in Portsmouth (der größte Großbritanniens) und einige der hier beheimateten oder zu Besuch weilenden Schiffe. Es war super. Den ganzen Tag konnte man sich die Schiffe ankucken und dazu wurde auch mal wieder Kirmesatmosphäre mit Kinderbelustigung und Fressbuden geboten. Da war richtig was los und natürlich Himmel und Menschen. Und mitten drin lag die HMS Victory, das Flaggschiff von Admiral Nelson in der Schlacht von Trafalgar, zweihundert Jahre alt und noch immer im Dienst, und ertrug den ganzen Trubel mit sehr viel Würde.
Zu besichtigen gab es die RFA Argus, eine ehemalige Fähre, die zum Hilfs- und Transportschiff umgebaut wurde und neben einem großen Krankenhaus auch ein Flugdeck mit Hangar an Bord hat; zwei Daring Class (Type 45) Zerstörer, die HMS Dauntless und die HMS Daring, die neuesten und zur Zeit modernsten Schiffe der Royal Navy; eine Broadsword (Cornwall) Class (Type 22) Fregatte, die HMS Cumberland; und zwei Duke Class (Type 22) Fregatten, die HMS Richmond und die HMS Westminster. Außerdem noch ein paar kleinere Schiffe, aber die Zeit war halt leider begrenzt und man musste bei den dicken Schiffen schon ne Weile anstehen, bis man rein kam. Ich habe mir also zuerst die Argus, die Dauntless und die Cumberland angekuckt und war sehr beeindruckt. Man kam in die Hubschrauberhangars, die Operationszentren, in die Außenbereiche der oberen Decks und auf der Argus auch auf die Brücke. Überall natürlich Personal der Royal Navy, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften und alle gaben bereitwillig auf alle Fragen Auskunft. Ein bisschen erschreckend fand ich allerdings, wie jung viele von denen aussahen und sicher auch waren. Hmmmmm – ich weiß, Krieg ist was für junge Leute. Aber manche von diesen Seeleute hätte man unter meine letzte Abschlussklasse schmuggeln können und jemand der die Gruppe nicht kennt hätte die niemals rausgepickt – außer vielleicht am Haarschnitt. Oder den Tätowierungen... *lach... Jedenfalls habe ich so das ein oder andere gelernt, zum Beispiel, dass die Royal Navy keine Hemmungen hat, im Operationszentrum der Dauntless, dem Herzen ihres ganzen Stolzes, Windows XP auf den Rechnern laufen zu lassen, die die Radarsysteme und Flugabwehreinrichtungen des viele Millionen Pfund teuren Zerstörers steuern... und das es auch schon mal vorkommt, dass es abstürzt. Allerdings selten, wie mir versichert wurde. Außerdem habe ich erfahren, dass Unteroffiziere und Mannschaften normalerweise vier Jahre auf einem Schiff stationiert sind und danach ein Jahr an Land bevor es wieder zur See geht. Offiziere dagegen sind nur zwei Jahre auf nem Schiff, bevor sie den nächsten Posten kriegen. Und ich habe erfahren, dass das Raketenabwehrsystem der Type 22-Fregatten 'Goalkeeper' heißt, und was ich für nen Spitznamen gehalten habe die echte Typenbezeichnung dieses aus den Niederlanden kommenden Systems ist. Die Type 23-Fregatten sind dagegen mit dem besser bekannten amerikanischen Phalanx-System ausgestattet.
Um kurz vor drei habe ich dann die Schiffsbesichtigungen für eine knappe dreiviertel Stunde unterbrochen und hab ne Hafenrundfahrt gemacht. Da gab es dann außer den für die Navy Days herausgeputzten Schiffen auch diejenigen zu sehen, an denen grade gearbeitet wurde, inklusive der HMS Edinburgh (die ich zum ersten Mal im Oktober 2007 in Gibraltar gesehen habe) und der HMS Iron Duke (die mir im Juli 2006 in Florida begegnet ist). Hmmmmm – bei all dem Material könnte ich glatt mal ne Abteilung „Royal Navy“ auf der Webseite einrichten.
Schicke Schiffe alles in allem. Naja – und damit war noch nicht Schluss. Nach der Hafenrundfahrt habe ich mir noch ausführlich die HMS Westminster angekuckt, und ich muss sagen, die war mir schon bevor ich an Bord ging etwas ans Herz gewachsen. Ihre Kennnummer ist nämlich F237. Auch hier gab es die Innereien des Schiffs samt Operationszentrum (wo man leider nicht fotografieren durfte), die Aufbauten und Waffensysteme und auch die Brücke zu sehen. Ein großes Rad als Ruder? Fehlanzeige. So ein Schiff wird mit Joysticks gesteuert. Auf der Brücke habe ich mich noch ein bisschen mit dem Officer of the Watch unterhalten. Der hat mir dann zum Beispiel erzählt, dass jeder von den Offizieren außer den normalen Pflichten wie eben Wachoffizier sein oder was er eben so macht wenn es zum Gefecht kommt auch noch nen profanen Job hat. Seiner ist es, für die Schlüssel auf der Westminster zuständig zu sein. Wat et nich all gibt. Auch der Captain war vor Ort, und weil der Tag schon was fortgeschritten war und der Besucheransturm nachließ habe ich dann auch mit dem noch ein paar Worte gewechselt und ihm ein paar wirklich ernst gemeinte Komplimente zu seinem Schiff gemacht. Um fünf Uhr heute nachmittag war Feierabend bei den Navy Days und ich muss sagen ich habe mich keine Minute gelangweilt. Dabei hab ich vom Rahmenprogramm kaum was mitbekommen – es gab ein paar Vorführungen auf dem Wasser und in der Luft, allerdings nix besonders aufregendes, was die Flugshow anging.
Zum Schluss des Tages bin ich auf dem Weg zurück zum Hotel, sind ungefähr 4km zu Fuß immer schön am Meer entlang, noch zum Abendessen eingekehrt. Nix spannendes. Pizza. Tja - und jetzt sitz ich hier und habe nach 10 Stunden auf Achse platte Füße... *lach...
Als Foto des Tages gibt es natürlich ein Portrait von der HMS Westminster. Leider lag sie nicht auf der Hafenseite sondern am Kai und daneben die HMS Richmond, so dass ich von der Schokoladenseite mit Wasser leider kein Bild habe.
Morgen geht’s nach Brighton. Wieder mal nicht besonders weit, dafür aber mit etlichen Besichtigungsstopps. Lasst Euch überraschen. Oh, kleiner Zwischenstand noch zu Beginn der letzten Woche. Ich habe bisher rund 3700 Fotos mit zusammen fast 11 GigaByte Speicherumfang gemacht. Stellt Euch mal vor das wären Dias und man müsste die alle rahmen. Hehehe...



Inhaltsverzeichnis nächster Tag


Inhaltsverzeichnis nächster Tag