21. April 2022

Für nen Flugzeug-Freak wie mich war heute ein (fast) perfekter Tag. Dabei hatte er noch nicht mal viel Planung erfordert, nachdem die Idee erst einmal gereift war.
Es begann damit, dass ich vor einiger Zeit in der einschlägigen Fachpresse gelesen hatte, dass Delta Air Lines, der letzte große Betreiber, seine Flotte von zur Zeit noch 78 Boeing 717-200 in nicht allzu ferner Zukunft ausmustern würde. Die Boeing 717-200 ist die letzte Weiterentwicklung der Douglas DC-9, eines der erfolgreichsten Passagierflugzeuge, das Anfang der 1960er Jahre in Long Beach, Kalifornien, das Licht der Welt erblickte. Ich war schon immer ein großer Fan von Fliegern aus dem Hause Douglas (später McDonnell-Douglas), und mit der DC-9-Familie verbindet mich eine lange Geschichte. Ich habe schon in der DC-9-15, DC-9-30, DC-9-40, DC-9-50, MD-82, MD-83, MD-88 und MD-90 gesessen. Was mir noch fehlte war die Boeing 717, die bis zur Fusion von Boeing mit McDonnell-Douglas im Jahr 1997 noch unter der Bezeichnung MD-95 geführt wurde.
Als feststand, dass ich dieses Jahr für ein paar Tage Atlanta sein würde, war klar, dass ich die (vielleicht letzte) Gelegenheit nutzen wollte, mal mit diesem Flugzeug zu fliegen. Ich habe ein bisschen auf der Webseite von Delta Air Lines recherchiert. Die 717 wird vor allem auf regionalen Strecken ab/nach Atlanta eingesetzt, mit Flugzeiten zwischen 45 und 150 Minuten. Ein kurzer Flug würde mir ja reichen, und als dann auch noch Jackson, Mississippi, unter den angebotenen Zielen war, hatte ich mich schon entschieden. Jackson ist die Hauptstadt des Bundesstaates, der für ein Jahr mein Zuhause war, und mit dem mich immer noch viel verbindet. Ich war zwar schon mehrfach in Jackson selber, aber hingeflogen bin ich bis heute noch nie. Praktischerweise allerdings konnte ich bei Delta auch den direkten Rückflug nach Atlanta buchen, so dass ich heute in Jackson nur einen Aufenthalt von einer Stunde und elf Minuten hatte, bevor es mit der gleichen Maschine zurückging.
Da ich nur Handgepäck dabei hatte und online eingecheckt hatte, konnte ich in Atlanta direkt zur Sicherheitskontrolle. Nach den Erfahrungen meiner Porto Santo-Robinsonade im Sommer 2020 allerdings hatte ich auch Übernachtungskram und Laptop im Rucksack, für den Fall, dass ich in Jackson stranden würde. Man weiß ja nie.
In Atlanta hatte ich am Flughafen viel Zeit bevor es los ging, denn die Sicherheitskontrolle ging ziemlich flott. So habe ich auch noch ein gemütliches Frühstück am Gate machen können.
Ja, und dann ging es auf die erste Etappe des Tages. Ich glaube ich habe echt die ganze Zeit ein breites Grinsen auf dem Gesicht gehabt. Die Maschine, die für den heutigen Flug eingesetzt war, ist eine Boeing 717-231 und trägt das Kennzeichen N934AT. Die Maschine ist knapp 22 Jahre alt und gehört zu den 29 Maschinen, die ursprünglich einmal an TWA ausgeliefert worden waren. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere. TWA – Trans World Airlines – war einmal neben Pan Am die zweite große internationale Fluggesellschaft der USA.
Die direkte Entfernung von Atlanta nach Jackson beträgt nur 548km. Beide Flüge hatten also eine reine Flugzeit von weniger als einer Stunde. Mit dem Auto braucht man dagegen rund sechs Stunden. Eigentlich waren die beiden Flüge nicht wirklich was besonderes, aber für nen Flugzeug-Fan natürlich schon. Der Sound der beiden Rolls-Royce-Triebwerke, die hinten am Heck der 717 montiert sind, ist echt krass, wenn auch nicht ganz so markant, wie die Pratt&Whitney-Motoren, die die DC-9 und die MD-80 antrieben.
Beim Aussteigen in Jackson hat mich der Captain dann noch kurz ins Cockpit gebeten und wir haben ein bisschen erzählt. Er war früher für die U.S. Air Force in Stuttgart stationiert gewesen. Ich habe ihn gefragt, wie es denn so ist, die 717 zu fliegen und er meinte: „Naja, es ist halt ne DC-9. Hat zwar Bildschirme statt Zeigerinstrumente im Cockpit, aber man muss sie halt von Hand fliegen. Es ist kein Airbus, wo es schon reicht, Knöpfe zu drücken.“
Der Rückflug ging dann ähnlich zügig wie der Hinflug, aber eben auch wieder mit dem gleichen Sound, dem gleichen Blick auf den Flügel und eben alles, was das Besondere an einem Flug ausmacht. Interessanterweise hatte in Jackson eine neue Crew den Flieger übernommen, und auch dieses Mal hab ich nach unserer Ankunft in Atlanta erst ein paar Worte mit dem Ersten Offizier gewechselt und dann auch noch etwas mit dem Captain geklaaft.
Nach der Landung in Atlanta musste ich ja nicht auf mein Gepäck warten, sondern konnte direkt wieder los. Sehr praktisch. Ich habe mir nen Kaffee gekauft und mich dann auf die Suche nach ner guten Spotter-Location gemacht, denn ich wollte den Rest des Tages mit Fliegerkucken verbringen. So richtig erfolgreich war ich dabei aber leider nicht. Keiner der Punkte hat mich zufrieden gestellt. Der beste Kompromiss war letztendlich das oberste Deck der südlichen Parkgarage… Da war ich dann allerdings bis kurz nach sieben und habe den Verkehr beobachtet und fotografiert.
Um kurz nach acht habe ich mich mit Leticia zum Essen getroffen. Heute waren wir beim Mexikaner… Auch morgen werden wir etwas Zeit mit einander verbringen können, und ich will noch ein bisschen Sightseeing und Shopping machen.
Als Bild des Tages habe ich heute schon wieder einen Flieger für Euch… *lach… Man sieht unsere Boeing 717-200, die am Terminal in Jackson parkt. Einer der Piloten macht grade seinen Inspektionsrundgang.



Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag