17. April 2017
Dass ich eine gute Nacht gehabt hätte kann ich leider nicht behaupten... zu heiß... dann Fenster auf... dann Moskitos im Zimmer... der Klassiker halt... und zu kurz war's darüber hinaus auch, dann mein Wecker ging um halb sieben. Da ich mittlerweile in der hiesigen Zeitzone angekommen bin, war das irgendwie schon deutlich zu früh. Heute stand ein weiteres Mal Action auf dem Programm, auch wenn es mit dem Vulkan-Rodeln nicht mithalten konnte. Ich bin Kajak auf dem Nicaragua-See gefahren. Um kurz nach halb acht hat mich der Fahrer von Nicaragua Adventures abgeholt... Roberto... ein anderer Roberto... wir sind dann noch kurz tanken gefahren und haben anschließend meinen Guide – Gustavo... natürlich ein anderer Gustavo – abgeholt. Rund zwanzig Minuten später waren wir an der Anlegestelle und sind zuerst mit dem Boot auf eine der zu den „Isletas“ gehörenden Inseln gefahren, von wo aus die Kajak-Tour starten sollte.
„Las Isletas“ ist eine Gruppe von über dreihundert - die Einheimischen sagen 365 – Inseln und Inselchen im Nicaragua-See südöstlich von Granada. Gustavo... auch er sprach sehr gutes Englisch... es scheint echt nen Unterschied zu machen zwischen hier und dem Südosten des Landes... da werde ich bei den abschließenden Betrachtungen am Ende der Tour noch mal drauf zurückkommen... jedenfalls, Gustavo meinte, dass die Zahl der Inseln gar nicht feststeht, sondern sich auch mit dem Wasserstand des Sees ändert. Der Spiegel des Nicaragua-Sees schwankt zwar nicht so sehr im Laufe des Jahres, aber so rund zwei Meter Unterschied sind schon drin zwischen dem Ende der Trockenzeit und der Regenzeit... Was auch nicht feststeht, das ist die Entstehung der Inseln. Eine der Theorien besagt, dass sie bei einem Ausbruch des Mombacho – des Hausbergs von Granada - entstanden sind, als es im Rahmen der Eruption zu einem gewaltigen Erdrutsch kam. Wenn man sich die Geographie hier ansieht, und die Bilder vom Mount St. Helens im Kopf hat, dann könnte das passen.
Dann ging's in die Kajaks... Roberto, unser Fahrer, war auch noch mit von der Partie und so sind wir zu dritt los gepaddelt. Was soll ich sagen? Es ist definitiv nicht so leicht, wie es aussieht. Irgendwie hatte Gustavo, der zugegebenermaßen öfters diese Tour macht, immer sofort Vorsprung, wenn wir nach ner Pause wieder los gepaddelt sind. Paddeln ist ne nasse Angelegenheit, was aber bei den hier herrschenden Temperaturen kein Problem war. Ein bisschen kompliziert war's allerdings mit dem Equipment, besonders da das Kajak, eigentlich ja nur ein aus einem Stück in Form gepresster Plastik, weder besonders groß war, noch über entsprechende Ablageflächen verfügte. Ich habe folglich außer ner Flasche Wasser und der Panasonic nichts mit an Bord genommen. Dass ich die Sony nicht mit hatte, war aber auch nicht so schlimm, denn es gab zwar ein paar schöne Vögel und auch nen Leguan zu sehen, aber das Fotografieren aus so nem Kajak ist ne ziemlich diffizile Angelegenheit. Das erste Bild des Tages hat Gustavo für mich mit der Panasonic gemacht. Im Hintergrund sieht man den Mombacho Die Inselchen und Inseln sind die „Isletas“ und das Wasser gehört zum Nicaragua-See... und Haie gibt es hier am Nordwest-Ende keine.
Was soll ich sagen? So richtig spektakulär ist so ne Paddeltour nicht... aber sie hat wirklich Spaß gemacht... ich habe mich sehr gut mit Gustavo und Roberto verstanden (schon das dritte Fahrer-Guide-Gespann mit erweitertem Spaßfaktor)... und Kajakfahren ist mal was ganz anderes. Ich kann's auf jeden Fall empfehlen, selbst wenn man anfällig für Seekrankheit ist, denn hier zwischen den „Isletas“ war der See ruhig. Wir sind aber auch ein paar Meter auf dem offenen See gepaddelt, und da muss ich schon sagen, dass das nicht so wirklich mein Fall ist.
