18. April 2017
Ich habe mein vorletztes Etappenziel erreicht, die Isla Ometepe im Nicaragua-See. Mit rund 270km² ist das die größte Vulkaninsel innerhalb eines Sees weltweit. Ometepe ist die Heimat von ca. 50.000 Menschen und zwei Vulkanen. Der Maderas ruht seit Jahrhunderten aber der Volcan La Concepción, mit gut 1600m der zweithöchste Vulkan des Landes, ist in den 1950er Jahren zuletzt ausgebrochen. Folglich ist man hier auch etwas nervös und hat entsprechende Vorkehrungen getroffen, für den Fall, dass es wieder los geht. So wie man zum Beispiel im Süden der USA Hurrikan-Evakuierungsrouten ausgeschildert findet, so sind hier auf Ometepe die Vulkanausbruch-Evakuierungsrouten ausgezeichnet.
Mein Tag begann heute morgen in Granada mit dem Frühstück und dann stand auch schon super pünktlich mein nächster Fahrer, Ernesto, auf der Matte, der mich zum Fährableger in San Jose del Sur bringen sollte. Der Minibus war zwar ein bisschen Overkill nur für mich, aber letztendlich war's mir auch wieder egal.
Nach circa einer Stunde Fahrt waren wir am Hafen von San Jose del Sur. Ernesto spricht nur ein bisschen Englisch, aber wir konnten uns verständigen, er hat mir meine Fahrkarte gekauft und mir vor allem gesagt, dass er mich am Donnerstag auch wieder holen kommt, um mich nach Managua zu bringen.
Die Fährüberfahrt von San Jose del Sur nach Moyogalpa, einem der beiden Hauptorte von Ometepe, dauert ebenfalls ne gute Stunde und ich muss sagen, der See war am Anfang schon spürbar bewegt. Die Chemie konnte zwar in der Hosentasche bleiben, aber ich habe auf dem Ärmelkanal schon deutlich ruhigere Überfahrten gehabt. Unter der Fähre darf man sich jetzt aber auch kein allzu großes Schiff vorstellen. Ein paar Autos, ein LKW, etliche europäische Touris und vor allem viele, viele Einheimische waren an Bord. Ich hatte mir relativ bald nach dem Ablegen einen Platz vorne am Bug organisiert, so dass ich die ganze Überfahrt einen schönen Blick auf die näher kommende Insel mit den beiden Vulkanen hatte.
Am Hafen in Moyogalpa erwartete mich mein Driver-Guide für die Zeit meines Aufenthalts auf der Insel... Eric... wieder ein Jüngelchen, aber ich wette, dass wenn ich morgen mehr über ihn erfahre, ich wahrscheinlich zu hören kriege, dass er schon über 30 ist und zwei Kinder hat... *lach... man vertut sich hier echt mit dem Alter der Leute. Der fahrbare Untersatz hier auf Ometepe ist übrigens ein schicker Toyota Prado, und so wie ich Eric verstanden habe braucht man den Allradantrieb hier auch.
Mein Hotel liegt genau zwischen den beiden Vulkanen am Nordufer der Isla Ometepe und ich muss sagen, von all den Hotels, die ich hier bisher hatte, ist es, alles zusammengerechnet, das schönste. Das einzige, das mir hier noch fehlt, wäre eine Veranda mit Hängematte vor dem Zimmer, aber dafür hätte ich eine andere Zimmerkategorie buchen müssen. Ist auch ganz gut so, denn wenn ich hier noch eine Hängematte gehabt hätte, dann wäre ich heute nachmittag komplett versackt.
Ich habe mir im Hotelrestaurant einen kleinen Mittagsimbiss aus Hummus und Tortillas gegönnt und mich dann ein bisschen hingelegt. Irgendwie habe ich in Granada ja leider nur suboptimal geschlafen.
Im Gegensatz zu den Islas Solentiname, die schon hypnotisch verschlafen und aus der Welt waren, wirkt Ometepe sehr lebendig. Kein Kunststück, denn es ist hier doch alles was größer und belebter und es gibt auch ein paar Touris mehr, denn Ometepe ist deutlich einfacher zu erreichen als die Islas Solentiname. Trotzdem ist das Flair hier auch ein bisschen karibisch... fast so wie in El Castillo.
Als ich endlich aus meiner Siesta aufgewacht bin, war's kurz vor vier und ich bin runter zum See gegangen und habe einen Strandspaziergang gemacht. Dabei entstanden auch die beiden heutigen Bilder des Tages. Der Nicaragua-See ist schon eindrucksvoll groß. Die Nicaraguaner erwähnen gerne, dass ihr See die Größe von El Salvador hat... *lach... Als die Spanier hier herkamen, dachten sie zuerst, sie wären am Meer und stellten dann erstaunt fest, dass ihre Pferde das Wasser tranken. Daher bekam der See von den Conquistadores den Namen „el mar dulce“... das süße Meer. Trotzdem denkt man natürlich zuerst an richtiges Meer, wenn man hier am Strand entlang spaziert und ist auch entsprechend erst mal leicht verwundert, wenn die Bauern von Ometepe ihre Rinder zum Trinken an den Strand treiben. Kuckt mal genau. Der Mann reitet ohne Zaumzeug und Sattel... und hat seinen kleinen Sohn noch mit an Bord, so wie sein Reittier auch sein Kind bei der Arbeit dabei hat.
Das zweite Bild des Tages entstand nur ein paar Meter weiter. Die örtliche Dorfjugend spielt am Strand des Nicaragua-Sees und im Schatten des Volcán Maderas Baseball. Ich habe den Pänz ein bisschen zugekuckt, und festgestellt, dass ähnlich wie Fußball auch Baseball beim Spiel auf der Straße oder am Strand - was die Regeln angeht - den örtlichen Gegebenheiten angepasst wird. Das einzig doofe waren die Linedrives nach rechts (vom Batter aus gesehen) ins Wasser. Aber dann hat man im schlimmsten Fall die Mädels, die außerhalb des linken Bildrands im See schwammen, um Hilfe gebeten, damit man beim Zurückholen des Balls nicht zu nass wurde.
Morgen früh kommt mich Eric um halb acht abholen. Dann geht’s zur Dschungelwanderung am Maderas. Bin mal gespannt... der freundliche Kellner/Barkeeper hier im Hotel hat schon meine Vorbestellung für's Frühstück aufgenommen, damit ich morgen früh ein bisschen Zeit spare... So... und jetzt trinke ich noch meinen „Nica libre“, natürlich mit Flor de Caña gemixt, zu Ende und werde heute mal was früher ins Bett gehen.
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