4. Juli 2022

Heute war wieder ein Fahrtag, den ich darüber hinaus bewusst etwas erweitert habe. Nach dem Frühstück bin ich gegen halb zehn von Tromsø aufgebrochen. Ich muss sagen, der Abschied ist mir nicht schwer gefallen, obwohl heute bestes Reisewetter war, nicht zu warm, nicht zu kalt, weiß-blauer Himmel.
Die Fahrt ging heute nur über gute Straßen, zuerst die E8 und dann ab Nordkojsbotn über die E6, die mich auch letztes Jahr weite Strecken begleitet hat. Gute Straßen heißt hier in Nordnorwegen eine bundesstraßenähnlich ausgebaute Straße, zwar ohne Seitenstreifen aber immer wieder, gerade an Steigungen, mit Überholspur. Zahlreiche Parkplätze machen Stopps unterwegs möglich, auch wenn es kaum echte Aussichtspunkte gibt. Das ist wahrscheinlich auch besser so. Die Landschaft hier ist so grandios, dass man sonst ständig irgendwo stehen und kucken würde und sich nicht losreißen könnte. Leider lässt sich dieser Eindruck nicht mal ansatzweise im Bild festhalten, auch wenn ich es im heutigen Bild des Tages versuche.
Die Fahrt nach Süden war jedenfalls ganz gemütlich und darüber hinaus war, ich was die Zeiteinteilung anging, komplett mein eigener Herr. Es gab heute nämlich keine Fährstrecken, und interessanterweise wo ich gerade so drüber nachdenke, auch kaum Tunnel.
Viel Besichtigung gab es heute nicht. Es war mehr der Weg das Ziel. Allerdings habe ich auf der Fahrt immer wieder an den Erinnerungstafeln „Narvik 1940“ angehalten, die entlang der Straße aufgestellt sind und wichtige Orte und Ereignisse während der deutschen Invasion und Eroberung Norwegens zwischen dem 9. April und dem 10. Juni 1940 dokumentieren. Ein sehr augenfälliges Relikt aus dieser Zeit habe ich mir jedoch direkt angekuckt, auch wenn es nirgends entlang der Straßen ausgeschildert war. Ich erzähl mal kurz die Geschichte dazu: Narvik liegt am Ofotfjord (dessen Eingang ich im Foto des Tages am Mittwoch von der Fähre nach Lødingen aus fotografiert habe). Im Ofotfjord und den angrenzenden Gewässern fanden am 10. und 13. April 1940 die beiden Seeschlachten von Narvik statt, zwischen der aus mehreren Zerstörern bestehenden deutschen Invasionsflotte und den Briten. Narvik war (und ist) der Hauptexporthafen für schwedisches Eisenerz aus Kiruna. Deshalb hatte Narvik für die Deutschen wie die Briten erhebliche strategische Bedeutung. In der ersten Schlacht am 10. April verloren die deutsche Marine und die Royal Navy jeweils zwei Zerstörer, aber das Ziel der Deutschen, aufzutanken und die Heimreise anzutreten (nachdem sie die Invasionstruppen der Wehrmacht an Land gebracht hatten) wurde verfehlt. Drei Tage später gingen die Briten dann auf Nummer sicher und schickten mit der HMS Warspite eines ihrer stärksten Schlachtschiffe, um die Zerstörer zu vernichten und die deutschen Landungstruppen anzugreifen. In dieser zweiten Seeschlacht von Narvik wurden alle deutschen Zerstörer versenkt, oder absichtlich auf Land gesetzt.
Ein Wrack, die Georg Thiele, liegt noch immer am Ende des Rombakfjordes und mit Hilfe von Google Maps kann man bis fast hin fahren. Das habe ich dann auch getan und ein paar Fotos gemacht. Im Regenschauer, der gerade über den Rombakfjord zog. So richtig als Schiff ist das Wrack nicht mehr zu erkennen. Es liegt komplett umgedreht kieloben auf den Felsen und hat durch den Rost eine unwirklich rote Farbe. Ganz bis hin kommt man nur per Boot oder durch ne ziemliche Kraxelei über die Uferfelsen und durch den Wald. Nicht zuletzt angesichts des Wetters habe ich mir das aber gespart.
Nach dem Besuch bei der Georg Thiele habe ich noch nen Ausflug nach Evenes gemacht, wo sich der Flughafen Harstad/Narvik befindet. Letztes Jahr auf meiner Mammutrückreisefahrt von Andenes nach Bodø, bin ich hier schon mal vorbei gekommen und meinte mich zu erinnern, dass man nen ganz guten Blick auf die Piste hatte. Was soll ich sagen? Es ist zwar nur ein Jahr her, aber mein Gedächtnis hat mich etwas im Stich gelassen. Am Flughafen selber war das Licht leider ungünstig und der Zaun hoch und dicht. Schade. So ein Foto von den flammneuen Boeing P-8 Poseidon U-Boot-Jagdflugzeugen der königlich-norwegischen Luftwaffe hätte mir schon gefallen. (Die Bundeswehr bekommt ihre P-8s übrigens ab übernächstem Jahr.)
Narvik folgt dem Schema der anderen norwegischen Städte. Da hatte ich gestern ja schon was zu gesagt. Schön ist es hier nicht, aber die Lage am Fjord und mit der Bergkulisse ist Klasse.
Ich wohne hier in einem kleinen Gästehaus mit Blick über die Stadt. Allerdings in einem Einzelzimmer, d.h. mit schmalem Bett. Mal kucken ob das diese Nacht gut geht.
Morgen habe ich was Besonderes vor. Eine Bahnfahrt steht an. Ich werde berichten.

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