14. Oktober 2023

Ich sitze im Flieger… unsere 787-9 ist auf dem Weg zu unserer ersten Reiseflughöhe. 13 Stunden und ein bisschen soll der Spaß dauern. Im Gegensatz zum Hinflug ist die Maschine dieses Mal rappelvoll.
Wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, wenn Ihr meine Social Media-Posts verfolgt habt, habe ich mich heute morgen für einen letzten Tag in Tokio entschieden. Es sollte noch mal ein bisschen Kultur und Tourismus geben. Ich bin zum Tokyo National Museum gefahren.
Heute ist Samstag und entsprechend viel war in der Stadt los. Das Museum liegt im Ueno Park, der noch mehrere andere Museen und den Zoo von Tokio beherbergt. Außerdem waren auf dem großen Platz vor dem Museum Buden und Zelte aufgebaut, für ein karibisches Kulturfestival. Sehr lustig anzusehen. Es gab Andenken zu kaufen, Essen aus Cuba und anderen Ländern der Karibik, auf der Bühne liefen Shows mit Musik, und die Japaner sind bei den Salsa-Kursen richtig abgegangen. Zu sehen hatte ich also genug.
Im Tokyo National Museum wird die Kunst und das Kulturschaffen Japans aus den letzten zehntausend Jahren dokumentiert. Gemälde, Samurai-Rüstungen, Schriftrollen, Töpferwaren, Buddha-Figuren, Schwerter und Messer, und und und… alles schön in den historischen Kontext eingebettet und vor allem auch auf Englisch erklärt. Nach zwei Wochen Japan und der vollen Packung japanischer Kultur und Geschichte kann ich mir mittlerweile unter Begriffen wie „Nara-Zeit“ oder „Edo-Zeit“ sogar etwas vorstellen. Ne gute Stunde habe ich in der Hauptausstellung verbracht, und mir dann noch in einem der Nebengebäude den Tempelschatz des Horyu-ji angesehen, der vom Tempel an das japanische Herrscherhaus geschenkt wurde. Das war echt eindrucksvoll, schon allein durch die Präsentation. Dutzende Buddha-Statuen, jede in einer eigenen Vitrine in einem großen abgedunkelten Saal. Das machte schon was her. Bis hierhin hatte ich jetzt schon mehrere Kandidaten für das Foto des Tages.
Nach dem Museumsbesuch war es Zeit für einen späten Mittagsimbiss aus der Kaffeebud und ich habe mich damit einfach im Park auf ein Mäuerchen gesetzt und den Tokiotern zugekuckt, wie sie den Samstag im Park im Sonnenschein genießen. Dabei kam mir wieder einmal mehr der Gedanke, dass hier in Japan eigentlich vieles so ist wie bei uns in Europa bzw. Deutschland.
Nach der Mittagspause bin ich ein bisschen weiter durch den Ueno Park spaziert. Neben den Museen und dem Zoo findet man im Park auch Tempel und Shinto-Schreine. Einen letzten kurzen Tempel-Besuch habe ich also auch gemacht, aber dann kam der spannende Teil des Park-Spaziergangs. Was es im Ueno-Park nämlich auch gibt, das ist eine Baseball-Feld und hier lief doch wirklich gerade ein Spiel. Okay, wir reden hier jetzt nicht über ein Stadion und die Abmessungen des Outfields waren auch nicht regulär. Aber es spielten zwei Amateur-Teams gegeneinander, die immerhin richtige Uniformen trugen. Ich hab mich also auf ne Bank hinter den Zaun gesetzt und zugesehen. Die Tokyo Trident Ibis spielten gegen ein Team namens Marlins. Wo die Marlins herkamen muss ich noch rausfinden. Aber immerhin haben ie Tokyo Trident Ibis ne Webseite. Ist zwar auf Japanisch, aber wenn ich wieder zu Hause bin, dann werde ich mir Google das mal übersetzen lassen und dann auch rausfinden, wo die Marlins her sind.
