2. Oktober 2022

Es gibt Länder, die enttäuschen einen. Es gibt Länder, die überraschen einen. Und dann gibt es Länder, die sind genau so, wie man sie sich vorgestellt hat. Namibia gehört für mich ganz klar in die letzte Kategorie… *lach… Eine Namibia-Reise hatte ich auf meiner Liste, seit ich mit Oma Käte über eine solche Tour nachgedacht habe. Dazu ist es nie gekommen (aber dafür hatten wir zwei absolut fantastische Afrika-Erlebnisse in anderen Ländern). Jetzt bin ich hier, und was soll ich sagen? Genau, aber wirklich genau, so wie ich es mir vorgestellt habe, ist es auch.
Heute war der erste richtige Reisetag. Die Fahrt war aber nur mäßig lang. Es ging von Windhoek aus in den westlichen Randbereich der Kalahari. Nach einem schönen, aber zügigen Frühstück in meinem Windhoeker Guesthouse habe ich den Vitara beladen und war auf dem Weg. Sonntag morgen um 9 in Windhoek… kaum Verkehr, fast wie in ner deutschen Stadt um diese Zeit. Windhoek ist echt nicht groß und so hatte ich die Stadt schnell hinter mir. Die B1, die Hauptstraße von Windhoek in Richtung Süden zur südafrikanischen Grenze, führt zuerst noch durch die bergige, felsige Landschaft, typisch afrikanisch, mit gelbem Gras und Akazien und sonstigem Gestrüpps bedeckt. Die B1 ist eine gut ausgebaute Straße, wie bei uns ne schöne Bundesstraße. Manche Teilstücke sind über etliche Kilometer schnurgrade.
In Rehoboth – sieht man auf der Karte - habe ich einen kurzen Stopp gemacht und mir nen Kaffee im Tankstellenshop organisiert. Hinter Rehoboth veränderte sich die Landschaft. Die Berge verschwanden und es wurde deutlich flacher. Nur noch leicht welliges Land, aber immer noch mit Akazien und gelbem Gras. Tiere gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viele. Ein paar Paviane, Ziegen und Rinder. Bei gefiedertem Getier sah es dagegen deutlich besser aus. Namibia scheint echt gut für Ornithologen zu sein. Aktuell steht die Tourliste bei 29 Arten, davon 3 neue. Ich hoffe, der Trend hält sich.
In Kalkrand ging es links ab auf die C12, und dann hatte ich Schotterstraße vor und unter dem Vitara. Hat echt Spaß gemacht und bisher gab es auch noch keine Schwierigkeiten mit den Reifen. Gegen 1 stand ich vor dem Einfahrtstor zum Intu Afrika Kalahari Reserve, einem privaten Wildschutzgebiet. In einer der Lodges auf dem Gelände hatte ich heute Quartier. Ich muss gestehen, dass ich privaten Wildschutzgebieten gegenüber Vorbehalte habe, denn hier geht es nicht zuerst um Naturschutz oder gar wissenschaftliches Arbeiten, sondern ums Geldverdienen. Um es direkt vorwegzunehmen: ausgeräumt wurden diese Vorbehalte heute nicht.
Die Lodge ist sehr schön. Genauso, wie man sich touristisches Afrika vorstellt. Großzügige Zimmer mit Blick auf einen großzügigen Pool und ein künstliches Wasserloch, an dem sich viele Vögel und der ein oder andere Springbock tummeln. Zuvorkommendes Personal. Gut ausgestattete Bar. Alles was das Herz begehrt. Nur halt nicht so richtig wild, wie ich finde.
Nach dem Einchecken habe ich zuerst mal ein gemütliches Mittagspicknick auf der Terrasse meines Zimmers gemacht: Cracker, ne Avocado und Biltong (Trockenfleisch, das im südlichen Afrika sehr beliebt ist). Schon von Deutschland aus hatte ich mir einen Game Drive, also eine geführte Safaritour im offenen Jeep gebucht. Um 16:30 Uhr sollte es los gehen und bis dahin habe ich Siesta gemacht und auf dem Gelände der Lodge Vögel beobachtet.
Pünktlich um halb fünf sind wir gestartet. Am Steuer saß unser Safari-Guide Bertus, und ich muss sagen, er hat’s echt gut gemacht, wusste sehr gut Bescheid und hat auch das ein oder andere am Wegesrand gefunden, was nicht zum Safari-Mainstream gehört. Mein persönliches Highlight war die Südbüscheleule, die er in einem Baum erspähte. Eulen kriegt man ja echt nur sehr selten zu Gesicht, geschweige denn vor die Kamera.
Neben Vögeln gab es auch allerlei Huftiere zu sehen. Elefanten und Nashörner fehlen zwar im Intu Afrika Reserve und auch Großraubtiere gibt es hier keine, abgesehen von einer armen alten Löwin, in einem eigens abgetrennten Bereich des 10.000 Hektar großen Reservats. Aber Springböcke, Giraffen, Gnus, Steppenzebras, Wasserböcke und Große Kudus haben wir zu sehen bekommen ebenso wie einen Steenbok und mehrere Kronenducker… und auch einen Blesbock, eine Antilopenart, die aus dem südlichen Südafrika stammt und die aus mir absolut unerklärlichen Gründen hier am Rande der namibischen Kalahari ausgewildert wurde. Mein persönliches Highlight waren aber die Oryxantilopen. Die Oryantilope ist das Wappentier Namibias und bis heute hatte ich noch keine in der freien Natur gesehen. Nur die verwandten Beisa-Spießböcke habe ich vor vielen Jahren mal in Nordkenia zu Gesicht bekommen. Entsprechend ziert eine Oryxantilope heute auch das erste Bild des Tages.
Zum Ende der Tour hin hat Bertus den Jeep auf einer der zahlreichen Dünen, die für die westliche Kalahari charakteristisch sind, geparkt und es gab einen klassischen Sundowner. Den Ausblick dazu, zumindest einen Ausschnitt, seht Ihr im zweiten Bild des Tages. Wir haben die Aussicht und den Sonnenuntergang genossen, und auch das namibische Bier.
Wieder in der Lodge gab es zum Abendessen… Oryxfilet. War super lecker. Ich hatte mit deutlichem Wildgeschmack gerechnet, aber es war eher wie sehr feinfaseriges Rindfleisch. Wird mit ziemlicher Sicherheit nicht das letzte Mal sein, dass einheimische Tiere während dieser Tour auf meinem Teller landen.
Morgen geht um 7 Uhr der Wecker. Ich habe ein ziemlich langes Stück Fahrt vor mir, bis zum südlichsten Punkt auf der Reise. Es wird bestimmt genug zu erzählen geben.


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