30. März 2016
Ihr habt's wahrscheinlich schon am zweiten Bild des Tages gesehen. Nachdem die Natur gestern die zweite Geige gespielt hat steht sie heute auf Platz 1. Ich habe heute ein richtig seltenes Tier vor die Linse gekriegt.
Zuerst ging's heute morgen aber mal wieder raus auf den Fluss. Ich hab schon gemerkt, dass Pünktlichkeit nicht so ganz Mees Stärke ist. Ich meine, er lässt mich jetzt nicht lange warten, aber während meine Guides in Luang Prabang und Vientiane schon immer fünf Minuten vor der Zeit auf der Matte standen ist er diese fünf Minuten zu spät. Das schien ja schon vorgestern am Flughafen ein erstes Omen zu sein, obwohl er da ja nix dafür konnte. Finde ich jetzt aber auch nicht schlimm (so lange er übermorgen pünktlich da ist, um mich zum Flughafen zu bringen). Er hat dafür halt andere Vorzüge. Er ist zum Beispiel echt lustig und ein guter Motorroller-Fahrer. Dazu gleich mehr.
Der Fluss... also, falls ich das bisher noch nicht deutlich genug gesagt habe: der Mekong ist super. Nicht perfekt, aber er haut mich echt um. Wenn ich wieder zu Hause bin kriegt er auf jeden Fall seine eigene Rubrik auf meiner Webseite.
Von der Anlegestelle auf Don Khong sind wir, also Mee und ich und unser Käpt'n, los und weiter nach Süden. Der Fluss hat hier einen ganz anderen Charakter als im Norden. Der Mekong fließt hier ruhig und gemächlich dahin, und hier unten im Si Phan Don-Gebiet, dem Gebiet der 4000 Inseln, ist er – die Inseln mitgerechnet – an einigen Stellen bis zu 14km breit. Ob es wirklich viertausend Inseln sind zweifeln auch die Lao an. Da wurde wahrscheinlich jeder Sandbank und jeder Busch, der bei Niedrigwasser über die Oberfläche ragt, mitgezählt.
Schön entspannt sind wir durch dieses Labyrinth gecruist und der Mekong bot dabei viele viele wechselnde Ansichten und auch viel Leben am, auf und mit dem Fluss. Da sind die Wasserbüffel, die auf den Inselchen weiden, die Rauchschwalben, die über dem Wasser nach Insekten jagen, die Strudel und Untiefen, die auf der Stelle stehenden Plastikflaschen, die anzeigen, wo die Fischer ihre Reusen im Wasser haben. Da war das offensichtlich herrenlose Boot, das ich im Blick hatte und mir schon Gedanken machen wollte, bis plötzlich ein Lao mit Taucherbrille aus den Fluten hochkam. Und da waren die Fischer – womit wir beim ersten Bild des Tages wären.
Nach rund anderthalb Stunden Fahrt flussabwärts haben wir in Don Khon (nicht verwechseln mit Don Khong, wo ich die Nacht verbracht habe) angelegt. An der Südspitze dieser Insel bildet der Mekong die Grenze zu Kambodscha und hier leben die letzten laotischen Flussdelphine. Allerdings kann man da nicht so einfach mit dem Boot von Norden kommend aus hinfahren, denn dazwischen liegen die Wasserfälle bzw. die Katarakte des Mekong, die schon im vorletzten Jahrhundert den Franzosen einiges an Kopfzerbrechen bereitet haben und die dazu geführt haben, dass auf Don Khon und der Nachbarinsel Don Det (heutzutage ein Backpacker-Zentrum) im 19.Jahrhundert eine Eisenbahnstrecke angelegt wurde, um die Güter, die den Mekong raufkamen, unterhalb der Wasserfälle abzuladen, per Bahn an den Fällen vorbei zu transportieren, und dann für die Weiterfahrt mekongaufwärts wieder auf Schiffe zu laden. Laut Programm von meiner Reiseagentur bietet sich eine Fahrradfahrt an die Südspitze von Don Khon an... theoretisch. Auch Mee war der Meinung, dass das ne begrenzt gute Idee wäre und deshalb hat er uns nen Motorroller gemietet. Es gibt ja bekanntlich für alles ein erstes Mal. Der Franti hat heute zum ersten Mal auf einem motorisierten Zweirad gesessen. Natürlich nur als Sozius. Mee ist gefahren – der hat schon langjährige Erfahrung auf der Art von Straßen, die uns bevorstand. Straßen? Es war ein Feldweg und kein asphaltierter... *lach... Jedenfalls sind wir so recht zügig und bei den herrschenden Temperaturen – es ist hier hochsommerlich warm, allerdings nicht übertrieben, und auch nicht besonders schwül – ziemlich angenehm an die südlichste Spitze von Laos gekommen. Mit dem Fahrrad wäre das in der Sonne eine sehr lange und langwierige Tortur geworden. Dann ging's wieder auf's Boot und raus zum Dolphin Watching.
Die Situation der laotischen Flussdelphine ist dramatisch. Es gibt nach letzten Angaben nur noch sechs Stück, die in einem ca. drei Kilometer langen und zwei Kilometer breiten Tiefwasserpool des Mekong zu Hause sind. Um genau zu sein sind das auch keine Flussdelphine, obwohl sie hier in nem Fluss leben. Zoologisch gesehen handelt es sich bei den Tieren um Irrawaddy-Delphine (benannt nach dem Fluss Irawaddy in Myanmar), auf Latein Orcaella brevisrostris. Von der IUCN sind sie insgesamt nur als 'verwundbar' eingestuft, denn es gibt sie nicht nur im Mekong sondern an allen Küsten vom Golf von Bengalen bis nach Papua-Neuguinea, und innerhalb dieses Gebietes auch in den größeren Flüssen. Wie man am zweiten Bild des Tages sehen kann war unser Dolphin Watching durchaus von Erfolg gekrönt, und es wird demnächst auch in den Safari-Bereich meiner Webseite ausstrahlen. Irrawaddy-Delphine sind übrigens auch deshalb bemerkenswert, weil sie im Gegensatz zu den meisten anderen Delphin-Arten keine langgezogene Schnauze haben.
Nach ner Stunde sehr erfolgreicher Safari auf dem Mekong sind wir wieder zurück und rauf auf den Roller. Wir haben noch einen Stopp an den Wasserfällen gemacht und dann gab's lao Mittagessen in einem der örtlichen Lokale.
Danach hat uns unser Käpt'n wieder an das linke Mekongufer zurück gefahren, wo unser Fahrer auf uns gewartet hat. Man ist nämlich auf der recht gut ausgebauten Route 13 an Land deutlich schneller als mit dem Boot gegen den Strom aufwärts.
Rund 30km vor Pakse, genau dort, wo wir auch gestern bei unserer Fährüberfahrt angekommen waren, erwartete mich das Boot der La Folie-Lodge um mich auf die Insel Don Deng zu bringen. Hier werde ich die letzten beiden Nächte in Laos verbringen. Morgen hat Mee frei und ich werde mit dem Fahrrad ein bisschen die Insel erkunden. Und auch noch mal Fernglas und Vogelbestimmungsbuch zücken. Die ornithologische Dürre hat sich nämlich etwas gemäßigt hier im Süden.
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