22. Juli 2019

Neun Stunden, 700km… das ist eine der längsten Strecken, die ich auf meinen Reisen als Tagesetappe zum Selberfahren eingeplant hatte. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das vor 16 Jahren fand. Die Strecke war ja die gleiche, wenn auch in die andere Richtung. Ich würde echt was drum geben, wenn von damals schon ein Reiselogbuch existieren würde, aber diesen schönen Brauch habe ich leider erst im Sommer 2006 ins Leben gerufen.
Ich habe natürlich nicht die ganze Zeit am Stück im Auto gesessen, sondern auch die ein oder andere Pause gemacht. Die erste gab es nach nicht mal zwei Minuten, als ich auf der Hauptstraße von Prince Rupert bei Tim Horton eingekehrt und mir nen Frühstückscappuccino zu kaufen, mit dem ich mir den Muffin vom Hotelfrühstücksbuffet runterspülen konnte.
Prince Rupert ist das, was man wohl auf Englisch als „frontier town“ bezeichnen würde… ne Stadt an der Grenze. Schön ist es hier jedenfalls nicht. Man lebt von der Seefahrt, der Holzwirtschaft, dem Fischfang ...und den Touristen, die hier für eine Nacht vor oder nach ihrer Fährüberfahrt Station machen und die man mit überteuerten Hotelzimmern abzocken kann. Die Mehrzahl der Leute, die bei Tim Horton zu Frühstückskaffee saßen und eventuell dazu das kostenlose WLAN genutzt haben waren jedenfalls Männer in Arbeitsklamotten und Angehörige der First Nations, wie man in Kanada die Indianer nennt.
Ganz so früh los musste ich heute zum Glück nicht, denn ich hatte keine Besichtigungen für heute geplant. Die Strecke führte komplett über den Yellowhead 16-Highway, der von Winnipeg, Manitoba, nach Masset auf Haida Gwaii (früher Queen Charlotte Island) führt. Der Begriff „Yellowhead“ erinnert an den Trapper Pierre Bostonais, der blonde Haare hatte und deshalb von den französischen Pelzhändlern „Tête jaune“ genannt wurde. Pierre Bostonais überquerte im frühen 19. Jahrhundert hier in der Gegend die Rocky Mountains und erschloss die Gegend für den Pelzhandel. Das alles wird auch noch durch einen gelben Kopf auf dem Straßenschild zur Highway-Nummerierung verdeutlicht (leider in der angehängten Karte aber nur mit dem Transcanada-Highway-Symbol markiert).
Das erste Drittel der heutigen Fahretappe, bis New Hazelton, führte am Skeena River entlang, der südlich von Prince Rupert in den Pazifik mündet. Die Landschaft hier ist grandios. Berge bis weit über 2000m, teilweise noch schneebedeckt und unterhalb des Schnees dicht bewaldet. Der Skeena ist ein breiter, ungezähmter Fluss mit der für Gletscherflüsse typischen milchig-grünen Farbe. Einen kleinen Eindruck von der Landschaft bekommt Ihr im Bild des Tages – zusammen mit einem Zug der Canadian Pacific Railroad. Die Bahnstrecke führt hier nämlich parallel zum Highway und zum Fluss. Der Blick in dem Bild geht übrigens zurück, in die Richtung aus der ich gekommen bin. Tja, und hier ist man noch nicht mal in den Rocky Mountains sondern „erst“ im Küstengebirge.
In Smithers war ich auf der Bank, um frisches Geld zu holen, habe ein bisschen eingekauft um später ein kleines Mittagspicknick zu machen, und ich habe getankt. So richtig viel Sprit passt in den Yaris nicht rein. Da muss man öfter nachfüllen. Wir hatten ein bisschen Kniis heute morgen, der Yaris und ich. Das Bluetooth funktionierte nicht richtig. Wenn er da weiter zickig ist, dann werde ich zum Musikhören dauerhaft auf das AUX-Kabel umsteigen.
Hinter Smithers waren wir dann raus aus den Bergen. Von hier bis zu den Rocky Mountains ist die Landschaft rollendes, hügeliges Terrain mit Wäldern, Seen und viel Farmland. Auch Prince George, mein heutiges Tagesziel liegt in dieser Gegend. Es ging gut voran, denn der Yellowhead 16-Highway ist wie ein sehr komfortable Bundesstraße, zwesipurig mit Randstreifen, ausgebaut und hat regelmäßig dreispurige Teilstücke, so dass man gut überholen kann. Vor allem Wohnmobile und Autos mit Wohnwagen sind nämlich sonst ein ziemliches Hindernis. Im Gegensatz zu den Trucks, besonders den dutzenden von Langholztransportern, denen ich heute begegnet bin, und die fast alle mit vollem Karacho über die Straße fliegen. Eine gesonderte Geschwindigkeitsbeschränkung für LKW gibt es hier wohl nicht.
Safari hat heute leider nicht statt gefunden. Deshalb heute auch nur ein Bild des Tages. Aber das soll sich – hoffentlich – ab morgen ändern, wenn ich in den Nationalparks der Rockies bin und so richtig auf Pirsch gehen kann. Zum Glück habe ich morgen nur rund die Hälfte der Strecke von heute. Da sollte genug Zeit zur Tierbeobachtung sein.
Okay, soviel für heute. Ich geh jetzt ins Bett – für meine letzte Nacht als 49-jähriger… *lach...

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