3. Juli 2022
Tromsø… es ist bei den gemischten Gefühlen geblieben… so richtig warm bin ich mit der Stadt nicht geworden. Wobei ein paar Dinge, die mir hier begegnet sind, schon typisch sind für norwegische Städte „auf dem platten Land“. Meine Beobachtungen beziehen sich da bisher auf Bodø, Andenes und Tromsø. Die Städte sind ein architektonischer Mischmasch. Alt neben neu, komplettes Durcheinander, und ich glaube Bebauungspläne oder Innenstadtkonzepte kennt man in Norwegen nicht. Zumindest nicht hier auf dem platten Land.
Der Tag heute war voll mit Kontrasten. Es begann damit, dass es heute morgen geregnet hat. Vom Himmel hoch. Und es hat genebelt, dass man das andere Ufer des Tromsøysunds nur schemenhaft erkennen konnte. Ich hatte den Wecker auf neun Uhr gestellt und bin zum Frühstück gegangen. Ein Topp-Buffet, das es fast mit dem Maritim in D’dorf aufnehmen kann. Der Regen wurde unterdessen kein bisschen weniger und so habe ich… mich noch mal hingelegt und das Frühstück verdaut. *lach… Der Blick von meinem Zimmer geht sehr schön auf den Hafen von Tromsø und das östliche Ufer des Tromsøysunds. Wenn’s denn nicht regnet oder nebelt. Nur der Baukran fast direkt vor dem Fenster stört die Aussicht.
Die laute Schiffssirene des ankommenden Hurtigruten-Schiffs riss mich aus der frühen Siesta und was soll ich sagen, der Regen hatte aufgehört. Ich habe mich also aufgemacht und bin ein bisschen durch die Stadt spaziert. Tromsø ist schon recht belebt, erst recht, wenn zusätzlich zu den Hurtigruten auch noch ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt. Es gibt ne Fußgängerzone und viele Geschäfte und Restaurants, halt alles was ne Stadt von rund 70.000 Einwohnern auch bei uns bietet.
Ein wichtiger Teil der norwegischen Kultur ist der Kaffee. Ohne ihn gäbe es hier in diesem Land wahrscheinlich kein Leben. Entsprechend viele Cafés findet man hier und ich bin während meines Stadtrundgangs auch in einem eingekehrt. Dann gab es ein bisschen Bildung im Polarmuseet, wo die man Gegenstände, die mit der norwegischen Eroberung der Polargebiete zu tun haben, gesammelt hat. Tromsø war nämlich der Ausgangsort für viele dieser Expeditionen. Was soll ich sagen? Ich fand’s deprimierend. Der größte Teil der Ausstellung beschäftigte sich mit Gemetzel. Robbenjagd, Eisbärenjagd, Walfang, Moschusochsenjagd, Walrossjagd, Pelztierjagd… Alles drehte sich um das Töten von Tieren. Darüber hinaus war alles fast nur auf Norwegisch beschriftet und das ausgedruckte Heft mit Anmerkungen in Englisch war keine große Hilfe. Als ich in der ersten Etage angekommen war, wo die Expeditionen von Andrée, Nansen und Amundsen in Richtung Nordpol dokumentiert sind, hatte ich schon keine Nerven mehr. Aber immerhin, als ich aus dem Museum kam, kam das Sönnchen raus. Ich bin also zurück zum Hotel marschiert, habe Ausrüstung und dicke Kamera geholt, den Mazda aus dem Parkbunker befreit (die Hauptparkgarage von Tromsø ist tunnelartig in die Felsen der Insel getrieben, auf der die Stadt liegt) und dann bin ich über die Brücke auf die andere Seite des Tromsøysunds gefahren. Ein kurzer Stopp an der Eismeerkathedrale, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen von Tromsø, hat mich davon überzeugt, dass moderne Kirchenarchitektur immer eine Gratwanderung ist… zwischen „passt“ und „nichtssagend“. Mir gefällt diese Kirche jedenfalls kein bisschen. Sie heißt übrigens nur Eismeerkathedrale, ist aber in Wirklichkeit nur eine evangelische Pfarrkirche.
Dann ging’s auf den Fjellheisen, den Hausberg von Tromsø. Mit der Gondel natürlich. Auf den Aufstieg zu Fuß hatte ich keine Lust und ehrlich gesagt dafür auch keine Zeit, denn es war schon halb sechs. Der Blick von oben hat mich ein bisschen mit Tromsø versöhnt und hat für heute auch das Bild des Tages verdient. Die Sonne hatte zu diesem Zeitpunkt schon wieder das Kommando übernommen und so bin ich nach einer kurzen Konsultation mit Flightradar24 zum Flughafen gefahren und habe noch ein bisschen gespottet. Bestes Licht.
Eine knapp einstündige Lücke in Flugverkehr – wir sind hier ja nicht in London, Paris oder Amsterdam – gab mir die Gelegenheit, in einer Pizzeria in der Nähe zu Abend zu essen und rechtzeitig zum nächsten Flieger wieder am Zaun zu sein.
Morgen werde ich wieder weiterziehen, nach Narvik. Das ist der einzige Fahr-Tag ohne Fährstrecke. Bin gespannt, was das Wetter macht. Alles ist möglich. 12 oder 30 Grad, Regen, Wind oder Sonne.
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