Wieder in der Stadt sind wir zur Zentrale von Nicaragua Adventures gefahren, meinem Reiseveranstalter. Lustigerweise liegt deren Büro direkt bei meinem Hotel gegenüber. Hier habe ich Michael Hernandez kennengelernt, der die Tour für mich entworfen und zusammengestellt hat. Schon jetzt kann ich sagen, er hat ganze Arbeit geleistet. Super Organisation.
Mittlerweile war's Mittag und ich bin vom Hotel aus ins Stadtzentrum... okay... weiter ins Stadtzentrum, denn das Hotel liegt schon nur gut fünf Minuten zu Fuß von der Kathedrale... spaziert und habe in einem nicaraguanischen Restaurant ein typisch nicaraguanisches Mittagessen zu mir genommen... Vigorón nennt sich das und ist vor allem für Granada typisch, wird aber auch im Rest des Landes serviert. Die Grundlage ist gekochter Maniok, dazu gibt es Krautsalat (vergleichbar mit der amerikanischen Variante Cole Slaw) und frittierte Schweineschwarte und das ganze wird auf einem Bananenblatt serviert. Varianten dieses Gerichts gibt es wohl so viele, wie es Familien in Nicaragua gibt. Geschmeckt hat es mir jedenfalls gut, auch wenn es nicht wirklich Haute cuisine ist... *lach...dafür war das Erlebnis spannender, in nem ganz stinknormalen nicaraguanischen Restaurant zu sitzen, wo zeitgleich auch ein Großfamilienessen stattfand, und die Musik natürlich richtig laut war. Nach dem Essen habe ich ein bisschen Sightseeing versucht, war aber nur begrenzt erfolgreich. Der Turm der Kirche La Merced, von dem man den besten Blick auch Granada haben soll, war zu, ebenso die ehemalige spanische Festung La Polvora, die etwas außerhalb liegt, und für die ich mir ein Taxi für umgerechnet 1,80 € gegönnt habe. Taxis in Nicaragua haben fast immer nen Fixpreis, den man mit dem Fahrer absprechen muss bevor es losgeht, und es sind außerdem sogenannte Colectivos, das heißt, der Fahrer lässt unterwegs immer noch andere Gäste ein- und aussteigen.
Ein Blick von oben auf Granada und seinen Hausberg war mir also nicht vergönnt, und ich habe mich etwas an die Situation in León erinnert gefühlt. Den Tag habe ich deshalb im Parque Central mit Menschen beobachten ausklingen lassen, und hier entstand auch das zweite Bild des Tages. Im Parque Central gibt's kostenloses WLAN. Zählt doch mal, wieviele Leute ihr sehen könnt, die auf dem Bild mit dem Handy am flitschen sind.
Den Abend wollte ich im Hotel bestreiten, ne Kleinigkeit essen und was trinken, Bilder sortieren und Logbuch schreiben. Kam dann aber doch ein bisschen anders als geplant. Die Küche hatte zu, es blieb mir also nur das Trinken, und nachdem ich das erste Drittel des Logbuchs fertig hatte, trudelte die internationale Reisegruppe ein, die mit mir das Quartier teilt. Die kamen von der Nachttour zum Masaya zurück und im Bus gab es wohl kostenlosen Alkohol. Ich habe mich längere Zeit mit Noah unterhalten, einem 36-jährigen Chemieingenieur aus Houston, Texas, der seit zwei Jahren durch die Welt reist und heute abend ganz massiv einen im Tee hatte, aber immerhin sehr stilvoll besoffen war.
Morgen früh geht's weiter zu meinem vorletzten Etappenziel, der Insel Ometepe im Nicaragua-See. Ob ich dort Internetanschluss habe weiß ich nicht und will nach meinen Erfahrungen auf den Islas Solentiname auch nichts versprechen. Eventuell reiche ich die Logbücher sonst nach, wenn ich wieder auf dem Festland bin.
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