21. Juli 2019

Es ist kurz vor halb elf abends, draußen schwindet das letzte Licht und wir haben noch ne gute Stunde bis Prince Rupert. Ich sitze nämlich gerade in der Lounge der Northern Expedition und unsere Mini-Kreuzfahrt neigt sich dem Ende zu. Es gibt ja wenige Dinge, die besser entschleunigen, als auf nem Schiff unterwegs zu sein. Ein Schiff ist halt langsam. Selbst wenn man wollte, würde die Fahrt nicht schneller gehen. So haben mein kleiner Freund Yaris und ich es uns heute gutgehen lassen. Der Yaris brauchte nicht zu arbeiten und ich musste mich nicht auf die Straße konzentrieren oder mich um die Navigation kümmern. Stattdessen habe ich das getan, was man meiner Vorstellung nach bei so ner Kreuzfahrt halt macht: rumgammeln und essen. Okay, ich habe jetzt nicht nur rumgegammelt, denn es gab auch noch reichlich Aussicht zu genießen und Natur zu beobachten.
Der Tag startete allerdings erstmal mit dem Klingeln des Handyweckers um 4:30 Uhr heute morgen… *ächz… Auf das Hotelfrühstück habe ich weitgehend verzichtet und mir nur nen Muffin eingepackt und einen halben Becher O-Saft runtergestürzt. Zu mehr war mir nicht zu Mute.
Von Port Hardy hat man ne gute Viertelstunde Fahrt bis Bear Cove, wo die Fähre der BC Ferries ablegt. Im ersten Morgenlicht wurde ich eingecheckt. Anschließend musste ich noch ein Stündchen bis zum Verladen warten, während über dem Parkplatz die Weißkopfseeadler ihre ersten Runden des Tages drehten. Dann ging‘s endlich auf‘s Schiff. Die Northern Expedition, 2009 von der Flensburger Schiffbaugesellschaft gebaut, ist ein echt schickes Schiff, rund 150m lang, mit Platz für ca. 600 Passagiere und 20 Knoten schnell. Ziemlich flott für ne Fähre, aber die Strecke ist ja auch lang. Die reine Fahrzeit für die Strecke (siehe Karte) beträgt 15 Stunden. Dazu kommt dann noch der Stopover in Bella Bella. Aber die Zeit war echt angenehm auf diesem Schiff.
Nach dem Ablegen und den ersten zwei Stunden auf See habe ich mir in der Cafeteria ein Full English Breakfast gegönnt und danach die meiste Zeit auf dem Sonnendeck verbracht.
Nach den Erfahrungen von 2003, wo ich auf der entgegengesetzten Strecke von Prince Rupert nach Port Hardy genau nichts gesehen habe außer ein paar Vögeln, war ich für diese Tour auch nicht optimistisch gewesen, dass es mehr als schöne Landschaft zu bewundern geben würde. Aber Ihr wisst ja, wie es heißt: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Es gab Steller-Seelöwen, Seeotter, Seehunde… und Buckelwale. Nach dem zehnten habe ich aufgehört zu zählen. Ich denke es werden so zwischen zwölf und fünfzehn gewesen sein. Die Wale waren zwar nicht so nahe, wie bei meiner ersten Whale Watching Safari  in Victoria, aber dafür habe ich sie während der heutigen „Kreuzfahrt“ sogar beim Springen fotografieren können. Seht Ihr im ersten Bild des Tages. Einzig die Dall-Schweinswale habe ich nicht auf die Speicherkarte bannen können, was mich ein bisschen gefuchst hat, denn die hätte ich schon gerne für die Webseite gehabt. Diese Art Kleinwale hatte ich zum ersten, und bis heute auch einzigen Mal während meiner ersten Nordamerika-Reise im Sommer 1987 gesehen. In vogelkundlicher Hinsicht ist heute mit dem Marble Mullelet, einer kleinen Alkenart, der erste neue Vogel auf dieser Tour zu meiner Nordamerika-Liste dazugekommen.
Najaaaa… und dann gab es noch viel, viel Landschaft.

So. Das Schiff legt gerade an. Den Rest schreibe ich im Hotel.

Dieser Rest ist eigentlich schnell erzählt. Wir waren ne halbe Stunde früher als geplant in Prince Rupert, so dass ich jetzt schon um kurz nach Mitternacht hier gemütlich das Logbuch zu Ende schreiben kann. Das Hotel ist übrigens auch hier nicht unbedingt ne Empfehlung wert.
Die Landschaft der Inside Passage, wie die Küsten-Gegend von British Columbia nördlich von Vancouver Island bis hinauf nach Alaska genannt wird, ist grandios. In Bildern kann man das gar nicht einfangen. Ich habe den ganzen Tag rumfotografiert, aber es ist nur ein schwacher Eindruck. Was auf jeden Fall heute half, das war das ebenfalls grandiose Wetter, denn normalerweise ist die Region hier für Regen berühmt und berüchtigt. Als zweites Bild des Tages gibt es also Landschaft aus dem nördlichen Drittel der Strecke… schön im Abendlicht.
Im Laufe des Nachmittags an Bord der Northern Expedition habe ich auch noch ne kleine Brückenführung bekommen – man musste einfach beim Zahlmeister fragen – und habe ein bisschen mit der Crew erzählen können und ein paar Fragen gestellt. Abendessen gab es im Buffet-Restaurant und irgendwie ging danach alles schnell.
So, dass muss als Logbuch für heute reichen. Morgen habe ich einen gaaaanz langen Fahrtag, aber anders war die Tour in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht hinzukriegen.

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