Dass Baseball auf dieser Reise überhaupt auch nur ein Thema sein würde, das hatte ich mir in keiner Weise träumen lassen. Umso lustiger, dass es gleich zwei Mal eine Rolle gespielt hat. Ich bin einfach ein großer Fan dieser Sportart, und dabei ist es mir auch ziemlich egal, ob es in nem Stadion vor 35.000 Leuten stattfindet, oder ob ich mit nem halben Dutzend anderer Zuschauer in nem Park hinterm Maschendrahtzaun sitze und ein paar Freizeitbaseballspielern zukucke. Baseball ist einfach schön und macht Spaß. Und deshalb hat eine meiner mit dem Handy durch den Maschendrahtzaun geknipsten Aufnahmen des Spiels auch das Bild des Tages bekommen.
Das Spiel endete nach sechs Innings mit 5-8 Marlins-Trident Ibis. Keine reguläre Spielzeit also. Am Ende des Spiels versammelte der Umpire (so heißen beim Baseball die Schiedsrichter und es gab nur einen, im Gegensatz zu mindestens 4 bei nem Profispiel) die Spieler, sagte ein paar Worte und dann hat man sich – ganz japanisch stilvoll – voreinander verbeugt, und gemeinsam angefangen, den Platz herzurichten. Offensichtlich war heute ein Doubleheader angesagt, also zwei Spiele an einem Spieltag. Das habe ich dann allerdings nicht mehr abgewartet, denn zum Abschluss des Tages wollte ich noch kurz zum Tokyo Tower, einem der Wahrzeichen der Stadt.
Zug, U-Bahn, Bus… ich muss sagen, dass ich nach zwei Reisewochen, unterstützt von der Japan Travel-App, den öffentlichen Nahverkehr hier in Tokio wie selbstverständlich nutze… und auch noch Spaß dabei habe.
Der Tokyo Tower entstand Ende der 1950er Jahre, inspiriert vom Eiffelturm und zu einer  Zeit, als Japan (ähnlich wie Deutschland) unter den Folgen des verlorenen Krieges litt. Damals war der Tokyo Tower, und ein paar Jahre später die Olympischen Spiele in Tokio, ein Symbol für den Blick nach vorne und den Wiederaufbau. Ob man ihn jetzt schön findet, darüber lässt sich streiten (und ins Bild des Tages hat er es – obwohl auch er ein Kandidat war – nicht geschafft). Ich habe also ein bisschen auf der Bank in einem der Parks rund um den Tokyo Tower gesessen, das Video für den heutigen Tag aufgenommen und die Ruhe genossen.
Dann wurde es aber langsam Zeit, mich auf den Weg zurück zum Hotel zu machen. Ein kleiner Fußmarsch, eine Station mit der U-Bahn, und dann bin ich vom Hamamatsucho bis nach Haneda mit der Tokyo Monorail gefahren. Die konnte ich interessanterweise mit meiner JR-Netzkarte nutzen und sie hatte im Gegensatz zu U- und Eisenbahn den Vorteil dass sie auf Stelzen unterwegs ist und man ein bisschen was sieht von der Stadt. Da habe ich mich ein bisschen an Kuala Lumpur erinnert gefühlt, wo die Monorail auch schöne Ausblicke auf die Stadt eröffnete.
Zurück im Hotel hatte ich noch ein bisschen Zeit und habe mich noch umgezogen, bevor ich mit dem Taxi zum Flughafen gefahren bin. Das waren nur ein paar Minuten, aber ich hatte keine Lust, mein komplettes Gepäck zum Bahnhof zu buckeln.
Mittlerweile sind wir auf 31.000 Fuß angekommen und die Flugbegleiterinnen kommen mit dem Abendessen. Es war heute ein echt gelungener Abschlusstag der Tour und ich fand es sehr passend, dass ich die Reise im Prinzip da beendet habe, wo sie angefangen hat, mit Sightseeing in Tokio. Morgen gibt es natürlich noch einen letzten Logbucheintrag mit dem Fazit der Reise.

Inhaltsverzeichnis letzter Tag


 

 

 

Inhaltsverzeichnis letzter Tag